84 Millionen Euro

In Celle werden wieder mehr Wohnungen gebaut

Im Jahr 2018 wurden im Kreis Celle 569 neue Wohnungen gebaut. Die Gewerkschaft IG Bau sieht "Luft nach oben".

  • Von Simon Ziegler
  • 19. Juli 2019 | 06:02 Uhr
  • 09. Juni 2022
Die hohe Wohnungsnachfrage hat zu einem Boom der Baubranche geführt. Doch im sozialen und bezahlbaren Segment passiert weiterhin zu wenig, kritisiert die IG Bau.
  • Von Simon Ziegler
  • 19. Juli 2019 | 06:02 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Celle.

Baubilanz für den Landkreis Celle: Im vergangenen Jahr wurden kreisweit insgesamt 569 Wohnungen gebaut – darunter 359 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das sind 65 Prozent mehr als im Vorjahr. Hierbei investierten Bauherren 84 Millionen Euro, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Die IG Bau Nord-Ost-Niedersachsen beruft sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Gewerkschaft: Bezahlbare Wohnungen bauen

IG-BAU-Bezirksvorsitzender Dieter Großmann sieht beim Neubau „deutlich Luft nach oben“. Entscheidend sei, was gebaut werde: „Die Wohnungen müssen zum Portemonnaie und zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen.“ Dazu sei es dringend erforderlich, die steuerliche Abschreibung im Mietwohnungsbau dauerhaft von derzeit zwei auf drei Prozent zu erhöhen. Darüber hinaus brauche der soziale Wohnungsbau eine Förderung von mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr durch Bund und Länder – und das kontinuierlich für die kommenden Jahre. In diesem Jahr unterstütze der Bund den Bau von Sozialmietwohnungen mit lediglich 1,5 Milliarden Euro, ab 2020 werden die Mittel sogar auf eine Milliarde abgesenkt. „Der Bau braucht eine Perspektive. Und die bekommt er durch eine dauerhaft wirksame und verlässliche Förderung“, sagt Großmann.

Streitthema Wohnungspolitik

Die Wohnungspolitik wird auch in Celle immer mehr zum Streitthema, wenngleich die Lage längst nicht so angespannt ist wie in Großstädten. Der DGB-Kreisvorsitzende Paul Stern forderte zuletzt mehr sozialen Wohnungsbau in der Residenzstadt. „Hier in Celle sind die Mieten seit 2014 um 23,19 Prozent gestiegen. Während 2014 für einen Quadratmeter noch 5,52 Euro zu zahlen waren, musste Ende 2018 bereits 6,80 Euro gezahlt werden“, hatte Stern ausgeführt.

Diskussion über Mietgutachten

Beim Landkreis wird derzeit über ein Mietwertgutachten diskutiert. Dort heißt es hingegen, dass die Mieten gesunken seien. Allerdings gibt es Zweifel an den Zahlen. Die FDP forderte jetzt, dass alle Abgeordneten Einsicht in die Rohdaten zum Gutachten nehmen dürfen. Die Zahlen seien nicht nachvollziehbar. Auch Die Linke erneuerte ihre Kritik: Sie wirft dem Landkreis vor, Empfängern von Arbeitslosengeld II bei den Unterkunftskosten zu wenig Geld zu erstatten.

285.000 neue Wohnungen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr bundesweit rund 285.000 Wohnungen gebaut. „Damit hinkt die Große Koalition ihrem Ziel, pro Jahr 375.000 neue Wohnungen zu schaffen, deutlich hinterher“, so die IG BAU. (siz)