Bilanz der ersten Tage : RMG findet Mülltonnen im Celler Land nicht

Die erste Runde ist durch. Die Entsorgerfirma RMG hat nach ihrer Übernahme der Gelbe-Sack-Abfuhr im Landkreis Celle vor neun Tagen einmal alle Kommunen angefahren. Der Abfuhrterminkalender fungierte dabei allerdings eher als eine grobe Richtlinie. Zahlreiche Haushalte warteten vergeblich darauf, dass ihre Leichtverpackungen wie geplant abgeholt wurden. Teilweise kam es zu mehrtägigen Verspätungen. Derzeit kein Verlass auf Verpackungsmüllabfuhr: „Seit Anfang der Woche steht der Müll zur Abholung bereit. Wurde er vergessen oder ist die neue Entsorgungsfirma überfordert?“, fragte sich gestern Adolf Tubbe, der direkt an einer der Hauptstraßen in Winsen wohnt. In der Gemeinde sollte der Verpackungsmüll am Montag eingesammelt werden, doch die Müllfahrzeuge wurden hier nach CZ-Informationen erst am Dienstagnachmittag gesichtet. „Was mit dem Zweckverband und tollen, schnellen Mitarbeitern mit modernen Fahrzeugen bestens funktionierte, wird einfach aufgegeben“, ärgert sich Tubbe über den Entsorgerwechsel. Aus Meißendorf, Thören, Stedden und Walle gab es ebenfalls Beschwerden. In der Gemeinde Wietze lief es kaum besser. „Bei uns sind es ganze Straßenzüge gewesen, wo der Müll nicht abgeholt wurde“, berichtet Bürgermeister Wolfgang Klußmann. Nicht nur Stich- und Nebenstraßen wie etwa am Deutschen Erdölmuseum waren betroffen. Auch in der Hackestraße, die von einer zentralen Kreuzung in der Ortsmitte abgeht, blieben die Gelben Säcke liegen. „Ich habe RMG um dringende Nachbesserung gebeten“, sagt Klußmann und glaubt nicht an schnelle Besserung: „Ob RMG die gleiche Leistungsfähigkeit wie der Zweckverband Abfallwirtschaft Celle hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Im Augenblick sieht es nicht so aus.“ Müllabfuhr erfolgt erst Tage später: In Bergen hätte die Müllabfuhr am Samstag erfolgen sollen, tatsächlich standen aber noch am Donnerstag volle Gelbe Tonnen an der Harburger Straße – einem Teilabschnitt der Bundesstraße 3. „Die Müllabfuhr ist in die Hose gegangen, die sind total überfordert“, ärgerte sich ein Anwohner aus der Ringstraße, wo gestern noch Gelbe Säcke an den Zäunen hingen. Beim Zweckverband Abfallwirtschaft Celle (ZAC) gingen auch Beschwerden aus Flotwedel und Lachendorf ein, obwohl man dort für Verpackungsmüll gar nicht mehr zuständig ist. Der ausgebootete Mitbewerber hat Verständnis für die Anfangschwierigkeiten. „Der Landkreis Celle ist ein schwieriges Gebiet. Da muss man sich wirklich auskennen, die Fahrstrecken sind schon eine Herausforderung“, sagt ZAC-Mitarbeiter Uwe Diemert. Nach den Feiertagen zum Jahresbeginn ein fremdes Gebiet zu übernehmen, sei besonders schwierig. Für Kritik sei es noch zu früh. „Man muss erstmal ein bis zwei Monate abwarten, ob sich das einpendelt.“ RMG erklärt alles zum Betriebsgeheimnis: Was bei RMG schieflief, bleibt unklar. Das Unternehmen lässt sich nicht in die Karten blicken. „Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass die Anzahl der Mitarbeiter, Personalkosten, Anzahl der Fahrzeuge etc. dem Betriebs- und Geschäftsgeheimnis unterliegen“, heißt es auf CZ-Anfrage. Eine Geschäftsstelle im Landkreis Celle hat RMG nicht. „Selbstverständlich haben wir dafür gesorgt, dass wir ortsnah eine Niederlassung haben“, schreibt das Unternehmen auf seiner Facebook-Seite, ohne den Standort zu verraten. „Die scheinen sich bei Hellmich Recycling in Lehrte eingemietet zu haben“, mutmaßt ein Facebook-Nutzer. Von Lehrte bis nach Celle fährt man 30 Kilometer. Keine Entlassung beim Zweckverband Abfallwirtschaft Celle: Der Zweckverband hat kein Problem damit, über seinen Personalaufwand zu sprechen. Der öffentlich-rechtliche Entsorger hatte 13 Mitarbeiter mit fünf Fahrzeugen bei der Verpackungsmüllabfuhr eingesetzt. „Wir hatten eigentlich vor, auf sechs Fahrzeuge aufzustocken“, verrät ZAC-Mitarbeiter Uwe Diemert. Dann gewann allerdings RMG die Ausschreibung des Dualen Systems Deutschland (DSD), bei der Kundenzufriedenheit keine Rolle spielte. Betriebsbedingte Kündigungen gab es beim Zweckverband bislang nicht. „Es ist keiner entlassen worden, die meisten bleiben erstmal bei uns“, sagt Diemert. Die Mitarbeiter, die bisher die Gelben Tonnen geleert haben, würden vor allem als Krankheits- und Urlaubsvertretung eingesetzt werden. Diemert: „Die Kollegen haben sich alle bewährt und es ist ja auch schwierig, gutes Personal zu finden.“ Den Neuen blöd zu finden, ist immer leicht. Vor allem, wenn er von außerhalb kommt und eine Aufgabe übernimmt, die vorher jemand von hier gut gemacht hat. Unserem neuen Verpackungsmüllentsorger im Landkreis Celle bin ich deswegen sehr wohlwollend gegenüber eingestellt gewesen. Den Vertrauensvorschuss hat RMG allerdings bisher überhaupt nicht eingelöst. Nach einer Woche hat der Neue sein Debüt im Landkreis Celle ziemlich verpatzt. Schon am dritten Tag kam das Unternehmen, das sich auf seiner Internetseite als "renommierter Experte" mit 17-jähriger Historie darstellt, bei der Müllabfuhr nicht mehr hinterher. Wer in Großstädten wie Bremen, Saarbrücken oder Dresden die Verpackungsmüllabfuhr hinbekommt, müsste eigentlich auch im beschaulichen Celler Land zurechtkommen – könnte man meinen. Natürlich kann selbst der am besten geplante Start total in die Hose gehen, weil etwas dazwischenkommt. Eine kundenfreundliche Firma sollte dann aber auch erklären, woran es gelegen hat. RMG ist allerdings alles andere als mitteilsam. Vom Unternehmen selbst kommen überhaupt keine Infos. Das höchste der Gefühle ist eine kostenlose Hotline, wo man auch die Postleitzahl angibt, weil der Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung den Landkreis Celle bestenfalls per Google Maps kennt. Und wann die nicht abgeholten Säcke tatsächlich eingesammelt werden, weiß man hier auch nicht. Vor Ort zeigt RMG überhaupt kein Gesicht. Stattdessen gibt man sich so unnahbar wie möglich. Sogar wo die Fahrzeuge stehen, die im Landkreis Celle den Müll abholen, läuft bei RMG als Betriebsgeheimnis. Sympathisch ist das nicht.

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