„Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Landkreis Celle“, war Tagesordnungspunkt 12 der letzten Kreistagssitzung im Jahr 2010. Eine nennenswerte Debatte gab es nicht, einstimmig votierte das Gremium für den 127 Seiten starken Plan, der die politischen Rahmenbedingungen für den Busverkehr im Kreis Celle bis 2015 festschreibt.
Was reichlich abstrakt klingt, dürfte schon bald sehr konkrete Auswirkungen auf die Celler Kundschaft haben. Denn sowohl die Politik als auch die Landkreis-Verwaltung rechnen mit einer weiteren Verdünnung des ohnehin nicht gerade üppigen Angebots für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zwischen Faßberg und Wathlingen sowie zwischen Eschede und Winsen. „Ich fürchte, dass das Angebot in der Fläche weniger wird“, sagt Torsten Harms, Vorsitzender des Wirtschafts- und Verkehrsausschusses des Celler Kreistages. Und Erster Kreisrat Matthias Krüger gibt unumwunden zu, dass „es Einschnitte geben wird. Es hat keinen Sinn, sich irgendwelche ÖPNV-Blütenträume in den Kopf zu setzen“.
Klar sei laut Krüger bereits heute, dass einzelne Verbindungen, die kaum frequentiert werden, künftig wegfallen könnten (siehe Kasten). Andere Verbindungen dürften in so genannte Anruflinienfahrten ungewandelt werden. Ein echtes Novum, denn das heißt: Kunden müssten wie bei einem Taxi den Bus telefonisch bestellen, sonst fährt er eine Haltestelle nicht an. Über die konkreten Einschnitte wird die Politik frühestens Mitte Januar beraten. Nicht bekannt ist, wann es einen Fahrplanwechsel geben wird.
Die befürchtete Verknappung kommt nicht überraschend, nachdem der CeBus-Fahrplan in den vergangenen Monaten über ein Notpaket von 276000 gestützt werden musste. Inzwischen ist klar, dass die öffentliche Hand das Unternehmen dauerhaft bezuschussen wird. Der Landkreis Celle ist nach Kenntnis der Kreisverwaltung der einzige in Niedersachsen, der ohne direkte Zuschüsse an den ÖPNV auskommt. Das wird sich ändern. Der Berliner Verkehrsexperte Ralf Günzel, der den Nahverkehrsplan erarbeitet hat, hat ausgerechnet, dass 2011 ein Zuschuss von 275000 Euro benötigt wird. Der Betrag werde kontinuierlich steigen. Für 2015 prognostiziert er einen Betrag von 1,2 Millionen Euro.
Auch für Schüler könnte sich einiges ändern. Denn der Landkreis – Schulträger und ÖPNV-Aufgabenträger – denkt über unterschiedliche Schulanfangszeiten nach, um die CeBus zu entlasten. Denkbar ist beispielsweise, dass eine Schule in Bergen um 7.30 Uhr, eine Schule in Hermannsburg um 7.45 Uhr und eine Schule in Eschede um 8 Uhr beginnt. „Die Unterrichtsanfänge werden in den kommenden Monaten geprüft. Das braucht seine Zeit. Der Beginn des kommenden Schuljahres könnte ein Ziel für die Umstellung sein“, so Kreisrat Krüger.
Kein Witz, sondern bald Realität: Manche Busse werden künftig telefonisch geordert. Karikatur: Frassl
Auswirkungen auf vielen Linien
Von der Fahrplan-Ausdünnung sind nach Angaben des Verkehrsplaners Ralf Günzel etwa 200 Fahrten betroffen. Fahrgastzählungen hätten ergeben, dass diese Verbindungen in der Regel nur von maximal drei Gästen genutzt würden. Am größten sind die Auswirkungen auf den Linien Celle-Hohne (5-55), Celle-Hermannsburg-Faßberg (3-25) und Garßen-Gockenholz-Lachendorf (1-45). Dort sollen einzelne Fahrten gestrichen, andere in Ruffahrten umgewandelt werden. Starke Auswirkungen werden auch auf den Linien Bergen-Belsen (0-11), Hermannsburg-Unterlüß-Faßberg (0-26), Meißendorf-Winsen-Walle (0-96), Celle-Groß Hehlen-Scheuen (3) und Celle-Wathlingen (6-65) erwartet.