Celler Landwirte profitieren kaum von steigenden Raps- und Weizenpreisen

Seit Monaten klettern die Preise für Raps und Weizen stetig. Goldene Zeiten mit ebenso gold-gelben Feldfrüchten also? Nein, sagt Celles Kreislandwirt Carsten-Wilhelm Drewes. „Raps und Weizen gibt es in unserem Landkreis nicht ganz so viel. Der Rapsanbau ist in den letzten Jahren sogar geschrumpft, weil Raps über ein paar Jahre relativ unattraktiv war“, so Drewes. In den Vorjahren hatten schlechte Preise und das Verbot einiger Beizmittel den Raps-Anbau deutlich gedämpft. Auf gerade einmal 383 Hektar von rund 45.000 Hektar Anbaufläche blühte es 2021 im Celler Land gelb. „Raps ist einfach in die Fruchtfolgen mit Mais und Kartoffeln schwer einzubauen“, begründet Landvolk-Vorsitzender Christoph Düvel den verhaltenen Anbau der vergangenen Jahre. „In der momentanen Lage kann man nichts vorhersagen. Wir haben Preisschwankungen an einem Tag, da haben wir sonst Monate oder Jahre für gebraucht“, betont Düvel. Landwirte konnten nicht auf Raps-Nachfrage reagieren: Auf die aktuelle Nachfrage nach der gelben Ölfrucht konnten die Bauern nicht mehr reagieren. „Raps wird im August bestellt für das Folgejahr, das heißt kurzfristig konnte da gar keiner reagieren. Die Entscheidung dazu fällt jetzt im Mai bis Juni. Die Preise sind ja erst danach gestiegen“, sagt Drewes. „Das Einzige, was man in den letzten drei, vier Wochen noch machen konnte, war: mit Beregnung die Erträge absichern. Der Raps ist im Moment hochberegnungswürdig“, so der Landwirt. Bei Weizen sei die Situation ähnlich, dieser werde im Oktober bis November bestellt. Jetzt könne man nur noch Erträge absichern mit Düngemittel, Pflanzenschutz und Bewässerung. Sorge vor Trockenheit: „Aktuell haben wir durch die Trockenheit im Getreide die ersten Schäden. Der Weizen leidet nochmal besonders. Da kann es bis zu 60 Prozent Ertragausfall geben“, warnt der Kreislandwirt. Neben der Sorge um Bewässerung dämpft auch ein anderer Faktor die Möglichkeit der Celler Landwirte. „Die meisten Rapsernten sind wahrscheinlich schon verkauft worden. Die meisten werden schon im Winter einen Kontrakt gemacht haben. Das mag bei Weizen noch ein bisschen anders sein. Aber meine Berufskollegen und ich sind in den letzten Jahren dazu übergangen, im Winter mehr Kontrakte abzuschließen“, so Drewes. Rund drei Viertel der Ernte sei so verplant, schätzt er. Raps könnte Trend-Feldfrucht in Celle werden: Doch gerade Raps könnte jetzt zur Trend-Feldfrucht werden in Celle. „Das wird unter den Landwirten diskutiert. Das werden einige machen, da bin ich mir sicher“, schätzt Drewes. „Ich werde in der kommenden Woche in die Anbauplanung gehen. Könnte sein, das nächstes Jahr wieder mehr gelbe Felder da sind.“ Das sieht auch Martin Albers, Geschäftsführer des Celler Landvolks so. „Wir werden mehr Raps haben“, so Albers. Rund 500 Hektar seien denkbar. Albers bleibt realistisch: „Raps braucht einen guten Boden – und wir sind hier nicht mit einem guten Boden gesegnet.“ Ukraine-Krieg schürt Sorge um Berufskollegen: Sonst ist der Blick in die Zukunft weitaus weniger zuversichtlich. „Wenn man jetzt hört, es steuert auf einen Abnutzungskrieg zu und Putin bekämpft tatsächlich auch landwirtschaftliche Gebäude und vermint Felder“, so Drewes, der die Berichte in den Agrar-Medien verfolgt. „Wenn man dann hört, die Bauern gehen mit schusssicheren Westen auf den Schlepper und müssen morgens die Schläge nach Minen absuchen lassen von Spezialtrupps. Das ist schrecklich.“ Vor wenigen Tagen seien Bilder eines von russischen Raketen getroffenen Rinderstalls durch die Presse gegangen. Die ukrainischen Berufskollegen seien an vielen Stellen unter Druck. Der Weizenexport in der Ukraine laufe traditionell von der Ernte direkt an die Häfen und ins Ausland. „Das kann in diesem Jahr ja gar nicht stattfinden, die Seehäfen sind ja blockiert“, so Drewes.