Neues Buch vorgestellt : Ansull porträtiert die Celler Kultur kritisch

Es war eine „ziemlich besondere Veranstaltung“, wie es Schlosstheater-Intendant Andreas Döring im vollen Theater formulierte. Es handele sich bei Oskar Ansulls neuem Buch „Heimat, schöne Fremde“ um ein „Opus Magnum“. Die unterhaltsamen Vorträge von Joachim Kersten und Oskar Ansull vermittelten einen Eindruck davon, was die Leser an Interessantem erwartet. Geschichtenerzähler, der Zusammenhänge herstellt: Ansull sei ein „Geschichtenerzähler“, der aber auch Zusammenhänge herstellen könne, so Döring weiter, und habe einen „Kulturführer“ verfasst. Der Schriftsteller hat mit seiner „literarischen Sichtung“ der Kultur des Celler Landes ein Denkmal errichtet. Seine vielschichtige „Heimatliteratur“ unterscheidet sich von anderer dadurch, dass sie keine nostalgische oder rückwärts gerichtete Soße über die Geschichte(n) gießt, sondern analytisch und mit kritischem Blick die Landschaft und die Menschen in ihrer Zeit porträtiert. Joachim Kersten führt in das Buch ein: Ansulls langjähriger Freund Joachim Kersten führte zunächst in das Buch ein. Der in Hamburg lebende Autor und Ansull haben eines gemeinsam: Beide wuchsen im Raum Celle auf, sahen ihre Heimat stets mit liebevollem, aber kritischem Blick – und verließen sie früh, frei nach dem Motto „Heimat, schöne Fremde“. Von der Prinzessin bis zur feigen Rechthaberin: Kersten ging zunächst auf einige Persönlichkeiten der Celler Geschichte ein, die Ansull in seinem Buch porträtiert hat, darunter die „Prinzessin von Ahlden“ und Hanna Fueß, die „braune Heidelerche“, Heimatschriftstellerin und CZ-Schriftleiterin zur NS-Zeit. Die habe noch nach dem Krieg kein Wort über die Opfer des NS-Regimes verloren, sondern „feige Rechthaberei“ getrieben, so Kersten. "Mehr zusammengetragen, als es diese Stadt verdient": Ansull sei ein „getreuer Chronist“, „der mehr zusammengetragen hat, als es diese Stadt verdient“. Es sei eine „Fundgrube“ und auch ein „Nachschlagewerk“. Dem kann nur zugestimmt werden, denn Ansull hat sich in seinem eintausend Seiten starken Werk nicht nur mit dem „Erbe“ und der „Stadt“ befasst, sondern auch den Schriftstellern im „Landkreis“ ein Denkmal gesetzt, denn im dritten Teil des Buchs finden sich Einträge zu praktisch allen Orten des Kreises. Über die Verbindung zwischen Heimat und Fremde: Ansull fügte in seiner Lesung dann noch einen weiteren Gedanken zum Thema „Heimat“ hinzu: Man sei ja hier in einem Theater: „Auf dem Theater begegnet dieser Gesellschaft zumeist das Fremde, das Andere. So wird Heimat zu einem schönen Ort, wo das Fremde hereingeholt wird und werden kann.“ Der alles dominierende Sand in Stadt und Land: Allein wegen seines Umfangs lässt sich Ansulls Buch kaum in einem Schwung lesen. Das ist auch nicht nötig, weil die einzelnen Portraits und Berichte in sich abgeschlossen und thematisch vielfältig sind. Sie reichen von der Schilderung der Allerschifffahrt über die vielen Facetten der literarischen Welt Celles bis zu Reiseberichten, in denen der „alles dominierende Sand“ in Stadt und Land beklagt wird. Von Peter Bierschwale

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