Das hat das Land mit den OHE-Strecken im Landkreis Celle vor

Gar nicht glücklich ist die SPD-Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann darüber, dass das Thema „Reaktivierung der OHE-Strecken“ jetzt von den CDU-Fraktionen im Celler Kreistag und im Berger Stadtrat auf den Plan gerufen worden ist. Dabei befürwortet die Hermannsburgerin, die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion ist, grundsätzlich die Pläne. „Wir arbeiten da seit vier Jahren dran, aber es ist der absolut falsche Zeitpunkt“, schimpft Lühmann. Man müsse erstmal die Gespräche zwischen Land und OHE abwarten. Die CZ hat beim niedersächsischen Wirtschaftsministerium nachgehakt. Dort hat man den Güterverkehr im Fokus. Bernd Althusmann: Übernahme der OHE-Infrastruktur gut für Landkreis Celle: „Mit der geplanten Übernahme der OHE-Infrastruktur gehen auch für den Landkreis Celle gute Perspektiven hinsichtlich nachhaltiger und regionaler Entwicklung einher“, sagt Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). „Ein Zugang zum Schienennetz ist für die ansässige Wirtschaft ein echter Pluspunkt und steigert die Standortattraktivität für potentielle Ansiedlungen.“ Nach Angaben von Pressesprecher Eike Frenzel beabsichtigt das Land, das etwa 250 Kilometer lange Streckennetz der Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) zu kaufen, um damit die Infrastruktur in den betroffenen Regionen Nordostniedersachsens zu verbessern und insgesamt regionalwirtschaftliche Effekte zu erzielen. Regionaler Schienengüterverkehr hat aus Sicht des Landes Potenzial: Schließlich gehe aus mehreren Gutachten hervor, dass das OHE-Schienennetz sowohl für bestehende Unternehmen als auch für weitere Ansiedlungen sehr gute Wettbewerbsvorteile biete. „Auch für eine Ausweitung des regionalen Schienengüterverkehrs ist Potenzial vorhanden. Nicht zuletzt würde mit dem Kauf und dem Erhalt des Schienennetzes eine wichtige Grundlage geschaffen, um mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bekommen und somit einen Beitrag für klimaschonenden Verkehr zu leisten“, sagt Frenzel. Kauf von OHE-Strecken: Land plant unabhängig vom Schienenpersonennahverkehr: Und denkt das Land auch an Personenzüge? „Die Planungen zur Übernahme der OHE-Infrastruktur sind unabhängig von Überlegungen zur Ausweitung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV)“, sagt der Pressesprecher des Wirtschaftsministeriums auf CZ-Nachfrage. „Aus dem OHE-Netz ist bislang keine Strecke für eine Reaktivierung im SPNV vorgesehen.“ Reaktivierung der OHE-Strecken: CDU stellt Antrag im Celler Kreistag: Das will die Kreis-CDU mit ihrem Antrag ändern. Der Kreistagsabgeordnete Jan-Hendrik Hohls (CDU) hatte bereits betont, dass es nicht nur „stumpfen Güterverkehr“ geben dürfe. „Die Strecke ist für 60 Stundenkilometer freigegeben“, sagt Lühmann. „Für Personenverkehr müsste sie für 80 Stundenkilometer ertüchtigt werden.“ Das mache die OHE aber nicht. Umfangsreiches Bau- und Sanierungsprogramm für Bahnstrecken erstellt: Frenzel sagt, dass auch für den Güterverkehr Baumaßnahmen nötig seien, um den Zustand des Netzes zu verbessern. „Daher wurde ein Businessplan erstellt, der auch ein umfangreiches Bau- und Sanierungsprogramm beinhaltet“, so der Ministeriumssprecher. „Dieses Ertüchtigungsprogramm soll dazu führen, dass das Schienennetz attraktiver für Verkehrsunternehmen ist und auf Dauer wirtschaftlich betrieben werden kann.