Ausbildung auf dem Bau

Maurer: „Habe auf meine Lehrer gehört“

Da setzt ein Lachendorfer in Wietzenbruch aufm Bau Stein auf Stein. Der Abiturient lernt Maurer beim Wietzer Bauunternehmen Wiebe und es gefällt ihm.
  • Von Lothar H. Bluhm
  • 18. Jan. 2021 | 15:25 Uhr
  • 05. Dez. 2022
Tobias Warnecke aus Lachendorf hat an der Axel-Bruns-Schule sein Abitur gemacht und erlernt nun den beruf des Maurers beim Wietzer Bauunternehmen Wiebe. Hier hilft er mit beim Bau einer Stadtvilla in Wietzenbruch. Sein Ziel ist es, in 20 Jahren einen kleinen Baubetrieb zu leiten.
  • Von Lothar H. Bluhm
  • 18. Jan. 2021 | 15:25 Uhr
  • 05. Dez. 2022
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Präzision wird vom Maurerbei Hausbau verlangt.
Celle.

Leichter Schneeregen, zwei Grad Celsius: Es ist nasskalt, der böige Wind kriecht förmlich in die warme Kleidung. Es ist an diesem Wintermorgen ungemütlich auf der Baustelle in Wietzenbruch, auf der Polier Kalle Gurr das Sagen hat.

Mit Wasserwaage und Hammer

Der schlanke Stahlkran hebt geräuschlos eine Palette mit gelbverpackten, großformatigen Porenbetonsteinen an den Platz, wo sie benötigt wird. Hier entsteht eine Stadtvilla mit offenem Wohn- und Küchenbereich. In dem künftigen Hauswirtschaftsraum, klebt Tobias Warnecke einen weißen Stein auf den anderen. Der Lachendorfer erlernt den Beruf des Maurers. Mit Wasserwaage und Hammer bringt er den großen Stein in die endgültige Position.

Karsten Wiebe leitet das Baunternehmen Wiebe in Wietze seit rund 20 Jahren.

„Das macht Spaß“

Vorher war er schon dabei, als die Bodenplatte betoniert wurde. Nun werden die Wände auf eine Höhe gebracht, nachdem Fensterstürze mit Holz eingeschalt wurden. Danach wird die Dämmung befestigt, das Verblendmauerwerk erstellt. „Doch, das macht Spaß“, sagt der junge Mann, der nach dem Erweiterten Sekundarabschluss im Fachgymnasium Technik der Axel-Bruns-Schule am Lönsweg in Celle sein Abitur bestanden hat. „Eigentlich wollte ich Zimmermann lernen. Aber in der Schule hatte ich in den Praxiswochen gemauert. Und das hat ‘ne Menge Spaß gemacht…“

Vor Studium Beruf erlernen

Bereits im Gymnasium Lachendorf sei immer wieder darauf hingewiesen worden, dass es für die künftigen Abiturienten sicher gut sei, einen Beruf zu erlernen. Studieren könnten sie dann immer noch. Die hohe Zahl von Studienabbrechern zeige aber, dass ein sofortiges Studium nicht unbedingt richtig sei, verdeutlichten die Lehrkräfte die Situation, wie Warnecke berichtet. „Ich habe auf meine Lehrer gehört.“

Dreiwöchiges Praktikum in den Ferien

Auch sein Vater habe ihm zu einer Handwerkslehre geraten. Schließlich sei er selbst auch Dachdeckermeister. Nach einem dreiwöchigen Praktikum auf dem Bau während der Sommerferien stand für Tobias Warnecke fest, dass er Maurer werden will. „Und das Haus in Eicklingen steht noch immer…“ scherzt der 20-Jährige.

Arno von Plotho ist Bildungsgangsgruppenleiter der Maurer an den BBS 2 Celle.

