Brot statt Böller?– nein, so eng sieht Uwe Schmidt-Seffers, Pastor in Nienhagen und Beauftragter für Öffentlichkeit im Kirchenkreis Celle, das nicht. „Es darf jeder Christ zu Silvester böllern“, sagt der Geistliche. Allerdings sei es wie bei gutem Essen oder beim guten Wein: Es komme auf ein gesundes Mittelmaß an.
Gerade in der Weihnachtszeit hätten die Menschen gezeigt, dass sie zum Teilen bereit seien. Etwa beim Weihnachtsgottesdienst, wo die Kollekte für „Brot für die Welt“ bestimmt war, aber auch bei der CZ-Aktion „Mitmenschen in Not, die dieses Jahr knapp die 100000-Euro-Marke verfehlt habe. Die Deutschen gehörten immer noch ganz wesentlich zu denen, die ordentlich spenden.
Die Bibel sage nichts zu dem Jahreswechsel, so wie er heute gefeiert werde, erläutert der Pastor. Noch Martin Lutter habe den Jahresausklang am 25. Dezember begangen. Heidnischen Ursprungs sei es, mit Krach die bösen Geister auszutreiben.
„Nicht zu griesgrämig sein“, lautet der Rat des Pastors mit Blick auf Silvester. Eine Grenze, wie viel Geld für Böller und Raketen maximal ausgegeben werden dürfe, will Schmidt-Seffers nicht festlegen. Da müsse jeder sein Maß finden. Er werde mit Familie und Freunden in der Silvesternacht feiern und auch ein „bisschen ballern“. Schon als Kind habe er daran Spaß gehabt. Heute bevorzuge er Raketen, für Knaller sei er inzwischen ein bisschen schreckhaft.
„Seit ewigen Zeiten nicht mehr geböllert“, sagt Heidemarie Peters, Vorsitzende des Tierschutzvereins Celle Stadt und Land über sich. Heute sei sie auch absolut dagegen, sagt sie und nennt gute Gründe: Zehn Hunde und einige Katzen waren Anfang des Jahres ins Celler Tierheim gekommen, weil sie in der Silvesternacht bei Feuerwerk und Knallerei voller Angst ihre vertraute Umgebung verlassen hatten. Einige seien ganz verschwunden, bei den Temperaturen könne ein Vierbeiner, der panisch in den Wald gelaufen sei, auch erfrieren.
„Den Hund nicht mit rausnehmen“, lautet Peters konkreter Tipp zu Silvester. Am besten schon einen Tag vorher an einen ruhigen dunklen Raum gewöhnen, wo sie dann von der Knallerei nichts mitbekommen. Wer trotzdem zum Jahreswechsel sein Geld los werden möchte, dem gibt Peters den Rat, das Geld an eine gemeinnützige Institution zu spenden, „zur Not an uns“.
Dass auch wild lebende Tiere, Enten und Vögel, in der Silvesternacht in Panik sind, das erlebt nicht nur Peters. „Wenn die Knallerei beginnt, fliegen die Vögel hin und her. Sie wissen nicht was los ist“, sagt Eckehard Bühring, Naturschutzbeauftragter beim Landkreis Celle. Nach seiner Beobachtung sind alle Tiere betroffen, für die Knallgeräusche völlig ungewohnt sind, Haustiere aber stärker, weil sie mit dem ungewohnten Lärm in einer ihnen völlig vertrauten Umgebung konfrontiert werden. Auf dem Truppenübungsplatz, wo ständig geschossen werde, gewöhnten sich Birkwild, Kraniche oder auch Adler relativ schnell daran. Beim ersten Schuss würden sie auffliegen, später aber kaum noch zusammenzucken.
„Mir ist das Geld zu schade dafür ich spende es lieber“, sagt Bühring. Früher als die Kinder klein waren, habe es auch mal harmlose Knallfrösche gegeben. „Heute bin ich da kein Freund mehr von“, sagt Bühring.
Von Joachim Gries