Celle-Landkreis

Erotik-Aus am Straßenrand im Landkreis Celle?

Seit Jahren gehören sie zu einem gewohnten Anblick entlang von Kreis-, Landes- oder Bundesstraßen: Lovemobile. Auf Parkplätzen an viel befahrenen Strecken bieten Prostituierte ihre Dienste an und hoffen auf Kunden. Doch nun könnten die Wohnmobile aus dem Bild verschwinden. Seit Juni vergangenen Jahres gilt ein Prostituiertenschutzgesetz, das mehr Kontrollen und höhere Standards vorsieht. Ist damit die Zeit der Lovemobile abgelaufen?

  • Von Carsten Richter
  • 20. Feb. 2018 | 05:08 Uhr
  • 09. Juni 2022
Die Prostituierte Vicky liegt am 28.05.2015 bei Uetze (Niedersachsen) in ihrem sogenannten Lovemobil. In einem Waldstück bei Burgdorf stehen Prostituierte, die in ihren Wohnmobilen anschaffen. Die Beratungsorganisation Phoenix betreut die Frauen, die oft aus Osteuropa kommen und bei ihrer Arbeit einem hohen Risiko ausgesetzt sind. Foto: Ole Spata/dpa (zu lni vom 03.06.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
  • Von Carsten Richter
  • 20. Feb. 2018 | 05:08 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Celle-Landkreis.

Die Fahrzeuge müssen laut dem neuen Gesetz mit einem Notrufsystem ausgestattet sein, einen ausreichend großen Innenraum und eine angemessene Ausstattung inklusive Sanitärbereich haben. Werden diese Standards unterschritten, wird die Erlaubnis für das Bereitstellen der Lovemobile nicht erteilt. Landesweit sind viele der Wagen veraltet und erfüllen die Voraussetzungen nicht, wie aus den Berichten verschiedener regionaler Medien hervorgeht.

Die Zuständigkeit, die Fahrzeuge auf die Einhaltung der Vorgaben zu kontrollieren, obliegt den Landkreisen. „Hier sind die Strukturen allerdings noch im Aufbau“, erklärt Tore Harmening, Sprecher des Landkreises Celle. Kontrollen habe es bislang noch nicht gegeben. „Die Überprüfung der Prostitutionsfahrzeuge erfolgt im Rahmen des Erlaubnisverfahrens und anlassbezogen.“ Demzufolge ist ein Rückgang der rollenden Bordelle im Landkreis bislang nicht festzustellen.

Das könne sich aber ändern: „Sollten gesetzlich geregelte Anforderungen nicht eingehalten werden, kann eine Erlaubnis entzogen oder versagt werden, sofern die Mängel nicht zu einer bestimmten Frist abgestellt werden“, so Harmening. Allerdings sei nicht für jeden Wagen eine Erlaubnis nötig. „Ein Fahrzeug muss dann nicht beim Landkreis gemeldet werden, wenn es der Prostituierten selbst gehört und nicht an sie vermietet ist“, sagt der Sprecher. Insofern lässt sich die genaue Anzahl der Lovemobile im Kreis Celle nicht benennen. „Bis zum 31. Dezember sind fünf Anträge auf Erteilung einer Betriebserlaubnis bei uns eingegangen“, sagt Harmening. Wegen der Dunkelziffer ist die Zahl aber höher.

Für Aufsehen sorgen die Fahrzeuge vor allem dann, wenn sie Ziel von Raubüberfällen oder in Brand gesteckt werden. Oder häufig Unfälle verursachen, weil sie die Fahrer ablenken. Wie an der B 188 im benachbarten Landkreis Gifhorn. Die Landesbehörde für Straßenbau hatte im Mai 2017 beschlossen, dass Prostituierte die Plätze an der Bundesstraße zwischen Meinersen und Gifhorn verlassen müssen – was die meisten Betreiber einem NDR-Bericht zufolge aber bislang ignorierten. Im Kreis Celle sind Unfälle durch Lovemobile indes kein Problem, teilte ein Polizeisprecher auf Anfrage mit.