Boden braucht mehr Nässe

Im Celler Land regnet es weiterhin zu wenig

Endlich ist der Regen da, auf den vor allem die Celler Landwirte so lange gewartet haben. Aber kommt für Felder und Wälder genug Wasser herunter?

  • Von Cellesche Zeitung
  • 02. Okt. 2019 | 06:00 Uhr
  • 09. Juni 2022
Mit 25,7 Litern pro Quadratmeter war der Sonntag der niederschlagreichste Tag des Jahres im Celler Land und hat auch die Aschauteiche bei Eschede wieder etwas aufgefüllt.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 02. Okt. 2019 | 06:00 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Eschede.

Für Torben Heese von den Aschauteichen bei Eschede aber sind die Niederschläge der vergangenen Tage nicht mehr als der buchstäbliche Tropfen auf den heißen Stein. "Von mir aus könnte es bis Februar durchregnen", sagt der Chef der Teichwirtschaft.

Ende August reichte Torben Heese das Wasser in einem seiner Teiche gerade mal bis zu den Knien.

Um von einem wirklichen Effekt für die Natur sprechen zu können, müsse es das Fünf- bis Achtfache der derzeitigen Regenfälle geben, sagt Heese. Seit Beginn der jüngsten Niederschläge am Sonntag habe es an den Aschauteichen etwa 45 bis 50 Millimeter geregnet. "Kurzfristig hat sich die Lage entspannt", so Heese. Allerdings sei der Regen nur an der Oberfläche und noch nicht im tiefen Erdboden angekommen. "Die Moore sind so trocken wie ein Schwamm. Die Sommer-Erträge waren sehr schlecht, es müssen erstmal die Reserven aufgefüllt werden." Dafür reichen die derzeitigen Regenmengen nicht ansatzweise aus. "Wir haben noch lange nicht den Jahresmittelwert erreicht", sagt der Chef der Teichwirtschaft.

Heese fürchtet, bei anhaltender Trockenheit rund 18 Hektar seiner Flächen nicht mehr bewirtschaften zu können. "Wir könnten aus einigen Teichen sofort Ackerland machen", hatte er Ende August der CZ bei einem Ortstermin erläutert – an der Situation hat sich auch mit den Regenfällen der vergangenen Tage nicht viel geändert.

Regen hilft nur noch den Zuckerrüben

Die Celler Landwirte hätten sich den Regen etwas früher gewünscht. "Für die jetzige Ernte bringt es vielleicht den Zuckerrüben noch ein wenig, aber ansonsten ist das Wachstum der Früchte bereits abgeschlossen", sagt Cordula Hasenkamp-Meinheit vom Landvolk Niedersachsen. Beim Kartoffel- und Rübenroden komme die Nässe zwar eher ungelegen: "Insgesamt ist der Regen aber hilfreich und gut – auch wenn er noch lange nicht ausreichend ist."

Immerhin ist die klimatische Wasserbilanz (KWB) nicht ganz so schlecht wie im Vorjahr. Von April bis September 2019 fehlten im Landkreis Celle insgesamt 469 Millimeter Niederschlag. 2018 lag das Wasserdefizit sogar bei 560 Millimeter. Ein negativer Wert ist zwar ganz normal. Doch ein Vergleich mit den Vorjahren zeigt, wie dramatisch die Lage zuletzt war: Zwischen 1987 und 2016 lag der Durchschnittswert nämlich nur bei minus 183 Millimeter.

"Das Defizit ist noch nicht beängstigend, aber in den oberen Bodenschichten ist nicht genug Wasser vorhanden", fasst Hasenkamp-Meinheit das Problem zusammen.

Waldboden braucht Dauerregen bis Weihnachten

In den Wäldern sieht es ähnlich aus wie auf den Feldern. "Die Niederschläge der vergangenen Tage entschärfen die Lage. Damit das Wasser im Waldboden ankommt, braucht es aber kontinuierlich Regen bis Weihnachten: Bis zu zwei Metern Tiefe ist der Bodenspeicher leer", sagt Knut Sierk von den Niedersächsischen Landesforsten und betont: "Insgesamt haben wir ein gewaltiges Niederschlagsdefizit." Vereinzelter Starkregen löse das Problem allerdings nicht, wenn es vorher zu trocken war. Sierk: "Nach einigen Tagen Dürre ist der Oberboden wie versiegelt."

Bei den Klärwerken im Celler Land kommt auch noch nicht besonders viel Wasser an. In Winsen, der größten Anlage der Region, habe der Tageszufluss zuletzt höchstens 3300 Kubikmeter betragen. Im September waren es sogar nur 2700 bis 2900 Kubikmeter pro Tag. "Das ist ein ganz normaler Trockenwetterzufluss", sagt Rüdiger Eichel-Bilke vom Abwasserverband Matheide und erläutert: "Wenn's richtig regnet, kommen wir schon mal auf 5000 bis 6000 Kubikmeter."

Auf den Grundwasserstand hätten die Niederschläge der vergangenen Tage wenig Auswirkung gehabt. "Ein bis fünf Tage Regen machen den Kohl auch nicht fett", sagt Eichel-Bilke. Im Oktober erwartet der Abwasser-Experte keinen Dauerregen mit nachhaltiger Wirkung: "Die letzten Jahre ging das ab Mitte November los."

Von Carsten Richter und Christan Link

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