Wohl selten gibt es von Experten einer einzigen Branche so unterschiedliche Aussagen wie beim Thema Schweinegrippe. Selbst die Zahl der Erkrankten ist umstritten. Inzwischen geht das Landesgesundheitsamt davon aus, dass nur einer von zehn Erkrankten erkannt wird. Damit könnten über 1000 Menschen im Kreis Celle infiziert sein. Eine Zahl, die auch der Celler Allgemeinmediziner Dr. Ulf Gründler für realistisch hält. Ein Großteil wisse gar nichts von der Infektion, da der Verlauf nach wie vor meist sehr mild ist. Allerdings: Gestern wurde gemeldet, dass es in Niedersachsen mindestens vier Menschen gibt, die lebensgefährlich an der Schweinegrippe erkrankt sind und auf der Intensivstation liegen.
Impfung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Spritze gegen H1N1 grundsätzlich. Das Gesundheitsamt in Celle schließt sich dem an. „Wir empfehlen die Impfung vorrangig für chronisch Kranke“, sagt Amtsarzt Carsten Bauer. Doch es gibt auch andere Meinungen. „Den gesunden 40-Jährigen würde ich nicht impfen“, sagt der Celler Internist Dr. Andreas Wittekindt. Es bleibt dabei: Die Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.
Schwangere: Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch über die Frage, ob Schwangere die Spritze bekommen sollen. Bauer: „Bei Schwangeren ist das Risiko größer, dass die Krankheit schwerer verläuft. Sie sollten sich deshalb impfen lassen.“ Widerspruch kommt von Wittekindt: „Der Impfstoff für Schwangere ist noch nicht genügend untersucht, ich würde Schwangere nicht impfen.“
Zweite Impfung: Nachdem das Serum auf den Markt kam, hieß es, eine zweite Impfung nach etwa drei Wochen sei nötig. Dr. Wolfgang Toeller, Sprecher der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte in Celle, sagt aber, dass die zweite Spritze nicht nötig sei, da schon nach der ersten Verabreichung genügend Antikörper gebildet würden, um als immun zu gelten. Ausnahmen seien Kleinkinder und Patienten über 60 Jahren. Das Celler Gesundheitsamt erwartet eine neue Empfehlung der STIKO für Mitte November. Ob die erste Impfung ausreiche, könne man jetzt noch nicht sagen, sagt Bauer.
Nebenwirkungen: Einigkeit gibt es hingegen bei der Frage der Nebenwirkungen. Bis auf örtliche Schwellungen und Rötungen sei bei der Masse der Geimpften bislang kaum etwas festgestellt worden. Vereinzelt könnten Allergien auftreten, dies sei aber bei allen Impfungen der Fall, hieß es.
Fragen: Die Kassenärztliche Vereinigung hat eine Hotline geschaltet, in der Bürger erfahren, welche Ärzte impfen. Unter s 01801155511 werden diese Angaben auch für den Landkreis Celle gemacht. Über den aktuellen Stand zur Schweinegrippe informiert auch das Landesgesundheitsamt im Internet.
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