Zwei gelbe Säcke stehen neben dem Leitpfosten, daneben liegt ein kleiner Berg Glasflaschen. Am nächsten Leitpfosten wieder ein gelber Sack. Ein Stück weiter Richtung Schelploh sind die Müllsammler in Aktion. In der linken Hand der Sack, die Öffnung über einen Plastikring gezogen, damit er sich gut füllen lässt, in der rechten eine Müllzange. Mit der werden Tüten und Getränkekartons, Felgenzierringe, aufgeweichte Pappe und alles, was sonst so neben der Fahrbahn liegt, gepackt und eingesackt. Ruckzuck ist er voll. Glasflaschen kommen in eine Umhängetasche, die am nächsten Leitpfosten geleert wird.
Seit fünf Jahren sammelt Mahmut Colpan aus Schwarmstedt mit seinen Mitarbeitern den Müll entlang der Landes- und Bundesstraßen im Landkreis Celle ein. Auch im Heidekreis sammelt der Unternehmer im Auftrag der Straßenmeister den Müll ein, der aus den Autos fliegt. Etwa vier Wochen benötigt er mit seinem Team im Landkreis Celle, drei Wochen im Nachbarlandkreis. Zwischen fünf und 15 Kilometer werden täglich beiderseits der Fahrbahn abgegrast. „Wenn viel Müll liegt, geht es nicht so schnell“, sagt der 50-Jährige. Seine Aufgabe ist es, die Säcke und die Flaschen einzusammeln. Gut fünf Kubikmeter passen auf den Anhänger, die Flaschen kommen in eine Box auf der Deichsel. Sie landen später im Altglascontainer. Pfandflaschen und -dosen können die Mitarbeiter zu Geld machen.
Manchmal werden auch Portemonnaies oder Handys neben den Straßen gefunden, die werden dann zur Polizei gebracht. Portemonnaies oder auch Taschen seien aber meistens leer, so Colpan.
Immer im Frühjahr, bevor die Vegetation richtig in Schwung kommt, sammelt seine Firma neben den Straßen. Auch am Ostersamstag war er mit den Mitarbeitern im Einsatz, zu ganz normalen Arbeitszeiten von 7 bis 16.30 Uhr. „Wir müssen fertig werden“, sagt er zur Begründung. Am 17. April soll im Celler Raum alles sauber sein.
Colpan beschäftigt drei feste Kräfte, die beiden Sammler sind Aushilfskräfte aus Polen. „Nix Deutsch“, signalisieren sie und verweisen auf den Chef. Der hat die Erfahrung gemacht, dass Deutsche den Job nicht gern machen wollen, wegen der schweren Arbeit.
Diese Einschätzung kann Frank Osterloh von der Straßenmeisterei Celle nachvollziehen. Bei einem sonnigen Frühlingstag könne das Sammeln auch Spaß machen, aber Wetter sei bei Arbeiten an der Straße kein Thema. „Man bekommt runde Füße“, beschreibt er die eigentliche Herausforderung, denn bei der Müll-Suche gehe es die Böschungen rauf und runter, in die Gräben und wieder raus. Die Grundreinigung an den Straßen im Frühjahr selbst zu machen, dazu fehle das Personal. Die Firma arbeite sehr sauber. Einen niedrigen fünfstelligen Betrag zahlt die Straßenmeisterei jedes Jahr für das Müllsammeln, hinzu kommen die Entsorgungskosten.
Während des restlichen Jahres achten die Mitarbeiter der Straßenmeistereien bei Kontrollen auf besondere Müllvorkommen. Das können Tüten voller Windeln oder entsorgte Sofas sein. Manchmal finden sie auch ein verlorene Kennzeichen. Das komme dann zur Polizei, sagt Osterloh. Auch Portemonnaies, die beim Tanken auf den Autodach liegen blieben und später bei der Fahrt vom Winde verweht wurden, tauchten so wieder auf. Bei einem Anruf freue sich dann der Autofahrer, der sich schon als Diebstahl-Opfer sah, sagt Osterloh.
Von Joachim Gries