Morgens halb zehn am Immenweg in Celle

Kleine Schrotttransport-Laster mit Hebekränen – die "Schrottis" – glänzen in der Sonne. Hier und da erklingt eine genervte Stimme aus einer Wohnung. Der Immenweg in Wietzenbruch strahlt einen ganz besonderen Charme aus – geprägt vom Handwerk. Die Gegend gilt als sozialer Brennpunkt. Allerdings habe dieser an Schärfe verloren, berichten einige der Leute dort. "Mir ist nie etwas Schlechtes aufgefallen": Stefan W. aus Wietze, der seinen vollständigen Namen nicht nennen möchte, macht gerade eine Zigaretten-Pause. Er hat sich eine Garage am Immenweg gemietet, die er als Hobby-Werkstatt nutzt. In diesen Tagen werkelt er an einem Audi. "Das Interesse an Technik liegt bei uns in der Familie", sagt der Kfz-Mechaniker. "Ich repariere auch Gartengeräte. Eben alles, was gerade anfällt." W. weiß von dem zweifelhaften Ruf der Gegend, aber er macht sich nichts daraus: "Mir ist nie etwas Schlechtes aufgefallen, die Menschen sind alle freundlich zu mir." In der Glaserei fürs Leben lernen: Einige Meter weiter in der Glaserei Hein arbeitet Behcet Ekinci. "Ich bin schon seit 1995 hier angestellt – mit Unterbrechung", erzählt der gelernte Glaser, der sich auch mit Schlosser-Arbeiten auskennt. "Man eignet sich hier viel fürs Leben an, Dinge, die man auch zu Hause gebrauchen kann. Du bist ein halber Maurer, ein halber Zimmermann. Es ist von allem im Handwerk etwas dabei." "Wir wissen nicht, was hinter den verschlossenen Türen vor sich geht": Am anderen Ende der Straße befindet sich das Christus Zentrum Celle. "Wir wollen das Licht an diesem Standort sein", sagt Gemeindemitglied Birgit Blumenberg. Die Gottesdienste der Pfingstgemeinde fanden wegen Corona in den vergangenen Monaten online statt. Am Sonntag kamen zum ersten Mal nach langer Zeit wieder wenige Gemeindemitglieder zusammen, um die "Crossover-Kinder" zu verabschieden, die zwei Jahre lang Bibel-Unterricht hatten. Dieser Unterricht steht auch Kindern offen, deren Eltern nicht zum Christus Zentrum gehören. "Mittlerweile ist es gar nicht mehr so schlimm hier", meint Blumenberg. "Wir hatten noch keine Differenzen mit den Leuten. Aber wir wissen natürlich nicht, was hinter den verschlossenen Türen vor sich geht."