“ An der Betriebsführung, also zum Beispiel dem Stellwerk Celle, solle sich durch den Kauf nichts ändern. „Letzte Bewertungen durch Wirtschaftsprüfer stehen noch aus – es ist geplant, den Kauf in 2021 durchzuführen“, sagt Frenzel. Kirsten Lühmann zu OHE-Plänen: Claudia Dettmar-Müller gebührt die Ehre: Parallel zu den Gesprächen zwischen OHE und Land wird die politische Diskussion im Kreistag geführt werden. Auch wenn Lühmann das zu diesem Zeitpunkt nicht haben möchte. Der CDU wirft sie vor, auf den fahrenden Zug aufspringen zu wollen. „Die Ehre gebührt allein Claudia Dettmar-Müller, die alles super vorbereitet hat“, sagt die Bundestagsabgeordnete. Die Berger Bürgermeisterin hatte nach ihrem Amtsantritt an verschiedenen Stellen, Verwaltung, Politik und Bundeswehr, das Gespräch zu dem Thema gesucht. Peter Gralher träumt von Personenverkehr auf OHE-Strecken im Landkreis Celle: Fest steht: Sowohl Dettmar-Müller als auch Hohls und Peter Gralher, Berger CDU-Ratsherr und Leiter Fahrbahn bei OHE, verfolgen dasselbe Ziel. Sie wollen, dass auf den OHE-Strecken zwischen Celle und Soltau, Beckedorf und Munster sowie Celle und Wittingen nicht nur mehr Güterzüge, sondern auch wieder Personenzüge fahren. Für diesen Traum werden aber wohl noch einige dicke Bretter gebohrt werden müssen. Der Celler CDU-Bundestagsabgeordnete Henning Otte sieht die Deutsche Bahn mit ihren jüngsten Erläuterungen zu einem Neubau zwischen Radbruch und südlich von Uelzen "auf dem Holzweg". „Es ist Aufgabe der Deutschen Bahn, den Schienenausbau gerichtsfest zu planen. Dazu gehören verschiedene Varianten um Vor- und Nachteile abzuwägen. Politisch ist nach wie vor das Alpha-E der Maßstab, so wie es im Abschlussdokument des Dialogforums Schiene-Nord 2015 beschlossen wurde“, betont Otte. So stehe es im Bundesverkehrswegeplan und es gebe einen einstimmigen Landtagsbeschluss. Der Projektbeirat begleite den Planungsprozess konstruktiv und habe aus privaten Mitteln die Vieregg-Studie in Auftrag gegeben, mit der eine Umsetzung des Konzepts bewiesen werde. „Natürlich können die Planer der Deutschen Bahn anderer Auffassung sein. Deswegen ist es gut, dass Herr Vieregg selbst die Chance erhält, bei der nächsten Gläsernen Werkstatt, seine Planung zu erläutern. "Jedenfalls ist sich die Politik von Bund und Land einig: Es bleibt beim Alpha-E“, so Otte. Die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) hat sich in Schleswig-Holstein gegen die Deutsche Bahn durchgesetzt und eine Ausschreibung im Personennahverkehr gewonnen. Wie der Vorstandsvorsitzende Jost Knebel auf CZ-Anfrage bestätigt, soll die OHE bis Ende des Monats den formellen Zuschlag erhalten. Ab Ende 2022 werden dann die Strecken von Kiel nach Lübeck und Preetz (Kreis Plön) sowie von Lübeck nach Lüneburg durch die OHE bedient. Das Besondere: Nach einer Übergangszeit sollen keine Dieselfahrzeuge mehr fahren, sondern Züge, die mit Strom und Batterien betrieben werden. Das Land Schleswig-Holstein kauft die Akku-Züge und vermietet sie an die OHE, beziehungsweise eine Tochtergesellschaft, die gegründet wird. Für die Wartung baut der Hersteller Stadler ein Werk in Rendsburg. "In Lüneburg haben wir direkten Anschluss an den Metronom", sagt Knebel. Möglicherweise werde die Reaktivierung der Strecken von Amelinghausen sowie von Bleckede nach Lüneburg nun befeuert.