Landkreis Celle

Celler hat es kalt erwischt

Einige werden sich am Dienstagmorgen kräftig die Augen gerieben haben, als sie aus dem Fenster geblickt haben: Celle hatte sich in ein Winterwunderland verwandelt. Dicke Flocken rieselten auf die Straßen, die bald eine weiße Decke bildete. Schneeballschlacht und Schlittenfahren – für alle Winter-Freunde ein Traum. Doch nicht alle freuen sich über den frostigen Besuch.</p>

  • Von Katharina Baumgartner
  • 08. Nov. 2016 | 18:00 Uhr
  • 09. Juni 2022
  • Von Katharina Baumgartner
  • 08. Nov. 2016 | 18:00 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Auf der B3 fließt der Verkehr nur zäh, im Schritttempo rücken die Autos vor: Es rüttelt beim Fahrspurwechsel, links und rechts spritzt nasser Schnee empor, die Bremsen blockieren und die Lenkung erfordert jetzt besonders viel Feingefühl. Viele Verkehrsteilnehmer hat der einsetzende Schnee eiskalt erwischt – aber nicht die Einsatzkräfte, die seit den frühen Morgenstunden auf den Straßen im Landkreis im Dienst sind.

Um 11 Uhr befinden sich die Einsatzfahrzeuge der Kreisstraßenmeisterei schon auf ihrer zweiten Runde. Salz streuen, Schnee schieben und Straßen räumen – für die Mitarbeiter hat nun die Saison begonnen. Was Holger Gralher, Leiter der Straßenmeisterei, jedoch mehr Sorgen macht, sind die Begleitumstände. Die Bäume seien noch voller Laub und der Schnee sehr schwer. „Unter dem tonnenschweren nassen Laub brechen Äste von den Bäumen ab“, so Gralher. Unzählige Äste und Bäume seien bisher auf die Fahrbahnen im gesamten Landkreis gestürzt.

Umgestürzte Bäume: Auch Polizeisprecher Thorsten Wallkeinke bestätigt das: „60 Anrufe sind bei uns eingegangen aufgrund bedrohlich herabhängender Äste und umgestürzter Bäume.“ Nun waren der Einsatz der Feuerwehrkräfte und der Kreisstraßenmeisterei gefragt. Fünf Birken musste die Straßenkreismeisterei am Morgen auf der Kreisstraße 74 zwischen Altencelle und Lachtehausen fällen. „Die Spitze der Birken waren zu gut 180 Grad geneigt und hatten fast Bodenberührung“, so Gralher. Sicherheit steht für den Leiter der Kreisstraßenmeisterei an erster Stelle: „Unter diesen Bäumen hatte ich ein mulmiges Gefühl.“

Für die Glättemelder in Lachendorf hat der Dienstagmorgen um 3 Uhr angefangen, nach der Alarmierung starteten bereits nach einer Stunde die Räum- und Straßenfahrzeuge von Lachendorf auf ihre Tour. Seitdem waren die Arbeiter „non stop“ unterwegs. Im Nordkreis sei die Lage nicht so dramatisch gewesen. „Von unser Hermannsburger Außenstelle sind die Fahrzeuge um sechs Uhr ausgerückt“, so Gralher. „Wir sind gut vorbereitet“, so der Leiter der Straßenmeisterei. Die Schneeprognose kam für ihn nicht plötzlich. Wetterdienste haben schon seit Tagen den einsetzenden Schnee vorausgesagt. Die Salzvorräte sind überprüft, mit Engpässen ist nicht zu rechnen“, sagte Gralher.

Salzvorräte: Allein in Lachendorf lagern 800 Tonnen, in Hermannsburg 600 Tonnen und dort zusätzlich noch 250 Tonnen in einem Silo. „Die Maschinen sind gewartet, aber es kann immer mal was kaputt gehen“, so Gralher. So war es auch am am gestrigen Morgen: Ein Streuteller war defekt, das bedeutete einen kompletten Ausfall eines Streufahrzeuges im Bereich Winsen und Wietze. Mit zwei Schmalspur-Lastkraftwagen, die die Radwege räumen, und fünf Großfahrzeugen, die aus zwei Unimogs und drei Lkws bestehen, sind zudem noch zwei Fremdunternehmen unterwegs. „Wir haben keinen Acht-Stunden-Tag“, sagte Gralher.

Die Auswirkungen des Schneefalls bekam auch die Polizei zu spüren. Bis 11.30 Uhr waren insgesamt 80 Anrufe eingegangen. „Bei der hohen Einsatzdichte im Berufsverkehr waren wir anständig gefordert“, sagte Polizeisprecher Wallheinke. Doch zu größeren Unfällen war es bis zum späten Nachmittag nicht gekommen. „Bei fünf Unfällen im Stadtgebiet kam es aufgrund der Glätte zu Blechschäden an den Fahrzeugen“, so Wallheinke. In 15 weiteren Fällen sei die Polizei zwar informiert worden, musste aber nicht vorstellig werden. Verletzt wurde niemand.

Große Probleme auf L 280: Zu den größten Behinderungen kam es auf der L280 zwischen Faßberg und Unterlüß. Hier sind nach einer ersten Einschätzung mehrere Hundert Bäume nicht mehr standfest und könnten umstürzen, so die Polizei. Aus diesem Grund wurde die Strecke bereits gestern Mittag für den Verkehr voll gesperrt. Die Vollsperrung sollte über die Nacht andauern. Autofahrer sollten sich unbedingt an die Sperrung halten, da in dem Streckenabschnitt eine erhebliche Unfallgefahr durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste besteht, warnt die Polizei.

Wenige Verletzte: Auch in der Notaufnahme des Allgemeinen Krankenhauses in Celle hielt sich der Andrang in Grenzen. Eine vermehrte Aufnahme von Unfallpatienten aufgrund der Witterungslage sei nicht feststellbar gewesen, hieß es. Bei dem Wetter sind die Menschen vorsichtiger, war von Mitarbeitern aus der Notaufnahme zu hören. „Autofahrer agieren sehr vernünftig“, sagte Feuerwehrsprecher Olaf Rebmann. Den Begleitumständen entsprechend werde vorausschauend gefahren.