Höfer verfügt über eine klangschöne Orgel in der Friedhofskapelle

Wer hätte das gedacht: Eine Friedhofskapelle mit außerordentlich angenehmer Atmosphäre, richtig gemütlich und idyllisch liegend, so ist sie, die Friedhofskapelle von Höfer zwischen Eschede und Beedenbostel. Am Ortsausgang von Höfer Richtung Beedenbostel steht rechts im Wald die Kapelle mit einer clever über die EU finanzierten, gepflegten Außenanlage, die in ihrer Gesamtwirkung so viel Charme hat, dass sie sogar schon für Hochzeiten genutzt wurde. Das ist sehr speziell. Jedoch, nur wer hinter die Kapelle geht, der sieht den Friedhof. Von vorne gesehen liegt diese Kapelle aus dem Jahr 1957 auf einer kleinen Anhöhe auf einer Lichtung im Wald. Von hier aus kommt niemand auf die Idee, dass es sich um eine Friedhofskapelle handeln könnte. Kleine Orgel kann Raum bestens füllen: Da diese Kapelle im Gegensatz zu fast allen Kirchen in der Region nicht in der Hand einer Kirchengemeinde ist, sondern der Gemeinde Eschede gehört, können sich hier auch Menschen trauen lassen, die einen freien Redner beauftragen wollen. Orgelmusik können sie auch dazu bekommen. Und zwar aus einer richtigen Pfeifenorgel, die zwar klein ist, aber den akustisch im leeren Zustand hervorragenden Raum bestens zu füllen in der Lage ist. Wie gut, dass man hier 1975 als Nachfolgeinstrument einer vorher angeschafften, schnell funktionsunfähigen elektronischen Orgel diese Pfeifenorgel hat bauen lassen und nicht nochmals, wie vielerorts sonstwo, einen weiteren elektronischen Ersatz gekauft hat. 8-Fuß-Register unterfüttert 4-Fuß-Prinzipal: Erfreulicherweise ist Orgelbauer Hammer aus Hannover hier ein kleines, aber so feines Werk gelungen, dass man sich gerne der vier Register dieser Orgel bedient und mit Händen und Füßen auf einem sogenannten angehängten, dabei komplett ausgebauten Pedal spielen mag. Und man staunt schon sehr: Hier geht das über mehrere Jahrzehnte angewendete klangliche Konzept einer Kleinorgel, die nicht wie üblich über ein sogenanntes 8-Fuß-Prinzipalregister verfügt, tatsächlich gut auf. Selten, dass diese Art von Orgeldisposition wirklich mal überzeugend geraten ist. Hier ist es so. Das hölzerne 8-Fuß-Register unterfüttert das 4-Fuß-Prinzipal bestens. Nach oben runden ein 2-Fuß-Register und eine kleine Mixtur den strahlenden Klang ab. Statt Registerzüge gibt es kleine Haken, die man nur wenig bewegen muss, und schon hat man ein Register in Gebrauch genommen. Das ist etwas ungünstig, weil es schwer zu erkennen ist, was gerade eingeschaltet ist. Die Tastatur ist präzise und leichtgängig. Das ganze Instrument wirkt besser gepflegt als manch Orgel in kirchlichem Besitz. Damit man als Organist nicht friert, gibt es Heizstrahler, und die Abdeckung des Manuals ist gleichzeitig das Kissen für die Orgelbank. Und links neben der Orgel steht ein kleiner Tisch, auf dem man die Noten ablegen kann. Es ist an vieles gedacht hier. Das Schönste aber: Diese Orgel ist einfach optisch gelungen und klingt gar nicht übel. Da gibt es in manchen Dorfkirchen der Region deutlich schlechtere Instrumente. Dieses Instrument steht mit seinm durchbrochenen Holzprospekt auf der dem Altar gegenüber liegenden Empore und wirkt im ersten Moment wie ein dekorativer Schrank. Beim ersten Anblick glaubt man nicht unbedingt, dass das eine Orgel ist, die sich in diesem „Möbelstück“ versteckt. Viel Wert auf dörfliche Geschichte gelegt: Überhaupt muss man sagen, dass die Kapelle als Ganzes eine positive Überraschung ist. Der Innenraum hat viel von der Gemütlichkeit eines holzvertäfelten Wohnzimmers der 50er Jahre in einem Haushalt, der auf dörfliche Geschichte Wert legt. Hier spiegelt sich beispielsweise in einem farbigen Glasfenster die Geschichte des Dorfes als Bergwerksstandort wider. Hier ist aber auch in der sonstigen Ausstattung überall die Materialität dörflichen Lebens präsent. Von den Leuchtern bis zur einfachen, aber in ihrem Schwung sehr gelungenen Holzverkleidung der Brüstung wie bei einem Balkon: Alles wirkt stimmig und in sich warm und einladend. Und die beidseitig schräg zum Altar hinlaufenden, quasi fischgrätenartig angeordneten Sitzbänke mit einem ausreichend breiten Mittelgang, um dort den Sarg raustragen zu lassen, passen auch. Aber man kann den Raum eben auch ganz anders nutzen, als Traukirche eben. Und wenn dann die Treueworte der Hochzeit gesprochen worden sind, dann kann man jemanden beauftragen, die Glocken zu läuten. Das geht hier noch ohne Technik, einfach ein paar Mal in einer ganz bestimmten Art an einem Seil ziehen wie früher, und schon läuten die Hochzeitsglocken, die am nächsten Tag dann möglicherweise eines anderen Menschen letzten Weg begleiten. Von Reinald Hanke Angehängtes Pedal: Das Pedal verfügt über keine eigenen Pfeifenreihen, sondern übernimmt diese aus dem Manual. Fußangaben bei Registern: 8-Fuß bedeutet, dass die Töne genauso erklingen, wie man sie spielt. Bei 4-Fuß klingt alles eine Oktave, bei 2-Fuß zwei Oktaven höher. Hersteller: Hammer, Hannover, 1975 Mechanische Tastatur und Registratur: 1 Manual und angehängtes Pedal 4 Register: im Manual und im Pedal verfügbar