Volksbegehren für Artenschutz "läuft bei uns" in Celle

Auf fruchtbaren Boden fällt in Celle das Volksbegehren "Artenvielfalt.Jetzt!". Sein Ziel ist es, d en von der Landesregierung proklamierten "Niedersächsischen Weg" hin zu mehr Artenschutz, der auf wenig verbindlichen Vereinbarungen beruht, durch Gesetze zu untermauern. Hunderte von Bürgern haben sich bereits auf den Unterschriftenlisten eingetragen. 450 Signaturen haben Grünen-Politiker Bernd Zobel und Andrea Pohlen vom NABU von der Celler Volksbegehrens-Aktionsgruppe jetzt im Rathaus abgegeben. Sie freuen sich, dass so viele mitmachen: " Läuft bei uns." Politik soll neu ausgerichtet werden: Das von einem breiten Bündnis getragene Volksbegehren strebt eine ökologische Neuausrichtung der Politik an. So soll die Quote für den Öko-Landbau bis 2030 bei 20 Prozent liegen, der Einsatz von Pestiziden soll bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 Prozent reduziert werden. Die Tierhaltung soll auf weniger Vieh pro Fläche zurückgeführt werden. Feldgehölze, Hecken und Gewässerrandstreifen, Baumreihen und Kleingewässer sollen ebenso gefördert werden wie mehrjährige Blühstreifen und die Wiedervernässung von Mooren. Ausgleichszahlungen für Landwirte: Während immer mehr Menschen diese Forderungen unterstützten, seien sie auf Seiten der Landwirtschaft zum Teil auf wütende Proteste gestoßen, sagt Pohlen. Dabei schreibe das Volksbegehren Entschädigungs- und Ausgleichszahlungen gesetzlich fest. "Landwirte, die durch Naturschutzauflagen Ertragseinbußen haben, müssen dafür auch entschädigt werden." Zobel verweist darauf, dass jährlich rund 6,35 Milliarden Euro Steuergeld über die EU-Agrarpolitik nach Deutschland: "Rund 80 Prozent dieser Agrarsubventionen werden als pauschale Flächenprämien gezahlt." Das Geld sollte auch nach ökologischen Kriterien verteilt werden, so Zobel: "Das Problem der Landwirtschaft ist nicht der Naturschutz, sondern die industrielle Massenproduktion." Auch in Celle soll sich was ändern: Auch in Celle müsse sich allerhand ändern, so der Ratsherr Zobel: " Das zeigt zum Beispiel die politische Diskussion, in der versucht wird, anstatt Naturschutzgebieten nur Landschaftsschutzgebiete auszuweisen. Das reicht nicht. Die Artenschutz-Ampel steht auf Rot. Außerdem müssen wir den Flächenfraß durch immer neue Baugebiet stoppen. "Man müsste auch anfangen, Flächen wieder zu entsiegeln", so Pohlen. Zobel: "Weniger Versiegelung in der Stadt heißt auch: Schluss mit der Verschotterung der Gärten." Organisatoren optimistisch: Damit das Volksbegehren Erfolg hat und der Landtag über das Gesetz für mehr Tier- und Pflanzenschutz in Niedersachsen entscheiden muss, werden 610.000 Unterschriften benötigt. Für einen ersten Schritt bis zur offiziellen Anmeldung des Volksbegehrens sind 25.000 Unterschriften erforderlich. Jede Unterschrift auf jedem Bogen wird von der jeweiligen Kommune auf ihre Korrektheit geprüft. Pohl hofft, dass die Landeswahlleitung ab Anfang August erste Ergebnisse bekannt gibt. Ob das spannend wird? Pohlen lächelt. "Eher nicht. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir genug Stimmen zusammen bekommen. " Informationen über das Volksbegehren gibt es im Internet unter www.artenvielfalt-niedersachsen.jetzt. Die Celler Aktionsgruppe ist per E-Mail an celle@artenvielfalt-niedersachsen zu erreichen.