Tödlicher Messerangriff an Celler Bahnhofstraße: Erster Todestag von Arkan

Vor genau einem Jahr erschütterte ein Gewaltverbrechen Celle: Der 15-jährige Arkan, der mit seinen ezidischen Eltern im Jahr 2014 vor Terroristen des Islamischen Staats (IS) aus der irakischen Region Singal geflohen war, wurde auf offener Straße kaltblütig erstochen. Er war auf seinem Fahrrad an der Bahnhofstraße unterwegs, als Daniel S. ihn aus dem Nichts mit einem Messer attackierte und tödlich verletzte. S. wurde wegen vorsätzlicher Tötung nach einem Krankheitsschub in die Psychiatrie eingewiesen – das Landgericht Lüneburg befand, dass der Beschuldigte wegen seiner paranoiden Schizophrenie für die Allgemeinheit gefährlich sei. Augenzeugin schildert Attacke aus ihrer Sicht: Am Mittwoch gedachten rund 250 Menschen aus Celle und Umgebung bei einem Gedenkmarsch des Opfers. Nach einer anfänglichen Kundgebung in den Triftanlagen bewegt sich der Demonstrationszug zu dem Ort, an dem das Unfassbare im vergangenen Jahr passierte. Noch immer erinnern dort Blumen, Kerzen und Briefe an den Jungen. "Ich war zu dem Zeitpunkt, als alles geschah, hier", berichtet eine Augenzeugin. Sie spricht zu Arkans Familie und all den anderen Menschen, die gekommen sind: "Ich saß hier neben ihm und konnte in den letzten Momenten bei ihm sein. Zwar kannte ich Arkan nicht, aber ich hoffe, ich konnte ihm trotzdem das Gefühl geben, nicht allein zu sein. Ich werde diesen Tag in meinem Leben nie mehr vergessen. Ich werde Arkan nicht vergessen." Trauermarsch zu Corona-Zeiten: Yilmaz Kaba ist einer derjenigen, der die Demonstration organisiert hat. Er ist Mitglied der Initiative "In Gedenken an Arkan". Damit die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte, mussten die Initiatoren vorab ein Hygienekonzept erstellen. "Bereits im vergangenen Jahr war es den Angehörigen nicht möglich, richtig zu trauen. Deshalb ist es uns nun so wichtig, dass wir trotz Corona an Arkan erinnern können", sagt er. Es herrscht Maskenpflicht – Menschen, die nicht zum selben Haushalt gehören, müssen sich an die Abstandsregeln halten. "Wäre Corona nicht da, dann hätten wir sicherlich bundesweit zur Teilnahme aufgerufen", so Kaba. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung der Regeln und muss dabei gelegentlich an die Abstände erinnern. Ein Zeichen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie: An jenem Ort, an dem Arkan sein Leben verlor, hängt seit Mittwochabend nun auch eine Gedenktafel. Sie soll an den Jungen, der unschuldig starb, erinnern – und gleichzeitig ein Mahnmal sein. "Ob es nun einen rassistischen Hintergrund gab oder nicht: Fakt ist, dass viel zu viele Menschen in Deutschland Opfer von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie werden", so Yilmaz Kaba. "Darauf wollen wir aufmerksam machen." Die Initiative "In Gedenken an Arkan" kritisiert, dass der im Raum stehende Rassismus-Verdacht bei den Ermittlungen zu schnell beiseite geschoben worden sei. "Wir wollen auch in Arkans Namen ein klares Zeichen gegen Rassismus setzen", sagt Kaba.