Landkreis Celle

Die schwere Krise der Celler FDP

Im Celler Stadtrat künftig eine kleine - Splitterpartei, im Kreistag erheblich verloren, in den meisten Landkommunen kaum noch als politischer Faktor erkennbar: Die FDP ist im Kreis Celle im freien Fall.

  • Von Simon Ziegler
  • 20. Sept. 2011 | 16:57 Uhr
  • 09. Juni 2022
Vom Ende der Celler FDP
  • Von Simon Ziegler
  • 20. Sept. 2011 | 16:57 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Im Internet gibt es nach der Berlin-Wahl nur noch Häme und Spott. Seit ein paar Tagen kursiert im Netz ein Bild mit einem grinsenden Guido Westerwelle, der seine Schuhsohlen in die Kamera streckt. Das berühmte Foto wurde nur leicht frisiert: Wo einstmals eine gelbe 18 zu sehen war, ist jetzt ein kleines Komma dazugekommen.

Auch im Kreis Celle ist die FDP bei den Kommunalwahlen am 11. September mächtig unter die Räder gekommen. Die Partei fuhr massive Verluste in der Stadt Celle und bei der Wahl zum Kreistag ein und wird nur noch mit einer Handvoll Mandatsträgern in den beiden wichtigsten politischen Gremien sitzen - zusammen wohlgemerkt. In der Fläche ist die Lage noch viel schlimmer. In größeren Gemeinden wie Wietze und Winsen trat erst gar kein Liberaler mehr an. In den Samtgemeinderäten von Eschede und Flotwedel ist die FDP nicht oder nicht mehr vertreten. In den Rat der Stadt Bergen zieht mit Ach und Krach ein Liberaler ein. Immerhin: Ganz hoffnungslos ist die Lage nicht, wie gute Ergebnisse in Hambühren oder der Samtgemeinde Lachendorf zeigen.

Auch personell steht der Celler Parteiverband vor schweren Zeiten. Ihr bekanntester Vertreter, der Fraktionsvorsitzende im Celler Stadtrat Joachim Falkenhagen, fiel bei der Wahl zum Kreistag durch. Der frühere Kreisvorsitzende Ralf Überheim hat sich durch das Bündnis mit der Bürgerlichen Liste in Nienhagen selbst ins Abseits gestellt. Und Axel Rehwinkel, Überheims Nachfolger als Parteichef, bekam bei der Wahl zum Lachendorfer Gemeinderat gerade mal 24 Stimmen. Um überhaupt in den Gemeinderat einzuziehen, war ein Losentscheid nötig. Denn der kaum bekannte Pascal Zeidler-Hacke erhielt ebenfalls 24 Stimmen.

Man könnte formulieren, dass Rehwinkel weit und breit der einzige FDP-Mann ist, der eine „Wahl“ gewonnen hat.

Das dürfte sein Ergebnis aber nicht besser machen. Den Einzug in den Kreistag hat der Vorsitzende genauso verpasst wie den Einzug in den Samtgemeinderat. Er selbst nannte sein Ergebnis „ausbaufähig“. Er habe vor Ort wenig geworben, sagte Rehwinkel zur Begründung. Job, Familie und die Führung des Kreisverbandes hätten kaum Zeit gelassen.

„Ich denke, er muss darüber nachdenken. So ein Ergebnis spricht für sich“, sagte dagegen Ralf Überheim über das Resultat seines einstigen Kontrahenten. Der Mann aus Papenhorst hatte im Mai bei einer Kampfabstimmung um den Vorsitz gegen Rehwinkel den Kürzeren gezogen. Überheim, wegen der Kooperation mit der Bürgerlichen Liste um Nienhagens Bürgermeister Klaus Gärtner parteiintern schwer in der Kritik, wird wieder im Gemeinderat von Nienhagen (84 Stimmen) und im Samtgemeinderat von Wathlingen (178 Stimmen) sitzen. Dass auch sein Ergebnis nicht sehr erbaulich ist, weiß Überheim, der vor zwei Jahren für den Bundestag kandidiert hatte. „Ich bin nicht sehr glücklich über mein eigenes Ergebnis.“ Der frühere Kreischef warnt indes vor einem Ablenken von eigenen Fehlern. „Ausreden, wonach uns der Bundestrend eingeholt hat, finde ich albern“, sagte Überheim. Die FDP in Hambühren oder der Lachendorfer Charles Sievers hätten gezeigt, dass auch in einem schwierigen Umfeld Wahlen zu gewinnen seien.

Ratlos ob des enttäuschenden FDP-Ergebnisses äußerte sich gestern Martin Hildebrandt. „In Bergen waren wir die einzige Partei, die ein Thema richtig nach vorne gebracht hat. Es ist nicht erklärbar, dass wir so wenige Stimmen bekommen haben“, sagte er mit Blick auf die geforderte Westumgehung über die Panzerringstraße. Das Urgestein der Partei, Mitglied seit 1968 und von 1986 bis 1994 Fraktionschef im Landtag von Hannover, räumt ein, dass die Partei Nachwuchssorgen habe. Ein Rezept, wie die FDP aus ihrem Siechtum kommen kann, hat aber auch er nicht.

Und Rehwinkel? Er kündigte an, Inhalte stärker hervorheben zu wollen. Oberstes Ziel sei es, rund um die neuen Oberschulen ein vernünftiges Bildungsangebot zu installieren. Ein anderes Thema sei die Zusammenarbeit von Kommunen und Kreisen. Rehwinkel findet, dass beispielsweise darüber nachgedacht werden muss, ob der Kreis Celle eines Tages mit einem Teil von Uelzen fusionieren könnte.

Es wird sich zeigen, ob die Partei mit diesen Ideen aus der Krise kommen kann.