Wie stark das Für und Wider ist, hat ein kürzlich veröffentlichter CZ-Bericht über eine Altenpflegerin aus dem Landkreis Celle gezeigt. Sie verweigert strikt die Registrierung, spricht gar von "Mafia-Methoden". Nach dem Bericht haben sich einige Leser, zum Teil ebenfalls Betroffene, bei der Redaktion gemeldet und die Altenpflegerin aus Bonstorf in ihrer Auffassung unterstützt. Doch auch von der Pflegekammer kam eine Reaktion – sie verteidigt naturgemäß die Institution.
"Natürlich sind die Missstände in der Pflege groß", sagt Katrin Havers, Vorstandsvorsitzende des Errichtungsausschusses der Pflegekammer Niedersachsen, im Gespräch mit der CZ. Fachkräftemangel und schlechte Bezahlung würden zu Recht zu einer Verängstigung der Betroffenen beitragen. Viele Pflegenden könnten sich nicht vorstellen, dass eine Pflegekammer Vorteile für sie bringt. Um Unklarheiten und Sorgen zu klären, wünscht sich Havers den persönlichen Austausch mit den Kollegen. Wer Fragen habe, könne sich per E-Mail und Telefon an die Pflegekammer wenden. "Das ist ausdrücklich erwünscht. Nur so können wir gemeinsam Antworten und Lösungen suchen und finden", erklärt Havers.
Sie selbst ist Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Medizinischen Hochschule Hannover – und für sie liegen die Vorteile der Pflegekammer auf der Hand: "Die demografische Entwicklung stellt unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren vor gewaltige Herausforderungen." Gemeinsam könne man diese deutlich besser bewältigen. "Politisch legitimiert kann die Kammer hier Einfluss nehmen", sagt Havers. Schließlich hätten es bisher weder Politiker noch Berufsverbände oder Gewerkschaften geschafft, die Situation in der Pflege nachhaltig zu verändern. "Wir hingegen definieren, wie gute Pflege aussieht."
Konkret will die Kammer beispielsweise Pflegestandards und eine Weiterbildungsordnung erstellen. Apropos Weiterbildung: Die Kritik von Seiten der Pflegenden entzündete sich auch daran, dass die Arbeitgeber womöglich nicht verpflichtet seien, entsprechende Lehrgänge zu bezahlen. "Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen und wird sich erst ergeben, wenn die erste Kammerversammlung ihre Arbeit aufgenommen hat", sagt Tino Schaft, Sprecher der Pflegekammer Niedersachsen, auf CZ-Nachfrage. Vermutlich wird das 2019 der Fall sein.
So sieht der weitere zeitliche Fahrplan aus: Derzeit ist der Errichtungsausschuss noch mit der Registrierung der Mitglieder und der Vorbereitung der Wahl zur Kammerversammlung befasst. Diese wird von Juni an stattfinden, ab April ist der Vorschlag von Kandidaten möglich. "Dabei wählen Altenpfleger auch wirklich nur Altenpfleger in die Kammer", so Havers.
Die Aufnahme ins Wählerverzeichnis hat bereits am 15. Februar geendet. Die Registrierpflicht bestehe aber weiterhin, so Havers. Wer das bislang noch nicht getan habe, bekomme ein Erinnerungsschreiben und später einen rechtskräftigen Aufforderungsbescheid. "Die Pflegekammer ist eine große Chance", sagt sie. "Endlich gibt es eine Vertretung aller Pflegekräfte."