Vor einem Jahr haben noch rund 25 Grundschüler die Wege zwischen den Beeten mit einer Polonäse platt getrampelt. Diesmal müssen die Lehrerinnen der Eugen-Naumann-Schule alleine stampfen. Wegen der Corona-Pandemie findet die Aussaat für die GemüseAckerdemie trotz Sonnenscheins zum ersten Mal in drei Jahren ohne Kinder statt. Schon bald werden aber auch die Grundschüler zur Gießkanne greifen – teilweise auch im Homeschooling.
Lehrerinnen ackern in Bergen auch ohne Schüler
Die GemüseAckerdemie geht in Bergen ins dritte Jahr. Wegen der Coronakrise findet die Aussaat zum ersten Mal ohne Schüler statt.

Annika Schwichtenberg, Tanja Koch, Karin Patterson, Jutta Heins und Sonja Walzik (von links) legen insgesamt zwölf Beete auf rund 110 Quadratmetern an.
| Foto: Christian Link
Quadratisch, praktisch, gut: Annika Schwichtenberg bringt das Gemüse nach Bergen.
| Foto: Christian LinkBergens Schulacker so groß wie kein anderer
"Normalerweise wird das alles zusammen mit den Kindern gemacht", sagt Annika Schwichtenberg, die für die GemüseAckerdemie in der Region rund um Hannover tourt. "Das hier ist die größte Ackerfläche für das Projekt, die ich bisher gesehen habe", kommentiert die Pädagogik-Studentin die 8 mal 14 Meter große Anbaufläche am Ortsrand von Bergen, die von einem Landwirt zur Verfügung gestellt wurde. Im Vergleich zu den innerstädtischen Schulen sind das paradiesische Bedingungen. "Manchmal handelt es sich einfach nur um eine Rasenfläche auf dem Schulgelände, die umgegraben wurde."
Wegen der Corona-Pandemie sind die Ackercoaches in diesem Jahr nur in Zweier-Teams unterwegs. Schwichtenberg und ihrer Kollegin Sonja Walzik, die in Hannover Architektur studiert, stehen aber immerhin drei Lehrerinnen zur Seite. Zusammen pflanzen sie Frühlingszwiebeln, Kresse, Sellerie, Mangold, Fenchel, Kohlrabi, Rauke, Kartoffeln und viele weitere Gemüsesorten an.

Ackerbau als Unterrichtsfach: Bei der Eugen-Naumann-Schule in Bergen laufen auch trotz Coronakrise die Vorbereitungen für die GemüseAckerdemie.
| Foto: Christian LinkPflöcke bringen Ordnung ins Beet
Damit die Kinder wissen, was da auf den Beeten wächst, haben die Lehrkräfte zusammen mit den Schülerinnen Tiara (Klasse 1a) und Hannah (Klasse 2a) aus der Notbetreuung alte Besenstiele zu 29 Hinweis-Pflöcken umfunktioniert. Die Besen wurden zersägt, geschliffen, bemalt, angespitzt und lackiert. "Das hat einen ganzen Vormittag gedauert", sagt Lehrerin Jutta Heins.
Ihre Viertklässler sind schon im dritten Jahr bei der GemüseAckerdemie dabei. Für das Projekt machen die Schüler sogar eine Überstunde: Statt 26 Wochenstunden haben sie 27 Unterrichtseinheiten. Bei den anderen beiden teilnehmenden Klassen gehört das Gemüseprojekt zum regulären Unterricht dazu. Damit sich der Arbeitseinsatz auf dem Acker auch lohnt, wird allerdings auch häufig noch die Klassenlehrer-Stunde hinzugenommen, verrät Lehrerin Tanja Koch.
"Schlaue Bauern" freuen sich auf die Schule
Die "schlauen Bauern" von Jutta Heins können ab 4. Mai als erste Schüler gemeinsam aufs Feld gehen. "Die freuen sich schon riesig auf die Schule, sogar die Rabauken", sagt die Klassenlehrerin und lacht. Ihren Schülern überreicht sie jeden zweiten Tag neue Unterrichtsaufgaben in einem Briefumschlag. "Es ist schön, dass man die Schüler mal trifft und ein bisschen schnacken kann."
Während Heins ganz altmodisch in der Coronakrise unterrichtet, hat Koch den digitalen Weg eingeschlagen: "Mit den Eltern habe ich E-Mail-Kontakt, mit den Schülern arbeite ich über die App 'Padlet' zusammen." Weil die Drittklässler erst später an die Schule zurückkehren, will die Lehrerin auch die Gartenarbeit als Hausaufgabe verteilen. Koch: "In der Ferienbetreuung hat das bisher auch immer gut geklappt."