Oskar Ansull stellt Kurzprosa-Buch „Papierstreifen“ in Celle vor

Oskar Ansull ist in Celle wahrlich kein Unbekannter. Der hier aufgewachsene, nun schon lange in Berlin lebende Autor und Literaturwissenschaftler hat nicht nur mit belletristischen Werken immer wieder auf sich aufmerksam gemacht, sondern insbesondere auch mit seinen Erkundungen der hiesigen Literaturlandschaft. Und diese hat ihn natürlich auch zu Ernst Schulze geführt, diesen fast vergessenen Autor, der erst in den vergangenen Jahren durch die Aktivitäten der Ernst-Schulze-Gesellschaft zumindest in unserer Region etwas aus der Vergessenheit heraus geholt wurde. Eingeladen von der Celler Ernst-Schulze-Gesellschaft: Kein Wunder also, dass diese Gesellschaft, die sich nicht nur um das literarische Erbe Schulze kümmert, sondern generell die hiesige Literatur in den Blick genommen hat, Ansulls neues Buch der Öffentlichkeit präsentieren wollte. Und zwar mit dem Autor selbst, der ja dafür bekannt ist, dass er seine Lesungen zu richtigen kleinen Events zu machen in der Lage ist. Oskar Ansull stellt Kurzprosa-Buch „Papierstreifen“ in Celle vor: Das seit gut einem Jahr unter neuer, ausgesprochen angenehmer Leitung geführte Kanzlei-Café konnte als Kooperationspartner gefunden werden. Man hielt Abstand, kam sich dafür aber über die Literatur näher. Das lag natürlich in erster Linie an der Art, wie Ansull agierte. Er las nicht einfach aus seinem neuen Kurzprosa-Buch „Papierstreifen“, sondern erklärte dem Publikum auch, wie es zu dem Titel des Buches gekommen war und warum er eine Vorliebe für Kurzprosa hat. Bezug zur Celler Pressegeschichte: Und er stellte auch einen Bezug zur Celler Geschichte, ja gar zur Celler Pressegeschichte her, indem er erläuterte, dass die ersten Publikationen mit der Bezeichnung „Papierstreifen“ möglicherweise dem Herausgeber der CZ-Vorgängerpublikation, dem „Zelleschen Anzeiger“, Georg Friedrich Wilhelm Beneken zu verdanken sind. Dieser legte kleine feuilletonistische Beilagen mit kurzen Texten aus seiner Feder immer wieder seinen Publikationen bei. Ansulls Literatur verlangt einen kundigen Leser: Natürlich las Ansull dann auch aus seinem gerade erschienen Buch. Einer Abteilung „Dorfgeschichten“, die sich auf Westercelle beziehen, folgt „Gott und die Welt“, dann „Menschenbilder“ und „Denker und Dichter“. Aber interessanter war doch das, was Ansull erzählte und kommentierte. Natürlich fielen dabei auch wunderbare Sentenzen wie „Die schönsten Dörfer sind doch die böhmischen“ oder „Ein Mann wird befördert, eine Frau geliftet“. Diese indirekten Verweise in die Literaturgeschichte machen einen besonderen Reiz von Ansulls Literatur aus, zeigen aber auch ihre Problematik: Sie verlangt einen ziemlich kundigen Leser, der in der Lage ist, den Subtext von Ansulls Texten zu erfassen oder zumindest zu erahnen. Eine gelungene literarische Veranstaltung. Von Reinald Hanke