King‘s Singers begeistern Publikum in Celler Stadtkirche

Da saß wirklich jede Note, stimmte jeder Einsatz, überzeugte jede Mehrstimmigkeit, jede Modulation: Das Konzert der traditionsreichen King‘s Singers brachte am Mittwochabend in der vollbesetzten Celler Stadtkirche das Publikum zum Jubeln und Schwärmen. Ihre Klasse demonstrierten die Sänger des A-cappella-Sextetts schon mit dem ersten Lied – „Mother of God, here I stand“ von John Travener – so andächtig und einfühlsam, dass sie die Herzen ihrer Zuhörer im Sturm erobert hatten. King‘s Singers begeistern Publikum in Celler Stadtkirche: Pur, souverän und mit dem Anschein, ganz unangestrengt auch die kompliziertesten Arrangements zu bewältigen – gepaart mit diesem spürbaren Vergnügen, sich dieser (sicher hart erkämpften) Kunst hinzugeben: Das ergibt dieses Gesamtpaket. Ein wahres Hör-Vergnügen, für alle, die Singstimmen und Chormusik lieben und nur darüber staunen können, was möglich ist. Von der Renaissance bis in die Gegenwart: Kompositionen aus der Renaissance bis in die Gegenwart umspannt das Repertoire der King‘s Singers. Mit ihrer „Finding Harmony Mission“ begeben sie sich auf eine weltumspannende musikalische Reise von mehr als 500 Jahren Musikgeschichte. Eine kleine, feine bunter Mischung davon hatten sie zu ihrem Konzert – auf Einladung des Kammermusikrings – nach Celle mitgebracht. Trotz virtuoser Gesangstechnik bleiben Gefühle nicht auf der Strecke: Im Programm folgten zwei Vertonungen des „Ave Maria“ – die eine von Igor Stravinsky, die andere von Robert Parsons. Mit würdigem Gloria gelang Patrick Dunachie (Countertenor), Edward Button (Countertenor), Julian Gregory (Tenor), Christopher Bruerton (Bariton), Nick Ashby (Bariton) und Jonathan Howard (Bass) die gesangliche Leichtigkeit eines Zeitsprungs von rund 350 Jahren. Auch die sprachliche Herausforderung, drei ausgewählte Lieder aus Felix Mendelssohn-Bartholdys romantischem Zyklus „Der erste Frühlingstag“ in Deutsch zu singen, meisterte das Sextett ohne Schwierigkeiten. Trotz virtuoser Gesangstechnik blieb das Transportieren textentsprechender Gefühle nie auf der Strecke. Britische Lieder und Songs aus Disney-Filmen: Mit einer Auswahl von traditionellen britischen Liedern – speziell für die King‘s Singers arrangiert – nahmen die Sänger das Publikum auf einen musikalischen Abstecher in ihre Heimat mit. Und nach den „Quatre motets sur les thèmes grégoriens“ von Maurice Duruflé überraschten die Sechs ihr Publikum mit einer „Weltpremiere“ – ein Vorgeschmack auf das im nächsten Monat aufgenommenen neuen Album: zweimal Walt-Disney-Songs, aus „König der Löwen“ und „1001 Dalmatiner“, wunderbar arrangiert. Auch die Beatles durften nicht fehlen: Wie viel Humor in diesem Sextett steckt und bei Bedarf zum Vorschein kommt, demonstrierten sie nicht nur mit ihrer Beatles-Adaption von „Honey Pie“, sondern auch in der ersten Zugabe mit ihrer „hautnahen“ Fassung des „Hummelflugs“ von Nikolai Rimski-Korsakow. Als Antwort auf den kaum enden wollenden Beifall des Publikums folgte eine zweite Zugabe – ein Abendlied zu Ehren Martin Luther Kings. Von Doris Hennies