Umwelt : Hitzige Debatte um "grüne Lunge"

Als das Wort "Dreckswald" fiel, hatte Klaus Didschies genug. Karin Abenhausen hatte nach der Ortsratssitzung am Mittwoch den Klein Hehlener Ortsbürgermeister zitiert, der damit bei einer Ortsteilbereisung im Dauerregen vor ein paar Monaten den Kollerschen Wald bezeichnet hatte. Didschies reagierte gekränkt: "Sie und Frau Bahr haben damals eine Stunde auf mich eingeredet, was Sie wollen und was ich tun müsse. Meine Aufgabe als Ortsbürgermeister ist es allerdings nicht, das zu machen, was Sie wollen. Es gibt auch Bürger, die Interesse hatten, dort zu bauen. Ihre Absicht ist offensichtlich, mich in der Öffentlichkeit zu beschädigen", gab Didschies zurück. Verhältnis Ortsrat-Bürger belastet: Das Wortgefecht zwischen der Aktivistin für den Schutz des Kollerschen Waldes und dem Ortsbürgermeister machte eines deutlich: Auch nachdem der Celler Rat Ende September einen Planungsstopp für das beabsichtige Baugebiet beschlossen hat und der Bauausschuss vergangene Woche empfahl, den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan aufzuheben – endgültige Entscheidung im Celler Rat am 28. November –, ist das Thema noch lange nicht von der Tagesordnung verschwunden. Und: Der Streit um den Erhalt der "grünen Lunge" Klein Hehlens hat das Verhältnis zwischen Bürgern und Ortsrat nachhaltig belastet. Baugebiet "durchaus charmant": Das musste auch Didschies zur Kenntnis nehmen. Gegenüber der CZ stellte der Ortsbürgermeister klar, dass er das Wort "Dreckswald" auch gewählt habe, weil dort Müll entsorgt worden sei. Gleichwohl räumte er ein, dass er die Planungen für ein Baugebiet "durchaus charmant" fand. Allerdings habe er zur Kenntnis genommen, dass "die Mehrheit in Klein Hehlen hofft, dass dort nichts geschieht". Nie auf Tagesordnung: Aber haben Didschies und der Ortsrat auch danach gehandelt? Nach der Ortsratssitzung mussten sich die Politiker einige Kritik anhören. "Die Bevölkerung hat es geschafft, dass es für den Investor schwierig wird, nicht der Ortsrat. Das ist Fakt", sagte ein Klein Hehlener unter Beifall. Und ein anderer fragte: "Wann kommt denn das Thema mal auf die Tagesordnung des Ortsrats? Wir warten seit Monaten." Stadt sagt Info-Veranstaltung ab: Die indirekte Antwort darauf hatten Didschies und sein Stellvertreter Michael Többens schon ein paar Minuten zuvor gegeben. Ursprünglich sollte am Mittwoch eine Info-Veranstaltung mit allen Beteiligten stattfinden, doch "die Stadt hat die Veranstaltung einfach abgesagt", so Többens. Abenhausen reichte das nicht. "Sie kämpfen für den Lärmschutz der Bürger an der Winsener Straße. Warum kämpfen Sie nicht auch für diese Sache?" Többens: "Ich kann Ihnen garantieren: Die Mehrheit des Ortsrats setzt sich dafür ein." Dorffrieden Wer in der Vergangenheit eine Sitzung des Ortsrats Klein Hehlen besucht hat, hatte das Gefühl, dass dort vorbildliche Arbeit geleistet wird. Meist war der Saal in Lehmanns Party-Scheune voll besetzt. Ortsbürgermeister Klaus Didschies hielt die Bevölkerung auf dem laufenden über aktuelle Themen und er setzte sich für die Anliegen der Bürger (Beispiel Geothermie-Siedlung oder Lärmschutz an der Winsener Straße) ein. Der Kampf um den Schutz des Kollerschen Waldes, das hat die jüngste Sitzung gezeigt, hat allerdings das Zeug dazu, das bisher gute Verhältnis zwischen Ortsrat und Bevölkerung auf eine harte Probe zu stellen. Diejenigen – und es hat sich in den vergangenen Monaten gezeigt, dass es sich wohl um die Mehrheit der Klein Hehlener handelt – die sich für den Erhalt des Kollerschen Waldes einsetzen, fühlen sich vom Ortsrat im Stich gelassen. Der Ortsrat hingegen hält sich zugute, durchaus aktiv geworden zu sein. Man bekomme aber nicht "immer die Infos, die wir haben wollen", hieß es, und die für Mittwoch angesetzte Info-Veranstaltung habe die Stadtverwaltung einfach abgesagt. Bei den Bürgern ist dieses "Engagement" allerdings nicht angekommen. Und in der Tat: Zwar hat der Ortsrat im Rahmen von Begehungen auch beim Kollerschen Wald vorbeigeschaut. Doch seit das Thema vor etwa zwei Jahren akut geworden ist, stand es nicht einmal auf der offiziellen Tagesordnung. Die Sitzung am Mittwoch hat gezeigt: Hier hat der Ortsrat die Interessen und Sorgen der Bevölkerung falsch eingeschätzt und nicht ernst genommen. Ortsbürgermeister Didschies muss sich also nicht wundern, wenn er zur Zielscheibe der Kritik wird. Zumal er deutlich gemacht hat, die Pläne des Investors "durchaus charmant" zu finden. Dass diese Kritik nicht die Grenzen des Anstands und gegenseitigen Respekts übersteigen darf – darüber sollten einige der Umweltschützer einmal nachdenken.

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