Herr Wiswe, wenn Sie die Corona-Krise historisch einordnen. Hat es etwas Vergleichbares in Ihrer Amtszeit als Landrat schon mal gegeben?
Nicht mal im Ansatz. Diese Form der Krise, mit diesem Ausmaß und diesen einschneidenden Maßnahmen, das hätte ich mir nie vorstellen können.
Bei Ihnen laufen die Fäden zusammen, Sie sind sozusagen der oberste Corona-Krisenmanager in Celle. Wie sieht derzeit Ihr Arbeitsalltag aus?
Zum einen bin ich wie viele meiner Mitarbeiter im Homeoffice. Zumindest die meiste Zeit. Persönliche Kontakte sind auf das Allernötigste beschränkt. Telefonate und E-Mails bestimmen den Tag. Selbst verwaltungsinterne Gespräche finden als Videokonferenzen statt. Ich bekomme am Tag bis zu 120 E-Mails. Die letzten werden um 23 Uhr beantwortet.
Zum anderen?
Zum anderen haben wir in der Verwaltung einen Krisenstab eingerichtet. Es geht dabei um alle medizinischen Angelegenheiten, die Durchsetzung und Kontrolle der Allgemeinverfügungen und Verordnungen, die Kommunikation mit Dritten wie dem Krankenhaus oder der Bundeswehr, die Organisation innerhalb und außerhalb der Kreisverwaltung und es geht um die Öffentlichkeitsarbeit. Die Leitung des Krisenstabs hat Erster Kreisrat Michael Cordioli. Insgesamt sind das komplette Gesundheitsamt und zusätzlich bis zu 50 Mitarbeiter nur mit Corona beschäftigt.
Wie arbeitet der Krisenstab?
Das Spektrum ist breit: Es gibt eine tägliche Lagebesprechung. Infektionsketten bei positiv getesteten Personen werden verfolgt. Medizinische Fragen und Quarantänemaßnahmen müssen geklärt werden. Hier unterstützt der Stab das Gesundheitsamt. Dann müssen Probleme gesichtet und Entscheidungen getroffen werden, wie unklare Verfügungen auszulegen sind. Desweiteren wollen wir die Öffentlichkeit früh und umfassend informieren, damit Vertrauen entsteht. Wir müssen uns außerdem mit der Polizei und unseren Gemeinden abstimmen, wer welche Teile der Verfügungen überwacht.