Fünf Grad wärmer könnte der Sommer im Schnitt sein. Das hatte kürzlich ein wenig scherzhaft ein CZ-Redakteur gefordert und angesichts des verregneten und kalten Sommersauwetters vielen Cellern wohl aus der Seele gesprochen.
Ein bisschen Geduld ist noch von Nöten – so ungefähr 40 bis 100 Jahre – dann könnte diese Marke auch ungefähr erreicht werden. So prognostizieren es zumindest die virtuellen Karten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), die jetzt im Internet unter www.lbeg.niedersachsen.de zugänglich sind.
„Dies sind Rohdaten aus den verschiedenen Klimamodellen“, erläutert Udo Müller, Leiter des Referats Landwirtschaft, Bodenschutz und Landesplanung im LBEG. Zu erkennen ist ein langsamer aber unaufhörlicher Anstieg der Mitteltemperatur.
Während im Zeitraum von 1961 bis 1990 im Jahresmittel im Kreis Celle zwischen sechs und acht Grad gemessen wurden, geht es jetzt bis ungefähr 2040 auf acht bis zehn Grad nach oben. 2100 prognostizieren die Experten ein Jahresmittel von 11 bis 13 Grad.
Laut Müller wird sich Celle dann auch auf ein anderes Wetter einstellen müssen. „Auch wenn viele das nicht gerne haben, derzeit gibt es bei uns meist feuchte Sommer und trockene Winter. Das Wetter Anfang Juli war also durchaus typisch“, sagt der LBEG-Referatsleiter. Dies wird sich zukünftig umkehren. Heißt also lange Trockenperioden im Sommer, mehr Niederschlag im Winter. „Die Wasserbilanz insgesamt bleibt einigermaßen gleich, nur die Phasen ändern sich“, sagt Müller.
Das hat Konsequenzen für die Celler Wirtschaft, denn besseres Wetter bedeutet eigentlich mehr Besucher. Der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH Ulrich von dem Bruch will das allerdings nicht so vorbehaltlos gelten lassen. „Der Heideurlauber ist wetterresistent“, sagt er. Im vergangenen Jahr sei der August zum Beispiel verregnet gewesen, trotzdem seien die Besucher geblieben. Allenfalls kurzfristige Buchung würden abnehmen. Negative Auswirkungen hingegen könnten zu heiße Jahre haben, nämlich dann, wenn die Heideblüte ausbleibt. „Uns würde so die Hauptsaison wegkippen“, sagt von dem Bruch.
Lange Trockenperioden werden auf jeden Fall den Landwirten mehr zu schaffen machen. „Wir müssen da konsequent auf Beregnung setzen“, sagt Kreislandwirt Jürgen Mente. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Diskussionen darüber gegeben, ob das Grundwasser für so starke Beregnung ausreicht. Sowohl das LBEG auch Mente sind der Meinung, dass genügend starke Grundwasserkörper vorhanden sind, Umweltschützer bezweifeln das.
Klar ist aber, dass bei einer Beregnung hohe Kosten entstehen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat für eine Beregnung von 200 Hektar über 30 Jahre Kosten von 855.000 Euro ermittelt, der größte Anteil davon Energie. Mente ist zwar auch nicht glücklich mit den Kosten, aber „vertrocknete Felder nützen uns auch nichts“.
Von Tore Harmening