Mit einer Hommage an den vor 50 Jahren verstorbenen „brasilianischen Wilden“ begeisterten Boyan Karanjuloff (Gitarre) und Sven Holger Philippsen (Cello) die rund 150 Zuhörer bei der „Kleinen Hofmusik“ im Alten Apothekerhof.
Bei der Nr. 5 dieses Zyklus servierte das bestens eingespielte Duo nicht nur die populäre „Aria“, sondern auch die häufig unterschlagene „Danza“ dieses Stückes. Mit filigran-virtuoser Klangmalerei sorgten sie für ein farbenreiches Urwaldkolorit und brachten Villa-Lobos virtuellen tropischen Dschungel samt seiner tierischen Bewohner zum Tanzen. Überhaupt stand das Tänzerische im Mittelpunkt ihres Programms.
Bei sehnsüchtig-sentimentalen „Brazil-Chros“, indianischen Tänzen und Tango-Variationen („Sambossa“) sowie volkstümlichen Melodien im Latin-Sound wie „Xang“ und „Floresta do Amazonas“ kosteten sie die ganze Bandbreite zwischen schmachtender Hingabe und feuriger südamerikanischer Verve aus.
Mit unverhohlener Lust am tonschöpferischen Gestalten durchschritten sie die Dimensionen der Gefühlswelt. Karanjuloff holte eine schier unerschöpfliche Fülle an Emotionen aus seiner Gitarre heraus, und Philippsen setzte mit seinem Cello die verzärtelnden Akzente im Reich der dunklen Töne.
Dabei arbeiteten die beiden Musiker mit immer wieder aufs Neue überraschenden Klangeffekten und rhythmischen Raffinessen. Stimmungsvoll, melancholisch, melodiös und rhythmisch perkussiv gestaltete sich die Palette ihrer Darbietungen, bei denen Leidenschaft und Lebensfreude virtuos sprudelten und ihre Wirkung auf das begeistert applaudierende Publikum bei der kleinen Hofmusik nicht verfehlten.
Von Rolf-Dieter Diehl