Landkreis Celle

Atomgegner legen sich quer: Castor-Zug bei Lohe gestoppt

Drei Atomkraftgegner haben gestern Mittag bei Lohe nördlich von Eschede den Zug mit den elf Castor-Behältern mehr als zwei Stunden aufgehalten. Sie hatten sich an die Gleise gekettet und so den Schienenverkehr komplett lahmgelegt. Mit über elf Stunden Verspätung erreichte der Zug Lüneburg, von wo es am Spätnachmittag weiterging nach Dannenberg. Dort sollen die Castor-Behälter heute auf Lastwagen verladen und ins Zwischenlager nach Gorleben gebracht werden. -

  • Von Cellesche Zeitung
  • 07. Nov. 2010 | 20:54 Uhr
  • 09. Juni 2022
Mitglieder der Greenpeace-Gruppe Celle demonstrierten gestern am Celler Bahnhof, als der Zug mit den elf Castor-Behältern durch die Residenzstadt rollte. Die Gruppe wollte mit der Aktion auf das ungelöste Problem der Endlagerung von Atommüll hinweisen.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 07. Nov. 2010 | 20:54 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Drei Atomkraft-Gegner im Altern zwischen 20 und 30 Jahren haben gestern mit einer spektakulären Aktion den Zug mit elf Castor-Behältern auf dem Weg ins Zwischenlager Gorleben bei Eschede fast zwei Stunden aufgehalten. Sie waren um 11.30 Uhr zwischen Eschede und Unterlüß auf der Höhe von Lohe auf die Gleise gelaufen und hatten sich an die Schienen angekettet. Unterstützt wurden sie dabei von drei Helfern. Die Polizei, die seit Samstagmorgen im Landkreis Celle starke Präsenz entlang der Bahnstrecke Hannover-Hamburg zeigte, traf erst später ein.

Zwei Atomkraftgegner hatten sich in einem Rohr unterhalb der Schiene des Richtungsgleises nach Norden angekettet, ein dritter blockierte auch das nach Süden führende Gleis, um eine Vorbeifahrt des Zugs mit dem strahlenden Atommüll zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt stand der Zug bei Otze südlich von Celle. Als der mit vier Diesellokomotiven bespannte Zug gegen 12.14 Uhr durch den Bahnhof der Residenzstadt Celle rollte, zeigten dort wie auch wenig später bei Garßen Atomkraftgegner Transparente. Der Schienenverkehr zwischen Celle und Uelzen ruhte mit Ausnahme des Castor-Transports zu diesem Zeitpunkt komplett. Kurz nach 12.30 Uhr kam auch er 200 Meter südlich der Blockade zum stehen.

Erst um 14.27 Uhr ging es für den Castor-Transport weiter. Nach Angaben einer Polizeisprecherin in Lüneburg war zuvor ein Stück Schiene herausgesägt worden, um die beiden Atomkraftgegner mit dem Rohr aus dem Gleisbereich entfernen zu können. Das Schienenstück wurde anschließend provisorisch wieder eingesetzt. Der dritte Demonstrant musste auf dem Nachbargleis ausharren, bis der Transport vorbeigefahren war. Er sei damit, einen Meter von den Castor-Behältern entfernt einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt worden, sagte ein Sprecher der Kernkraftgegner. Sie hätten die Aktion als Einzelpersonen vorbereitet und zeigen wollen, dass der Castor auch weit außerhalb des Wendlands auf Widerstand stößt.

Während die Deutsche Bahn ihre Züge umleitete, setzte gestern Mittag die Metronom-Eisenbahngesellschaft Busse ein. Trotzdem mussten Reisende, darunter viele Fußballfans mit Ziel Hannover Verzögerungen in Kauf nehmen und saßen in Zügen oder auf Bahnhöfen fest.

Bundes- und Landespolitiker haben sich am Wochenende im Wendland ein Bild vom Polizeieinsatz und von den Demonstrationen gemacht. „Die Polizei ist sehr besonnen vorgegangen“, sagte Celles CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Adasch. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann forderte Niedersachsen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) auf, angesichts höherer Demonstranten-Zahlen dringend weitere Polizeikräfte nachzufordern.

Von Joachim Gries

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