Wiebe bildet jedes Jahr zwei Maurer aus

„Hier wird noch richtig gebaut“, betont Karsten Wiebe die Vielseitigkeit der Aufträge und der Ausbildung in seinem mittelständischen Betrieb. Wiebe ist seit fast 20 Jahren Chef des Familienunternehmens mit 30 Arbeitnehmern: „Unsere Angebotspalette ist so vielfältig wie die Wünsche unserer Kunden.“ Sie reiche vom Bauen in der Stadt mit modernen Reihenhauskonzepten oder exklusiven Wohneinheiten bis zum schlüsselfertigen Eigenheim wie der Stadtvilla hier in Wietzenbruch. „Im Handwerk steht die Welt offen“, sagt der Wietzer. Nicht ohne Grund werden in dem Unternehmen seit 1948 kontinuierlich Maurer und Betonbauer ausgebildet. Pro Jahrgang zwei. So wird in Wietze seit Generationen der Fachkräftenachwuchs aufgebaut.

Nach der Lehre weiter Schulbank drücken

Demnächst macht Tobias Warnecke seine Zwischenprüfung. „Danach bin ich Hochbau-Facharbeiter und nach Ende der Ausbildung bin ich Maurer“, sagt Warnecke. Er hat konkrete Vorstellungen zu seinem künftigen Beruf: „Entweder ich melde mich zur Meisterschule an oder ich entscheide mich dann doch für ein Studium.“ Die Leibniz-Uni in Hannover oder die Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften mit dem Campus Suderburg wären interessant, findet Warnecke. Er geht davon aus, dass ihn sein Ausbildungsbetrieb dabei wohl unterstützen wird.

Selbstständigkeit als Ziel

Wenn er an eine langfristige Perspektive denkt, dann sieht er sich in 20 Jahren mit einem kleinen Bauunternehmen in der Selbstständigkeit. „Nix Großes“, sagt er und skizziert seinen Plan: Vielleicht fünf Leute.

Bei Kälte hilft warme Kleidung

Hier auf der Baustelle findet er die Arbeitszeit und -bedingungen in Ordnung. Das Klima im Team stimme. Natürlich werde mal ein Spruch abgelassen, wenn mal was nicht klappt, aber das gehöre dazu, findet Warnecke. „Na klar, im Winter ist es kalt. Aber da helfen Mütze, Schal und eine dicke Jacke.“ Dafür sei man aber im Sommer den ganzen Tag an der frischen Luft. „So hab ich mir das vorgestellt.“

Bauwagen ist beheizt

In dem kleinen beheizten Bauwagen finden die vier Kollegen ein wärmendes Plätzchen für eine kurze Pause. In rund zwei Monaten sollen die Maurerarbeiten fertig sein.

Nachgefragt bei Arno von Plotho

Arno von Plotho ist Bildungsgangsgruppenleiter der Bautechnikabteilung an der Axel-Bruns-Schule (BBS 2) in Celle.


Wie lange dauert die Ausbildung zum Maurer?
Die Ausbildung dauert regulär drei Jahre, kann aber auf zweieinhalb Jahre mit entsprechenden Noten und Zustimmung des Ausbildungsbetriebes und der Schule verkürzt werden. Mit dem erfolgreichen Besuch der einjährigen Berufsfachschule Bautechnik (BFB) an den Berufsbildenden Schulen 2 kann die duale Ausbildung auch im zweiten Ausbildungsjahr starten.


Worum geht es beim schulischen Teil?
In der Berufsschule werden den Auszubildenden in Lernfeldern unter anderem die Inhalte vermittelt: Mauern von verschiedenen Wänden, Herstellen von Betonbauteilen, Putze und Estriche, Mauern von Bögen sowie Instandsetzen und Sanieren von Bauteilen. Die Inhalte werden anhand von praxisnahen Beispielen erarbeitet.


Wie gliedert sich die Ausbildung?
Nach zwei Jahren findet die Zwischenprüfung statt. Die Gesellenprüfung wird zum Ende der dreijährigen Berufsausbildung abgelegt. Beide Prüfungen beinhalten einen theoretischen und einen praktischen Teil. Nach erfolgreicher Ausbildung erhalten die Auszubildenden ihren Gesellenbrief.


