„Es muss jetzt wirklich die Sonne scheinen, damit wir die Ernte fortsetzen können. Im Moment stockt alles wegen der Nässe“, sagt Kreislandwirt Jürgen Mente mit Blick auf das aktuelle Geschehen auf den Feldern im Landkreis Celle. Auch wenn es in den vergangenen Tagen stark regnete, hätten die Kulturen vor allem stark unter der Trockenheit in den Monaten März bis Mai gelitten.
Die Ernte der Wintergerste ist nach Mentes Worten so gut wie abgeschlossen, dieses Jahr etwas eher als sonst. Wegen des geringen Niederschlags sieht der Ertrag schlecht aus. Fallen im März im Raum Bergen durchschnittlich 70 Millimeter Niederschläge, waren es in diesem Jahr nur 7. Auch der April blieb mit 24 weit hinter den sonst üblichen 50 Millimetern zurück, ebenso der Mai, der mit 28 Millimetern knapp die Hälfte der durchschnittlich 60 Millimeter brachte.
Erst im Juni kamen 120 Millimeter Regen (statt sonst üblicher 80 Millimeter), zu spät für die Landwirte, die nicht beregnet hatten, denn dann setzen die Pflanzen keine Frucht mehr an. Der Juli mit bisher 83 Millimetern Regen liegt nach Angaben von Holger Rabe von der Landberatung Hermannsburg-Bergen voll im Durchschnitt. „Nicht normal ist, dass es jeden Tag regnete. Da ist auch kein Heu trocken zu kriegen“, sagt Rabe.
Auch beim Raps gibt es Einbußen. Teilweise waren die Flächen durch den Winter und die Trockenheit im Frühjahr geschädigt, erst später bildeten sich auf den Feldern noch einmal blühenden Inseln. Wurden diese Bereiche gesondert geerntet, war der Ertrag gering. Der Preis für Raps liegt zurzeit bei 40 Euro für den Doppelzentner, im vergangenen Jahr wurden 30 Euro gezahlt.
Ein Rest Raps muss noch geerntet werden, auch Sommergerste und Roggen stehen an, wenn die Mähdrescher wieder aufs Feld können. Lohnunternehmer Karsten Knoop aus Groß Hehlen hofft, dass seine fünf Mähdrescher bald wieder im Einsatz sind, denn seine Kunden sind durch die witterungsbedingten Verzögerungen inzwischen ungeduldig.
Für Zuckerrüben und Mais ist das Wetter nach Angaben des Kreislandwirts derzeit ideal. „Irgendwelche Pflanzen profitieren immer“, sagt er. Aber auch beim Mais trifft das nur zu, wenn er früh beregnet wurde. „Für Mais wird es ein Superjahr“, sagt Mente, das gelte für Körner- und Energiemais gleichermaßen. Auf 24 Prozent der Anbaufläche im Landkreis stehen inzwischen Energiepflanzen, von der guten Ernte profitieren also die Betreiber von Biogasanlagen.
Auch die Kartoffelfelder sehen gut auch. „Dieses Jahr sind viele kräftige Knollen vorhanden“, sagt der Kreislandwirt. „Wir mussten sehr in Vorleistung treten“, meint er mit Blick auf den Beregnungsaufwand. Deshalb hoffe er jetzt auf gute Preise, damit die Landwirte ihr Geld wieder reinbekämen. Das Handling der Anlagen sei einfacher geworden, heute ließen sich Beregnungsmaschinen schon per Handy eingeschalten, während er in seiner Ausbildungszeit noch Beregnungsrohre schleppen musste.
„Die Sonnenjahre sind nicht die schlechtesten, da kann man reagieren“, sagt der Kreislandwirt. Ein Alptraum sei es für die Landwirte, wenn die Ernte verregnet. Mentes Fazit: „2011 wird als trockenes Jahr bilanziert mit hohem Beregnungsaufwand.“
Von Joachim Gries