Celle-Landkreis

Breitbandausbau: Landkreis Celle steht in Konkurrenz zur Telekom

So war das eigentlich nicht geplant: Mit einem Eigenbetrieb wollte der Landkreis Celle die Bereiche versorgen, in denen die Telekom kein Breitband plante. Doch dann änderte der Internet-Riese seine Pläne für bestimmte Gebiet – und plötzlich befinden sich Telekom und Landkreis im Konkurrenzkampf.

  • Von Christopher Menge
  • 14. März 2017 | 19:20 Uhr
  • 09. Juni 2022
  • Von Christopher Menge
  • 14. März 2017 | 19:20 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Celle-Landkreis.

Dass sie sich das anders vorgestellt haben – daraus machen Landrat Klaus Wiswe und Kreisrat Gerald Höhl keinen Hehl. Bevor die Planungen des Landkreises in Sachen Breitbandausbau begannen, hatten sie nämlich bei den Anbietern nachgefragt, wo diese schnelles Internet anbieten wollen. Nachdem dann der Landkreis durch den extra dafür gegründeten Eigenbetrieb „Breitbandausbau“ konkrete Pläne und ein Finanzierungskonzept präsentierte, änderte die Telekom ihre Meinung über bestimmte Gebiete. Beispielsweise in Südwinsen oder Garßen will das Unternehmen jetzt auch schnelles Internet anbieten. „Plötzlich stehen wir in Konkurrenz zur Telekom“, ärgert sich Wiswe.

Dabei hat der Landkreis allerdings einen klaren Vorteil, denn er errichtet ein Glasfaser-Datennetz, das deutlich schnelleres Internet liefert als die Konkurrenz. „Internet mit 1 Gigabit Leistung“ verspricht der Landkreis. Die Telekom kann über Vectoring dagegen nur 100 Megabit bieten – also gerade mal ein Zehntel der Leistung der Glasfaseranschlüsse. Der Nachteil: Der Landkreis beginnt frühstens 2018 mit dem Ausbau, die Telekom kann jetzt schon deutlich schnelleres Internet bieten.

Der Landkreis hält die Telekom-Technik allerdings für wenig zukunftstauglich und hat sich daher mit einem Infoblatt an die betroffenen Haushalte gewandt. „Auch die von der Telekom jetzt bedienten Flächen bleiben deshalb Teil unseres Ausbaugebietes. Ich rate den Haushalten und Betrieben in diesen Bereichen, aktuelle Angebote zu nutzen, aber gleichzeitig darauf zu achten, Vertragslaufzeiten so zu wählen, dass der stattfindende Ausbau des Landkreises nach Fertigstellung sofort genutzt werden kann“, so Wiswe.

Der Landkreis investiert allein in diesem Jahr eine Million Euro, um die unterversorgten Bereiche im Kreisgebiet mittelfristig mit schnellem Internet versorgen zu können. Der Eigenbetrieb „Breitbandausbau“ sucht derzeit einen Pächter für das neue Netz. Da der Bund die erste Ausschreibung im vergangenen Jahr gestoppt hatte, gibt es hier allerdings Verzögerungen. In der zweiten Hälfte dieses Jahres soll der Pächter aber feststehen. „Leider dauert es noch etwas, aber die Nutzer können ja dann umschwenken“, sagt Höhl.

Sein Chef hat einen Wunsch: „Wenn der Pächter unseres Netzes feststeht, sollten sich die Haushalte schnell verbindlich für einen Glasfaseranschluss entscheiden“, so Wiswe. „Nur, wenn sich mindestens 40 Prozent der in Frage kommenden Haushalte für unseren Glasfaseranschluss entscheiden, findet der Einstieg in diese Hochleistungstechnologie überhaupt statt.“