Treffender, als es Baumpfleger Sascha Reisch aus München ausgedrückt hat, kann man es wohl nicht sagen: „Der Baum braucht keine Menschen, aber die Menschen brauchen Bäume“, zitiert Josua Hundertmark, European Treeworker aus Oppershausen, seinen Kollegen. Gemeinsam mit den Baumpflegern Michael Furche aus dem Landkreis Lüneburg und Thorsten Kruse-Neuls aus Uelzen hat der 35-Jährige das Projekt „Hausbaum des Jahres“ ins Leben gerufen. „Wir wollen eine neue Baum-Wahrnehmung schaffen“, sagt Hundertmark. „Bäume sind wertvoll.“
Bäume produzieren Sauerstoff
Nicht nur, dass sie das Klima in der Umgebung herunterkühlen. Bäume binden Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff, den die Menschen zum Leben brauchen.
Hausbaum des Jahres wird gekürt
Daher soll ab sofort einmal pro Jahr der schönste Baum im Privatbesitz gekürt werden, zunächst in den Landkreisen Celle, Lüneburg und Uelzen, bald dann in ganz Deutschland. „Wir wollen das Projekt bei den Deutschen Baumpflegetagen im April in Augsburg vorstellen“, sagt Hundertmark, der sich aber erst einmal auf viele Vorschläge aus dem Landkreis Celle freut. „Es muss nicht unbedingt ein prägendes Gehölz sein“, sagt der Baumpfleger. „Teilnehmen kann jeder Besitzer eines außergewöhnlichen Baumes, wobei wir mit außergewöhnlich nicht nur Größe und Alter meinen.“ Auch der persönliche Bezug der Besitzers zum Baum, also deren Geschichte, solle bei der Auswahl eine Rolle spielen. Der Apfelbaum, der zur Geburt der jüngsten Tochter gepflanzt wurde, kann somit beispielsweise auch „Hausbaum des Jahres“ werden. „Wir wollen, dass die Menschen ihren Baum wieder in den Mittelpunkt des Gartens rücken“, sagt Hundertmark.
Kostenlose Baumpflege zu gewinnen
Und es gibt auch einen Preis: „Der jeweilige ,Hausbaum des Jahres‘ erhält kostenlos alle baumgutachterlichen und baumpflegerischen Maßnahmen, die für seinen Erhalt nötig sind“, verspricht Hundertmark. „Von Bodendüngung über professionellen Baumschnitt bis zur eingehenden Untersuchung, zum Beispiel einer Schalltomographie.“ Ausgenommen sind Fällungen.
"Misswirtschaft hat zu Waldsterben geführt"
„Wir haben derzeit ein Riesen-Waldsterben, was nicht nur an der Hitze und der Trockenheit liegt, sondern auch an der Misswirtschaft in vergangenen Jahrzehnten“, sagt Hundertmark. Die drei Baumpfleger und Initiatoren des Projektes sind der Meinung, dass im privaten Bereich häufig zu früh und unnötig gefällt wird. „Das Wissen um Bäume hat in den letzten 20 Jahren eine rasante Entwicklung erfahren“, sagt Hundertmark. „Heutzutage weiß man mehr über die Anpassungsfähigkeit der Bäume, über ihre Wundreaktion und Abwehrfähigkeiten gegenüber Schädlingen.“ Auch gebe es heute technische Geräte, die eine genauere Beurteilung über die Stand- und Bruchsicherheit von Bäumen erlauben. „Uns ist es ein Anliegen, dieses Wissen und das Verständnis der Bäume zu vermitteln“, sagt Hundertmark. „Außerdem möchten wir mit diesem Projekt unsere Anerkennung und unseren Respekt für jeden Baumbesitzer zum Ausdruck bringen. Denn wir wissen, wie viel Arbeit ein Baum machen kann.“