7500 Soldaten bei Nato-Manöver Wettiner Heide in Bergen und Munster dabei

Ganz schön was los: Rund 7500 Soldatinnen und Soldaten aus neun Nationen sind dieser Tage mit insgesamt 2000 Fahrzeugen an der Nato-Großübung "Wettiner Heide" beteiligt, die sich zu großen Teilen auf den Truppenübungsplätzen in Munster und Bergen abspielt. Federführend ist die Panzergrenadier-Brigade „Freistaat Sachsen“ aus Frankenberg, die im kommenden Jahr den Leitverband der multinationalen "Speerspitze" des Verteidigungsbündnisses stellt. Damit hier auch alles funktioniert, wird nun im nördlichen Landkreis Celle sowie dem Heidekreis intensiv geübt. Als "Zusammenwirken aller Teile" bezeichnet Brigadegeneral Alexander Krone das Manöver beim Treffen mit den Pressevertretern. Damit meint der "Freistaat Sachsen"-Kommandeur nicht nur die verschiedenen Zuständigkeiten innerhalb der Truppe – etwa Aufklärung, technische Struktur oder Logistik –, sondern auch das länderübergreifende Miteinander. Nato-Übung "Wettiner Heide": Soldaten aus neun Nationen dabei: Neben der Bundeswehr sind bei "Wettiner Heide" auch Bodenstreitkräfte aus den Benelux-Staaten, Norwegen, Tschechien, Litauen, Lettland und Slowenien dabei, kommuniziert wird auf Englisch. "Jeder bringt seine jeweiligen Fähigkeiten ein", bekräftigt Krone. Auf deutscher Seite ist die Panzerhaubitze 2000 hervorzuheben, die mit entsprechender Munition eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern (im "Standardfall" sind es 30) hat. Knapp die Hälfte sind es immerhin am Dienstag, als das Großkaliber der CZ und weiteren Medien in einem fiktiven Gefecht vorgeführt wurde. Das Geschütz gilt als besonders präzise: "Wir haben somit eine hohe Feuerüberlegenheit", erklärt ein zuständiger Hauptfeldwebel. Die Kommandokette vom "Go" bis zum Abschuss erfolgt via Datenübermittlung ("schwieriger auszuspähen als Funk"), die Einschläge sind auch aus der Entfernung und mit Ohrenstöpseln gewaltig. Ukraine-Krieg bei Streitkräften "natürlich im Hinterkopf": Norwegische, belgische und lettische Haubitzen kommen bei der Präsentation ebenfalls zum Einsatz – zumindest beim zivilen Beobachter lassen solche Szenarien unweigerlich Kriegsgedanken aufkommen. Die Soldaten auf dem Übungsplatz betonen unisono, dass die aktuelle Ukraine-Situation nicht wegzureden, die Übung aber ganz generell im Zuge der Nato-"Speerspitze" angesetzt sei. "Das Spektrum ist breit, wir wollen auf jedwede Situation vorbereitet sein", sagt Oberstleutnant Timo Kaufmann, als oberster Befehlshaber für die Artillerie zuständig. Seit Russlands Einmarsch im Nachbarland sei das Thema Nato-Ostflanke aber "natürlich im Hinterkopf". Kommandeur Alexander Krone hat derweil einen "Effekt" durch den Ukraine-Krieg ausgemacht: "Es ist nochmal eine andere Anspannung da." So schlimm die Ereignisse in Osteuropa auch seien, spüre man als Armee nun angesichts der Bedrohungslage doch "mehr Rückendeckung" aus der Bevölkerung. Nato-"Speerspitze" soll schnell handeln können: Für diese wollen die Bundeswehr und ihre Verbündeten übrigens "sichtbarer sein": Ein knappes Drittel der "Wettiner Heide"-Beteiligten ist nicht vor Ort auf Militärgelände zu finden, sondern im Bereich Lüneburg, Gifhorn oder Hannover – dort etwa in Industriegebieten. Krone: "So stellen wir realistische Szenarien mit längeren Versorgungswegen dar." Die Anfang des Monats gestartete Großübung läuft noch bis zum 20. Mai, es geht auch um notwendige Nato-Zertifizierungen in Sachen Einsatzbereitschaft. Das übergeordnete Ziel ist die Fähigkeit zur Gesamtverlegung der "Speerspitze" an neuralgische Punkte innerhalb von 48 bis 72 Stunden. Eingebettet ist dies in die "Schnelle Eingreiftruppe" des Bündnisses, die neben den Bodentruppen ebenso aus Luft-, Marine- sowie Spezialeinheiten besteht. Einheiten der Nato, darunter auch deutsche, sind schon seit einiger Zeit an der Flanke zu Russland (etwa im Baltikum) stationiert. Manöver "Wettiner Heide" hat Einfluss auf Verkehr im Kreis Celle: "Wettiner Heide" ist das Finale eines Übungs-Dreierpacks in 2022: Im März ging es schon um IT-Infrastruktur, im April dann um Gewässerüberquerungen. Beteiligt waren dabei zusammen fast 3000 Soldaten. Gearbeitet wird stets "unter Annahme eines gleichwertigen Gegners", wie Artillerie-Chef Timo Kaufmann sagt. Bis zum Ende des Manövers müssen Verkehrsteilnehmer rund um die Truppenübungsplätze Munster und Bergen weiter mit Beeinträchtigungen rechnen. Grund sind militärische Schwertransporte, insbesondere auf den Bundesstraßen.