Ausstellung : „Wirklich schräge Welten“ mit Vorstellungskraft

Für Aufregung war vor der Eröffnung der Ausstellung „Wirklich schräge Welten“ im Atelier 22 am Samstagnachmittag gesorgt. Zum einen bei den beiden jungen Künstlern, die zum ersten Mal ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren dürfen, zum anderen bei Manuela Mast vom Vorstand des Vereins, die vorher noch nie eine Laudatio gehalten hatte. Alle Nervosität erwies sich jedoch als unbegründet, denn ihre Eröffnungsrede kam bei allen sehr gut an, weil sie auf sympathische Weise, mit humorvollen Anekdoten über die beiden Künstler Ricarda von der Kammer und „Dice One“ in die Vernissage einführte. So berichtete sie von einem Malheur des Graffitikünstlers, den die unabsichtliche Beschädigung beim Aufhängen eines seiner zentralen Werke in eine tiefe Krise stürzte. Schlussendlich erwies er sich aber auch als ein talentierter Restaurator, selbst dem aufmerksamsten Betrachter konnte nicht auffallen, an welcher Stelle das Bild beschädigt wurde. Auch die Aufregung der beiden Künstler legte sich schnell, als sie die zahlreichen Besucher jeden Alters sahen und von diesen viel Lob und Zuspruch ernteten. Das künstlerische Multitalent Wolfgang Decker stellte diesmal nicht selbst aus, sondern sorgte mit einem gemeinsam mit kurdischen Musikern komponierten, fantasievoll verspielten Gitarrenstück für einen passenden Einstieg in die Vernissage. Obwohl beide sehr unterschiedliche Techniken anwenden, „Dice One“ mit den typischen Materialien der Graffiti-Szene, Sprühlack und Acrylfarben, Ricarda von der Kammer bedient sich der klassischen Malweisen, gibt es ein starkes verbindendes Element – die Fantasiewelten. Beide schöpfen die Inspiration zu ihren Bildern aus ihrer immensen Vorstellungskraft. Das bedeutet bei Ricarda von der Kammer eher mystische Traumwelten, bei „Dice One“ geht es etwas martialischer zu, wenn zum Beispiel ein S-Bahn-Zug zu einem Drachen mutiert. Sowohl von der Kammer als auch „Dice One“ berichten, dass sie durch ihre Kunst sehr aufmerksam ihre Umgebung beobachten und als Inspirationsquelle nutzen. So erzählt die Malerin, dass sie manchmal an besonderen Plätzen der Stadt innehalte und ihren Tagträumen freien Lauf lasse. Da kann es durchaus passieren, dass plötzlich ein Fabelwesen aus einer dunklen Gasse um die Ecke biegt. Bei beiden ist trotz ihrer Jugend, sie ist 19, er ist 22 Jahre alt, eine erstaunliche technische Ausgereiftheit in ihren Bildern zu erkennen. „Dice One“ beschäftigt sich schon seit über zehn Jahren intensiv mit der Graffiti-Kunst und Ricarda von der Kammer kann sich gar nicht an eine Zeit erinnern, in der sie nicht gemalt hätte. Von Georg Wießner Wer die Werke der vielversprechenden Nachwuchskünstler selbst sehen möchte, hat noch bis zum 8. Dezember Gelegenheit dazu.

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