Wem würden sie die Ausbildung empfehlen?
Als angehender Maurer sollte man eine gute körperliche Konstitution, handwerkliches Geschick und Teamfähigkeit mitbringen. Wer gerne draußen auf der Baustelle arbeitet, auch auf Leitern und Gerüsten schwindelfrei unterwegs ist und gerne bei der Arbeit anpackt, ist in diesem Berufsfeld richtig aufgehoben.


Wie sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt?
Im Landkreis Celle und natürlich auch überregional werden zurzeit händeringend Auszubildende und Gesellen im Handwerk gesucht. Nach der Ausbildung können die Gesellen als Weiterbildungsmöglichkeit die Meisterschule oder beispielsweise auch die Fachoberschule Technik Klasse 12 an den Berufsbildenden Schulen (BBS) 2 Celle besuchen und die Fachhochschulreife erwerben. Derzeit sind es in der Grundstufe 20 Auszubildende – Maurer werden hier mit Dachdeckern und Zimmerern zusammen beschult. In der 1. und 2. Fachstufe haben wir 15 Auszubildende.

Was macht man in diesem Beruf?

Maurer stellen Rohbauten für Wohn- und Geschäftsgebäude her. Zunächst betonieren sie das Fundament, dann mauern bzw. betonieren sie Außen- und Innenwände sowie Geschossdecken oder montieren diese aus Fertigteilen. Für Betonarbeiten fertigen sie Schalungen oder montieren Schalungssysteme. Sie setzen Bewehrungen ein, die sie aus Betonstahl zum Teil selbst anfertigen. Sie mischen Beton oder verarbeiten fertig gelieferten Transportbeton. Den frischen Beton bringen Maurer in die Schalungen ein und verdichten ihn. Teilweise verputzen sie auch Wände, verlegen Estriche oder bauen Dämm- und Isoliermaterialien ein. Darüber hinaus führen sie Abbruch- und Umbauarbeiten durch. Bei Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten stellen sie Bauschäden und deren Ursachen fest und beheben diese.

Wo arbeitet man?

Beschäftigungsbetriebe:

Maurer finden Beschäftigung

• bei Hochbauunternehmen

• in Sanierungs- und Modernisierungsunternehmen

• im Fertighausbau

Arbeitsorte:

Maurer arbeiten in erster Linie

• auf Baustellen im Freien

• in Rohbauten

Welcher Schulabschluss wird erwartet?

Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen Handwerksbetriebe

überwiegend Auszubildende mit Hauptschulabschluss ein, Industriebetriebe wählen vor allem Auszubildende mit Hauptschulabschluss oder mittlerem Bildungsabschluss aus.

Worauf kommt es an?

• Gute körperliche Konstitution (zum Beispiel beim Heben und Tragen von Baumaterial)

• Handwerkliches Geschick (zum Beispiel beim genauen Setzen von Mauersteinen)

• Körperbeherrschung und Schwindelfreiheit (zum Beispielbei der Arbeit auf Leitern und Gerüsten)

• Teamfähigkeit (zum Beispiel bei der Montage von schweren Fertigteilen)

Wichtige Schulfächer:

• Mathematik (zum Beispiel für Baustoffbedarfsermittlungen, Flächenberechnungen und das Erstellen der

Aufmaße )

• Werken/Technik (zum Beispiel bei der Arbeit mit Werkzeugen, Maschinen und Geräten am Bau; technisches Zeichnen)

• Physik (zum Beispielfür die richtige Einschätzung der Eigenschaften von Werkstoffen und der Wirkung von

Kräften und Hebelarten)

Was verdient man in der Ausbildung?

Beispielhafte Ausbildungsvergütungen pro Monat (je nach Bundesland unterschiedlich):

• 1. Ausbildungsjahr: 805 bis 890

• 2. Ausbildungsjahr: 1000 bis 1230

• 3. Ausbildungsjahr: 1210 bis 1495

Man sieht, dass die Auszubildenden von Jahr zu Jahr erhebliche Vergütungssteigerungen einplanen können.

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