Homeschooling leidet im Landkreis Celle unter fehlender Netzkapazität

Der Schulunterricht in Niedersachsen bleibt wegen der Corona-Krise nach den Weihnachtsferien zunächst stark eingeschränkt. Die Politik setzt weiter auf „Homeschooling“. Galt bei den Schulschließungen im Frühjahr vielerorts noch das Prinzip Aufgabenzettel, so sorgt die Ausgabe von Leih-Laptops inzwischen dafür, dass die Schülerschaft beim „digitalen Lernen“ weitgehend mitmachen kann. Die Internet-Anbindung der Schulen indes bleibt im Landkreis Celle der „Flaschenhals“, der den schönen Idealvorstellungen Grenzen setzt. Im Lockdown zeigen sich die Probleme deutlich, wie unter einer Lupe. „Mehr geht aktuell leider nicht": Aktuell verfügen die Schulen in der Trägerschaft des Landkreis Celle über unterschiedliche Internetanschlüsse, ist dazu aus der Verwaltung zu erfahren. Während einige Schulen bereits per Glasfaserkabel angebunden sind, ist die Datenkapazität anderswo eher mau. „Die verfügbaren Bandbreiten werden bestmöglich genutzt“, sagt Kreissprecher Tore Harmening. „Mehr geht aktuell leider nicht, weil Zugangspunkte vollständig ausgelastet sind und kein anderer Anbieter in der Nähe ein Produkt anbietet.“ „Es besteht Handlungsbedarf“: Dank Glasfaser-Förderung des Landkreises würden alle Schulstandorte künftig aber mit leistungsstarkem Internet versorgt, macht Harmening den Betroffenen Mut. „Es besteht auch Handlungsbedarf“, sagt dazu der Leiter der Berufsbildenden Schulen 1 in Altenhagen, Torsten Söder. Im Regelbetrieb, wenn die Schüler in ihren Klassenräumen am Unterricht teilnehmen, falle das Problem nicht auf. Doch wenn ein Lehrer aus der Schule heraus per Videokonferenz mit seinen Schülern Kontakt aufnehmen wolle, mache sich die fehlende Bandbreite des Internetzugangs deutlich bemerkbar. Und auch einer Videoübertragung der Schulstunde bei Wechselunterricht in geteilten Klassen – die Hälfte in der Schule, die andere Hälfte daheim – sind enge Grenzen gesetzt. Und Berufsschüler sind eh nur ein- bis zweimal wöchentlich in der Schule, da macht sich jeder ausgefallene Unterrichtstag besonders bemerkbar. Anders als im Gymnasium, wo es einen Abschlussjahrgang mit Präsenzunterricht gibt, finden sich in den für verschiedene Branchen zuständigen Berufsbildenden Schulen verschiedene Abschlussklassen. „Schüler in der kaufmännischen Ausbildung schreiben bundesweit alle am gleichen Tag ihre Abschlussarbeit“, erklärt Söder – Rücksichtnahme auf ein Manko der Schüler durch unterschiedliche Schulausstattungen sei leider nicht zu erwarten. "Cubes" mildern das Problem ab: Mit „Cubes“, zusätzlichen Internetverbindungen per Mobilfunk, hat der Landkreis die prekäre Lage der Schulen abgemildert. „Das wird uns partiell etwas helfen“, heißt es dazu aus der Lehrerschaft. Letztlich aber greifen alle diese „Cubes“ auf die in der Nähe stehenden Funkmasten zu – auch dieser Ausweg bei der Anbindung ans weltweite Datennetz stößt also an seine Grenzen. In den meisten Schulen im Landkreis sind Möglichkeiten zur kabellosen Anbindung per WLAN möglich. Über die Zugänglichkeit für Schüler entscheidet die jeweilige Schulleitung. So darf das WLAN in einigen Schulen nur von Lehrern genutzt werden. Und längst nicht alle „Hotspots“ sind flächendeckend im Schulgebäude verfügbar. Andere Landkreise sind besser aufgestellt: Vorhandene „Insellösungen“ sollen durch ein neue, zentral gesteuerte und überwachte WLAN-Lösung ersetzt werden, heißt es dazu von der Kreisverwaltung. „Eine im vergangenen Jahr beschaffte Testanlage hat sich als nicht für alle Schulen nutzbar erwiesen“, sagt Harmening. „Ein neues, für alle Schulen nutzbares Produkt wird aktuell gesucht. Eine wesentliche Herausforderung dafür besteht in der sehr hohen Anzahl an Systemen, die sich einloggen werden.“ Die Ausstattung und Umstrukturierung der Netzwerke zur Erweiterung der Home-Schooling-Möglichkeiten ist nach Harmenings Worten das vorrangige Vorhaben im jetzt begonnenen neuen Jahr. Zwei Schulen sollen komplett neu verkabelt werden. Das Vorhaben ist wohl auch nötig – andere Landkreise seien besser aufgestellt, ist zu erfahren. Von Klaus M. Frieling