„Zum Schwejk“ in Celle: Inhaber Richard Stibral hört nach 33 Jahren auf

Das Stadtbild Celles wird durch die vielen kleinen Geschäfte geprägt, die sich in den Gassen aneinanderreihen. Einige davon haben ihre Türen erst in den vergangenen Monaten das erste Mal geöffnet. In einem der idyllischen Hinterhöfe aber befindet sich seit 1987 das Restaurant für böhmische Küche „Zum Schwejk“. Inhaber Richard Stibral beendet nun nach 33 Jahren seine Tätigkeit in dem urigen Restaurant und übergibt an seine Nachfolger. Im November 1983 eröffnet: Um genau zu sein, gab es schon einige Jahre zuvor an dem heutigen Schwejk-Standort ein Restaurant für böhmische Küche. „Das habe ich im November 1983 mit einem Partner aus Hannover eröffnet. Wir haben zusammen mehrere Restaurants betrieben, mussten diese aber 1985/86 aufgeben“, erinnert sich Richard, der damals noch angestellter Restaurantleiter in Celle war. Großes Ziel USA: In der damaligen Tschechoslowakei aufgewachsen, lernte er zunächst in der Gastronomie, um im Anschluss Hotelmanagement in Marienbad zu studieren. „Ich bin sehr liberal aufgezogen worden und mir war bewusst ich konnte nicht in dem bestehenden System bleiben um meine Träume zu verwirklichen. Das große Ziel war damals noch die USA.“ Böhmische Küche in Norddeutschland: Zunächst in Süddeutschland angekommen, verschlug es ihn schnell nach Hannover. Über frühere Bekannte sei er dort an den Job gekommen, der ihn letztendlich in Celle landen ließ. „Nachdem das erste Geschäft zunächst aufgegeben wurde, haben wir ein Angebot bekommen das Restaurant weiter zu führen. Eine schnelle und durchaus schwierige Entscheidung. Ein neues Land, ein neues Wirtschaftssystem, eine junge Familie und böhmische Küche in Norddeutschland – das war nicht einfach“, beschreibt er die Anfangszeit des Schwejk, während er an die vielen Botschaften auf der Wand blickt. Fritz Muliar, Inge Meysel und Karel Gott zu Gast: Der Name und die Einrichtung des Schwejks geht auf den Roman „Der brave Soldat Schwejk“ von Jaroslav Hasek zurück. So findet sich in der Geschichte das Restaurant „U-kalicha“ aus Prag wieder, die sich Botschaften von Gästen aus aller Welt auf die Wände schreiben ließen. „Wenige Tage nach Eröffnung 1987 war der Schauspieler Fritz Muliar zu Gast. Uns wurde erzählt, dass er den Soldaten Schwejk gespielt hat – und das machen in Tschechien nur die besten Schauspieler. Er war der Erste, der sich bei uns an der Wand verewigen durfte“, fügt Ehefrau Marcela ein. Der Unterschrift Muliars folgten noch viele weitere: Inge Meysel, Dieter Kronzucker, Matthias Reim, Peer Augustinski, der brasilianische Fußballstar Rivelino und natürlich die goldene Stimme aus Prag: Karel Gott. „Wir sind jedem Gast auf Augenhöhe begegnet, egal ob Weltstar oder nicht. Deshalb konnten sich auch Sportler von den Hannover Scorpions, oder Fußballer wie Jan Simak oder Jiri Stajner hier immer wohl fühlen“, so Ichard Stibral. Viele Stunden der Gespräche mit Gästen: Die prägendsten Erinnerungen aus über 30 Jahren Restaurantbetrieb in Celle waren für den Gastronomen die vielen Stunden der Gespräche mit den Gästen. „Man betreibt nicht nur ein Restaurant, wir waren auch immer Psychologe oder Clown – je nach Situation.“ Aber auch umgekehrt waren die Gäste in schweren Situationen für sie da und haben sie weiter unterstützt. Mittlerweile empfängt die Familie Stibral mehrere Generationen in ihrem Restaurant. Die Kinder, die in der Anfangszeit mit ihren Familien ins Restaurant kamen, kommen jetzt mit ihren eigenen Familien. Für ihn ist das die größte Bestätigung für die 33 Jahre, die natürlich auch Entbehrungen mit sich brachten: „Meiner Frau und meinen vier Kindern gebührt dabei der größte Dank. Viele Feiertage, die nur eingeschränkt stattfanden, und die Hilfe im Betrieb über all die Jahre sind nicht selbstverständlich“, sagt Richard Stibral. Dank an alle Gäste: Nicht nur für seine Familie findet der 60-Jährige dankende Worte. „All unseren Gästen möchte ich nach über 30 Jahren Danke sagen. Es sind viele Freundschaften entstanden, die ohne dieses Restaurant nicht möglich gewesen wären.“ Besonderer Dank gelte zudem noch dem Koch Tomas Ledvinka, der seit 22 Jahren die Geschicke in der Küche leitet. „Durch sein Engagement, sein fachliches Wissen und die Liebe zum Detail hat er zu der besonderen Atmosphäre und dem guten Namen beigetragen“, sagt der Gastronom. Neue Betreiber übernehmen: Allerdings ist das Gasthaus „Zum Schwejk“ nicht gänzlich Geschichte: Ab Januar wird ein neuer Betreiber das Restaurant unter altem Namen weiterführen. „Das Restaurant ist natürlich mein Lebenswerk. Deswegen war es nicht einfach, geeignete Nachfolger zu finden.“ Das Restaurant wird nun von Freunden der Kinder übernommen, die die Kultur des Schwejk seit Jahren kennen. „Ich wünsche den neuen Betreibern viel Erfolg“, so Richard Stibral, der sich am meisten darauf freut, nun selbst einmal Gast im "Schwejk" sein zu dürfen. Von Lucas Rosenbaum