25 Jahre Celler Tafel: So begann die Versorgung mit Lebensmitteln

"Als wir 1995 anfingen, glaubten wir, eines Tages wieder überflüssig zu sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Es sind mittlerweile rund 3000 Bedürftige, die wöchentlich von uns mit Lebensmitteln versorgt werden – und die Tendenz ist steigend“, erklärt Wolfgang Schwenk, Vorsitzender der Celler Tafel. Dass es heute überhaupt möglich ist, so viele Menschen zu versorgen, hat die Celler Tafel auch dem wohl größten Glücksfall in ihrer 25-jährigen Geschichte zu verdanken. Im Dezember 2008 schenkte Lieselotte Tansey (Foto, hier gemeinsam mit ihren Mann Ernst) der Celler Tafel das Gebäude in der Uferstraße 10, dass nicht nur verkehrsgünstig liegt, sondern mit seinen 800 Quadratmetern auch reichlich Lagermöglichkeiten bietet. Celler Tafel unterstützt Bedürftige: Lebensmittelüberschuss und Lebensmittelverschwendung sind Begriffe, die wohl jeder aus Medienberichten kennen. Einige haben zu viel – viele andere haben zu wenig. Die Tafeln sehen es als ihre Aufgabe, einen Ausgleich zwischen Überfluss und Not zu schaffen. Ob Arbeitslose, Rentner mit nur geringer Rente, Alleinerziehende, Geflüchtete oder Asylsuchende – wer den Nachweis erbringt, bedürftig zu sein, kann die Leistungen der Celler Tafel in Anspruch nehmen. „Vor allem die Zahl der Alleinerziehenden, Altersrentner und Sozialhilfeempfänger ist im Laufe der vergangenen 25 Jahre kontinuierlich gestiegen“, weiß Schwenk. Nicht immer hat man Einfluss auf die eigene finanzielle Situation. Auch plötzliche Krankheit oder Langzeitarbeitslosigkeit reißen Löcher in die Haushaltskasse. Mehr als 70 Anlaufstellen im Kreis Celle werden von der Tafel angefahren: Und so hat sich, was vor 25 Jahren ganz klein begann, im Laufe der Zeit zu einer Institution entwickelt, die einem gut organisierten mittelständischen Betrieb gleicht. Denn bevor es so weit ist, dass die Lebensmittel an die Bedürftigen verteilt werden können, bedarf es eines logistischen Masterplans, um sie erst einmal einzusammeln. „Wir haben fünf Mitarbeiterinnen, die abwechselnd Bürodienst machen und die Fahrer und Beifahrer einteilen“, erläutert Schwenk. An fünf Tagen der Woche werden mehr als 70 Anlaufstellen angefahren, zu denen unter anderen Supermärkte, Discounter und Bäckereien, aber auch Hersteller von Lebensmitteln inzwischen. Die Menge der Hilfsgüter unterliegt dabei unvorhersehbaren Schwankungen, sodass es immer wieder ein Balanceakt ist, alles so zu verteilen, dass jeder etwas abbekommt. Acht Ausgabestellen im Stadtgebiet und sieben im Landkreis werden von der Zentrale in der Uferstraße aus mit den vorhandenen Lebensmitteln versorgt. Fuhrpark ist größter Ausgabeposten der Celler Tafel: Vier Kühlfahrzeuge gehören zum Fuhrpark der Celler Tafel, um deren Fahrbereitschaft und Sicherheit sich Detlev Loeper, Vorstandsmitglied und ehemaliger TÜV-Mitarbeiter, kümmert. Der Fuhrpark ist der größte Ausgabeposten der Celler Tafel noch vor den Energiekosten und anderen laufenden Ausgaben. Kein Geburtstagsfeier zum Jubiläum: Auf eine Geburtstagsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Celler Tafel musste coronabedingt verzichtet werden. Nachdem sie wie auch viele andere zu Beginn der Pandemie wochenlang schließen musste, findet die reguläre Ausgabe unter strenger Einhaltung der Hygienevorschriften jedoch inzwischen wieder statt. Während der Schließung der insgesamt 16 Tafeln in Stadt und Kreis Celle konnte Bedürftigen mit insgesamt 4000 Einkaufsgutscheinen geholfen werden – die die Cellesche Zeitung mit ihrem gemeinnützigen Verein „Mitmenschen in Not“, die Serviceclubs und die Kirche hatten gemeinsam mit den Tafeln die Hilfsaktion „Wir halten zusammen – und sind für Sie da“. Abendtafel in der Uferstraße in Celle gibt es derzeit nur sonntags: Doch es gibt immer noch Einschränkungen durch die Pandemie: Die Abendtafel in der Uferstraße gibt es derzeit allerdings nur sonntags. Und auch auf das Weihnachtsessen mit Feier für die Abendtafelgäste muss wohl in diesem Jahr schweren Herzens verzichtet werden, bedauert Schwenk. Von Kirsten Glatzer Rund 950 Tafeln gehören zum Bundesverband Tafel Deutschland in Berlin und sammeln überschüssige, qualitativ einwandfreie Lebensmittel und verteilen diese an Menschen, die in Not sind. Pro Jahr werden auf diese Weise rund 265.000 Tonnen Lebensmittel gerettet und an über 1,6 Millionen Menschen weitergegeben. Ehrenamtlich, mit viel Herz und Spaß. Eine dieser 950 ist die Celler Tafel, die sich zu hundert Prozent durch Spenden trägt. Spenden in Form von Lebensmitteln, Geld, Dienstleistungen, Sachspenden – und Zeit. Alle Mitarbeiter der Celler Tafel sind ehrenamtlich tätig und geben etwas von ihrer Zeit, um für den Dienst an der guten Sache im Einsatz zu sein. Zusätzliche ehrenamtliche Helfer werden jedoch zu jeder Zeit gesucht. Jede Hand wird benötigt, denn wöchentlich werden rund 3000 Menschen mit dringend benötigten Lebensmitteln versorgt. Ob als Fahrer, Gärtner, Bürokraft oder als Ausgabehelfer – wer mitmachen möchte, findet hier einen passenden Aufgabenbereich. Vorrangig werden derzeit Mitarbeiter zur Unterstützung der Fahrer gesucht. Interessierte können sich gern freitags in der Zentrale unter Telefon (05141) 24363 melden und einen Tag zum Reinschnuppern vereinbaren.