Vielseitiger junger Dirigent probt mit Celler Stadtkantorei: Tammo Krüger

In den letzten Wochen hat der so junge wie ambitionierte Dirigent Tammo Krüger die Proben der Celler Stadtkantorei für den erkrankten Stephan Doormann geleitet, es war aber noch nicht alles verbindlich geregelt. Inzwischen aber ist alles klar. Krüger übernimmt weiterhin die Probenarbeit am „Messias“ von Georg Friedrich Händel so lange, wie es nötig ist. Und wenn es denn erforderlich werden sollte, so wird er auch die Aufführung am 19. Juni in der Celler Stadtkirche dirigieren. Engagement in Celle: Beim ersten Telefonat zu seinem neuen Celler Engagement verweist Krüger zugleich darauf, dass er wirklich nur als Einspringer in Celle ist. Und er hat noch eine Bitte: „Bitte stellen Sie mich doch als „Tammo Krüger bald Azam“ vor, ich heirate in Kürze. Und dann heiße ich Azam.“ Dirigierstudium parallel zum Medizinstudium: Als der aus Ostfriesland stammende Krüger 2013 zum Medizinstudium nach Hannover gezogen ist, da hat er, der bereits mit 16 beziehungsweise 17 Jahren sein erstes Orchester und seinen ersten Chor geleitet hat, sogleich im renommierten Bach-Chor unter Jörg Straube gesungen und bei diesem schnell und letztlich über längere Zeit erste Dirigierstunden genommen. Nach drei Jahren begann er dann beim ehemaligen Chefdirigenten der Radiophilharmonie Eiji Oue sein Dirigierstudium parallel zum Medizinstudium. Und wiederum ein Jahr später gründete er sein erstes eigenes Orchester, um, wie er selbst sagt, „ein Instrument für meine Ambitionen als Dirigent zu haben“. Es folgte ein Engagement als Dirigent des Niedersächsischen Jugendsinfonieorchesters, ein kurzes Intermezzo als Chorassistent an der Staatsoper und seit geraumer Zeit hat er, gleichfalls interimistisch wie in Celle, den renommierten Quilisma-Jugendchor in Springe übernommen. Dieser wurde bis vor einigen Jahren übrigens auch von Stephan Doormann geleitet. Stabile Lösung für Stadtkantorei: Der Kontakt zur Celler Stadtkantorei kam daher, dass Krüger hier bereits vor drei Jahren einmal als Probenassistent von Doormann beim Einstudieren einer Bach-Passion aktiv war. Nun hat sich Doormann wieder an Krüger gewandt: „Es war und ist mir wichtig, dass meine Kantorei nach der langen Corona-Phase nicht noch länger in einem Ausnahmezustand verharrt, sondern wieder regelmäßig in größerer Besetzung proben und sich wieder ein Chorerlebnis wie früher einstellen kann. Daher habe ich angestrebt, eine stabile Lösung zu finden und nicht von Woche zu Woche zu planen. Dass Herr Krüger diese Vertretung für die Zeit meiner Erkrankung übernehmen kann, ist dafür ideal!“ In vielen Bereichen aktiv: Wer mit Krüger redet, der kommt nicht umhin, zu staunen, wie es der fast 27-Jährige es schafft, gleichzeitig in so vielen Bereichen aktiv zu sein. Eigenes Orchester, zwei Chöre, dazwischen Auftritte als Gastdirigent und als Klaviersolist. Und dann auch noch das Medizinstudium, das zwischenzeitlich mal eher brachlag wegen der vielen anderen Aktivitäten. "Messias" soll als Ganzes funktionieren: Und was den Celler „Messias“ angeht, so ist er offensichtlich schon längst zielstrebig und mit klaren eigenen Vorstellungen bei der Sache. Er will zunächst einmal, dass das Stück als Ganzes mit dem Chor funktioniert. Und dann will er noch an die Details gehen: „Viele kennen das Stück vom berühmten „Halleluja“, aber als Ganzes ist es doch eine filigrane und feine Sache, die zudem eine schlüssige innere Dramaturgie aufweist. Und es ist ein Stück mit weiten Bögen. Ich bin mit ganz großer Freude dabei und hoffe, dass ich dem Chor möglichst viel vermitteln kann.“ Man darf gespannt sein. Von Reinald Hanke