Angeknabberte oder verfaulte Blätter – und das mitten im Frühling: Bei Spaziergängen durch die Wälder im Raum Celle fällt zurzeit in erster Linie das saftige Grün der Bäume und Sträucher auf. Doch bei genauerem Hinsehen erblickt man die Kehrseite dieser Jahreszeit: die Folgen von Zecken, Raupen und Co. „Das frühe, warme und trockene Frühjahr hat die Entwicklung von Schädlingen begünstigt“, sagt Hans-Martin Hauskeller, Leiter des Forstamtes Unterlüß. Dennoch müsse man differenzieren: Nicht alle Lebewesen reagierten auf das Wetter gleich, so Hauskeller.
Fichten seien durch den niederschlagsarmen Winter und das zeitige Frühjahr zurzeit im Trocken-Stress, für den Befall von Borkenkäfern seien sie daher momentan besonders anfällig. „Die Borkenkäfer waren früh aktiv und die natürliche Abwehrkraft der Fichten ist gemindert“, erklärt Hauskeller. Das Forstamt beobachte die Bestände sehr genau und reagiere zügig. „Für Borkenkäfer bruttaugliches Material wird beseitigt, in gefährdeten Lagen werden Lockstoff-Fallen aufgestellt, die helfen sollen, die Population der Käfer zu senken“, sagt der Forstamtsleiter.
Auch der Eichenprozessionsspinner macht sich regelmäßig im Frühjahr an den Bäumen zu schaffen. „Bedingt durch die großen Waldflächen des Forstamtes Unterlüß ist er zurzeit noch unauffällig“, sagt Hauskeller. Das war im vergangenen Jahr anders, erinnert Landkreis-Sprecherin Yvonne Jacobi. „Da wurde sogar ein Bürgertelefon geschaltet, über das ein Befall mit dem Eichenprozessionsspinner gemeldet werden konnte.“ In der Gemeinde Eldingen hatte es auf einem Grillplatz einen Befall einzelner Eichen gegeben – der Platz wurde vorübergehend gesperrt, die Nester wurden entfernt. Aus Gesundheitsgründen, wie es vom Gesundheitsamt des Landkreises heißt: Durch Kontakt mit den Brennhaaren der Larven, die ein Nesselgift enthalten, das stärker als das der Brennnessel ist, kann es zu allergischen Reaktionen kommen.
Die Eiche sei auch über den Prozessionsspinner hinaus derzeit gefährdet: Schädlinge wie Eichenwickler, Frostspanner und Schwammspinner fressen die Blätter an. „Seit Jahren werden die Eichenbestände in unserem Forstamt durch wiederholten starken Fraß geschwächt“, sagt Hauskeller. Käme Mehltau hinzu, käme es vereinzelt zu Absterbeerscheinungen.
Mensch und Tier müssen sich derweil besonders vor Zecken in Acht nehmen – auch sie sind eine Folge des milden Winters. „Sie sind schon längst aktiv“, sagt Jacobi.