Landkreis Celle

Debatte über Oberschulen: Meyer kritisiert Philologen scharf

Der SPD-Landtagsabgeordnete Rolf Meyer hat sich in die seit Wochen schwelende Debatte um die Oberschulen eingeschaltet. Meyer, Vorsitzender des Schulausschusses des Celler Kreistages, sagte, dass die Argumente gegen die Oberschulen immer unsachlicher und die Unterstellungen immer dreister würden. „Wer den Kindern in einem Dorf ein schlechtes Gewissen einreden will, weil sie den gymnasialen Zweig einer Oberschule besuchen, verliert den Anspruch darauf, ernst genommen zu werden“, so Meyer.

  • Von Simon Ziegler
  • 02. Jan. 2011 | 22:03 Uhr
  • 09. Juni 2022
  • Von Simon Ziegler
  • 02. Jan. 2011 | 22:03 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Renate Brandl, Celler Ortsvorsitzende des Philologenverbandes in Niedersachsen, hatte gegenüber der CZ gewarnt, dass als Konsequenz der Einführung von Oberschulen möglicherweise Gymnasien in der Stadt Celle schließen müssten. Wörtlich sagte Brandl, dass „jeder Schüler in einer Gymnasialzweigklasse im Dorf verhindert, dass andere Kinder ein anspruchsvolles und differenziertes gymnasiales Angebot in Celle wahrnehmen können“. Sie sagte weiter, dass es mit gymnasialem Niveau nichts zu tun habe, wenn es in einzelnen Gemeinden maximal eine Gymnasialklasse pro Jahrgang gebe. Das Modell sei Etikettenschwindel, da es sich um Oberschulen genannte Gesamtschulen handele.

Meyer warf dem Philologenverband vor, dass über die Celler Gymnasien eine Schutzglocke gelegt werden solle. „Die Fläche des Landkreises soll dagegen Bildungswüste sein. Das ist die Verweigerung eigener Anstrengungen und einer ernsthaften Debatte.“ Er kritisierte, dass im Kreisgebiet noch immer unterdurchschnittlich viele Kinder Gymnasien besuchten. Der demografische Wandel werde dafür sorgen, dass die Struktur der Schulen sich zwangsläufig ändern müsse. Zudem sei der pauschale Vorwurf, Gesamtschulen arbeiteten auf einem niedrigeren Niveau, „lächerlich und längst widerlegt“. „Deutschlands beste Schule war die Robert-Bosch-Gesamtschule in Hildesheim. Was also sollen die perfiden Angriffe?“, fragt der Sozialdemokrat, nachdem der Philologenverband geäußert hatte, die Pisa-Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Gesamtschulen nicht das Niveau von Realschulen erreichen würden.

Der Landtagsabgeordnete Meyer bezeichnete die von CDU und FDP geplante Oberschule als keine ideale Lösung. Sie könne aber als Basis eines Übergangs dienen. Im Kreis Celle machen sich einige Kommunen Hoffnung auf die Oberschule. Denkbar ist das Modell, für das noch das Niedersächsische Schulgesetz geändert werden muss, zum Beispiel in Bergen, Winsen, Hambühren oder Wathlingen.

Mehrere Celler Kreistags-Politiker, darunter die Fraktionsspitzen von CDU und SPD, hatten sich zuletzt aufgeschlossen gezeigt, dass die Oberschule in den kommenden Jahren im Raum Celle Realität werden könnte. Die CDU kündigte allerdings an, sich dafür einsetzen, dass die Celler Gymnasien nicht in ihrem Bestand gefährdet werden dürften. Genau das könnte schwierig werden. Denn unter vorgehaltener Hand weisen Bildungspolitiker schon lange darauf hin, dass der demografische Wandel auf Dauer eines der vier Celler Gymnasien überflüssig machen könnte. Befürchtet wird seitens der Gymnasien, dass die Oberschule diesen Prozess beschleunigen wird.

Ziel des Niedersächsischen Kultusministeriums ist es, das neue Modell ab 2011/2012 zuzulassen. Die Oberschule soll sowohl ohne als auch mit gymnasialem Angebot möglich sein. Bei einer Fusion von Haupt- und Realschule sind 52 Schüler pro Jahrgang vorgeschrieben, mit gymnasialem Angebot sind es 79. Die Mindestschülerzahlen müssen dann über einen Zeitraum von zehn Jahren nachgewiesen werden können.