20 Cent mehr : Zuschuss für Tagesmütter in Celle erhöht

Florian Giering ist die Enttäuschung deutlich anzumerken. "Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt er zu dem, was der Jugendhilfeausschuss des Landkreises am Dienstag zur Besserstellung von Tagespflegepersonen empfohlen hat. Mit seiner Frau Sarah betreibt der 31-Jährige das "Oldendorfer Zwergenstübchen", eine Kindertagespflege-Einrichtung in der Gemeinde Südheide. Es bereitet ihm große Freude, nicht nur die eigenen, sondern auch fremde Kinder zu betreuen. Doch wenn er an die politischen Diskussionen denkt, kann er nur den Kopf schütteln. "Wir machen den gleichen Job wie Erzieher, müssen uns aber um alles selbst kümmern", sagt der selbstständige Tagesvater. Und meint: Kosten für Einrichtung und Ausstattung, Nebenkosten, Finanzierung und Organisation von Fortbildungen, Sozialversicherungsbeiträge und so weiter. Mehrheit folgt CDU-Vorschlag: Entschieden ist zwar noch nichts, aber immerhin haben sich die Celler Kreis-Politiker bei den Zuschüssen für Tagesmütter und -väter zu einer Lösung durchgerungen. Die bisherige Diskussion hatte bereits für viel Frust gesorgt. Mehrheitlich sprach sich das Gremium für eine Erhöhung des Tagespflegegeldes um 20 Cent pro Betreuungsstunde und Kind aus – von 4,10 auf 4,30 Euro. Damit ist der Ausschuss mit den Stimmen von SPD und FDP dem Vorschlag der CDU gefolgt. Während die Verwaltung ihre Leistungen lediglich um 10 Cent erhöhen wollte, hatten Grüne und AfD eine Erhöhung auf 4,80 Euro ins Spiel gebracht – damit kamen sie aber nicht durch. Niebuhr: "Ganz schöne Summe": "Es ist eine finanzielle Frage. Bei einer Erhöhung um 20 Cent sind das insgesamt rund 80.000 Euro mehr", sagte Kreisrat Bernd Niebuhr und sprach von einer "ganz schönen Summe" für den Landkreis. Der Sozialdezernent betonte, dass es sich nur um einen Zuschuss, also eine freiwillige Leistung, handele. Eine noch höhere Bezahlung sei deshalb nicht zu rechtfertigen, sagte Niebuhr als Reaktion auf einen Einwurf von Anatoli Trenkenschu (AfD). Dieser hatte angemerkt, dass sich die Verwaltung mit ihrem Zuschuss "immer noch weit weg vom Mindestlohn" bewege. Entscheidung mehrfach vertagt: Heiko Wundram (Grüne) hatte bereits in der Vergangenheit mehrere Änderungsanträge gestellt. Bekanntlich war die Bezahlung der Tagesmütter mehrfach vertagt worden. Nun trug Wundram erneut seine Vorschläge vor. Mehrheitlich empfohlen wurden davon lediglich zwei Punkte: eine bessere Vergütung für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen und eine Anpassung des Beitrags zur Erstattung von Sachleistungen. Randzeiten werden besser bezahlt: Darüber hinaus hat sich der Ausschuss dafür ausgesprochen, die Eingewöhnungszeit der Kinder vom ersten Tag an zu vergüten und die Betreuung zu den Randzeiten besser zu bezahlen – beides ist im Forderungskatalog enthalten, den die Celler Tagesmütter an die Kreisverwaltung geschickt hatten. Kritik an Kommunikation: "Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", sagt die Celler Tagesmutter Alexandra Bayram, die zugleich Sprecherin der Regionalgruppe Celle und Umland der Berufsvereinigung der Kindertagespflegepersonen ist. Kritik übt Bayram allerdings an der Art der Kommunikation der Beteiligten. Die Einberufung eines Rundes Tisches, den die Tagesmütter in ihrem Katalog an die Verwaltung gefordert hatten, ist bislang noch kein Thema gewesen. "Das wäre das allerbeste Mittel, um miteinander und nicht nur übereinander zu reden." Unterstützt wurde sie darin im Ausschuss von Christoph Engelen (SPD), der die Diskussion schon mit der endlosen Brexit-Debatte verglich. Nun bleibt das Votum von Kreisausschuss und Kreistag abzuwarten. Die Richtung aber ist nun vorgegeben.

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