„Übernachtungen können bis zu zwölf Wochen vorher storniert werden“, sagt Manfred Köster, Leiter der Celler Jugendherberge. Schulklassen machen rund die Hälfte der Gesamtbelegung aus. Bisher habe zwar erst eine Schule ihre Klassenfahrt nach Celle aus Protest gegen die von der Landesregierung beschlossene Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrer boykottiert. Allein damit entfielen jedoch 400 Übernachtungen, so Köster – ein wirtschaftlicher Verlust von mehr als 10.000 Euro.
Auch in der Herberge in Müden werden die Erwartungen für dieses Jahr zurückgeschraubt. Schon längst sind nicht mehr alle Betten belegt, das Problem ist hier jedoch anders gelagert. Leiter Mathias Mann bereitet vor allem der demografische Wandel Sorge. „Zu uns kommen hauptsächlich Grundschüler, unter älteren Schülern ist die Heide nicht mehr so angesagt.“ Bereits seit mehreren Jahren beobachtet Mann einen langsamen Rückgang an Übernachtungsgästen.
„Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Lehrerboykotts spüren wir deutlich“, bestätigt Jochen Schuppe, Pressesprecher im niedersächsischen Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks. „Aus diesem arbeitsrechtlichen Konflikt werden wir uns aber heraushalten.“
„Der Gästerückgang ist ein generelles Problem“, so auch Claus-Peter Cramer, Leiter des Schullandheims Haus Dübelsheide in Faßberg. Von früher 3000 bis 4000 Gästen im Jahr kämen mittlerweile nur noch etwa 1000. „Wenn das so weiter geht, können wir das Haus eventuell nicht mehr halten“, sagt Cramer. Die Folgen von gestrichenen Klassenfahrten sind in Schullandheimen besonders zu spüren – anders als Jugendherbergen bekommen sie keine öffentlichen Zuschüsse.
Das Haus Siedenholz in Unterlüß als ein Teil des Waldpädagogikzentrums Ostheide hat für dieses Jahr bislang noch keine Absagen bekommen. „Wir hoffen, dass es so bleibt“, sagt Leiterin Claudia Quandt. Auch im Schullandheim der hannoverschen Sophienschule in Hambühren, die das Haus zu 80 Prozent selbst belegt, werden die Lichter so schnell nicht ausgehen. Die regelmäßigen Fahrten der Klassen 5 bis 9 in den Kreis Celle sollen Teil des Schulkonzepts bleiben, wünscht sich Oberstudienrat Klaus Herlitze, der die Finanzen des Hauses ehrenamtlich betreut. „Die Fahrten sind wichtig für den Zusammenhalt der Schüler. Wenn wir die streichen, können wir das Schullandheim verkaufen.“ (car)