Landkreis Celle

Es fehlen günstige Senioren-Wohnungen

Vielen Rentnern im Landkreis Celle steht ein Umzug ins Haus, weil sie sich ihre jetzigen Wohnungen finanziell nicht mehr leisten können. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des in Hannover beheimateten Pestel-Instituts.

  • Von Cellesche Zeitung
  • 25. Okt. 2011 | 16:09 Uhr
  • 09. Juni 2022
Immer mehr Rentner werden in kleinere Wohnungen umziehen m¸ssen. So sparen sie Miete - und Heizkosten. Doch gerade g¸nstige - Senioren-Wohnungen sind Mangelware.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 25. Okt. 2011 | 16:09 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Ein Großteil der älteren Menschen im Landkreis Celle wird in den kommenden Jahren über einen Wohnungswechsel nachdenken müssen: Viele Rentner werden sich ihre jetzigen Wohnungen künftig nicht mehr leisten können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des hannoverschen Pestel-Instituts. Diese prognostiziert eine erheblich zunehmende Altersarmut. Demnach werden im Jahr 2020 mehr als 2100 Rentner im Landkreis auf die staatliche Grundsicherung im Alter angewiesen sein. Ihre Zahl würde damit noch in diesem Jahrzehnt dramatisch steigen – um nahezu 88 Prozent.

„Das soziale Netz wird die meisten 55- bis 65-Jährigen, die heute von Hartz IV leben, im Rentenalter auffangen müssen. Wir werden damit auch im Landkreis Celle einen deutlichen Anstieg der Altersarmut erleben“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institutr. Immer mehr Menschen mit gebrochenen Erwerbsbiografien gingen in Rente. Phasen von Arbeitslosigkeit, Niedriglöhne und dauerhaft geringfügige Beschäftigungen seien dabei für sinkende Rentenbezüge bei Neurentnern verantwortlich. Ebenso eine nur geringe oder keine Altersvorsorge bei vielen Selbstständigen. Auch dies führe zu einer wachsenden Altersarmut.

Gemessen am Bundesdurchschnitt stuft das Pestel-Institut die zu erwartende Altersarmut im Landkreis Celle im Jahr 2020 als „erhöht“ ein.

Im Fokus der Berechnungen steht das bezahlbare Wohnen im Alter. Die Untersuchung erfolgte im Auftrag der Initiative „Impulse für den Wohnungsbau“. Darin haben sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau zusammengeschlossen.

„Wenn die Altersarmut im Landkreis Celle zunimmt, dann müssen wir über neue Wohnformen nachdenken. Das heißt konkret: kleinere, energieeffiziente und altengerechte Wohnungen für Senioren. Das spart Miete und Heizkosten“, so Günther. Bezahlbar seien für viele ältere Menschen, die alleine lebten, nur noch Wohnungsgrößen zwischen 30 und 40 Quadratmetern.

Um den Landkreis auf das Senioren-Wohnen vorzubereiten, müsse in den kommenden Jahren in erheblichem Maße neu und umgebaut werden. Andernfalls drohe eine „graue Wohnungsnot“ – und damit die soziale Ausgrenzung Älterer beim Wohnen. Immerhin werde die Zahl der Rentner im Landkreis bis 2020 um 8,4 Prozent auf mehr als 42.300 steigen.

Der Großteil der Senioren hat, so die Initiative „Impulse für den Wohnungsbau“, ein Interesse daran, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu wohnen. „Es macht also Sinn, für Wohnformen zu sorgen, die es älteren Menschen erlauben, weitgehend selbstständig im Alltag klarzukommen“, sagt Günther. Hier seien Häuser mit kleinen Wohn-Appartements die ideale Lösung. „Die älteren Menschen können sich dabei gegenseitig im Alltag unterstützen und einen Teil ihrer Zeit gemeinsam verbringen – etwa in Gemeinschaftsräumen oder einer Gemeinschaftsküche“, so Günther. Dies sei eine gut umsetzbare Alternative zum Mehrgenerationenhaus.

Die Initiative „Impulse für den Wohnungsbau“ fordert vom Bund dringend stärkere Anreize für das altersgerechte Sanieren und für den Neubau von barrierearmen Senioren-Wohnungen. Dazu müssten für das KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ in den kommenden Jahren mindestens 100 Millionen Euro jährlich zur Verfügung gestellt werden. Dieser Bedarf stehe jedoch im krassen Widerspruch zu dem, was die Bundesregierung derzeit plane. Die KfW-Mittel für diesen Bereich sollen noch in diesem Jahr auslaufen. „Dabei gibt es sie überhaupt erst seit gut zwei Jahren“, sagt Ronald Rast, der Sprecher der Initiative.

Von Joachim Gries

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