83.591. So viele Menschen sind in Deutschland laut Daten des Robert-Koch-Instituts bereits im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorben (Stand: 4. Mai 2021). In der 52. Woche des Jahres 2020 waren es allein 5724 – der traurige Rekord hierzulande. Auch die CZ druckt täglich die aktuellen Zahlen von Infizierten und Verstorbenen.
Wie verändert Corona Sicht auf den Tod?
Todesfälle und Inzidenzwerte bestimmen das öffentliche Leben. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Tod in Deutschland vermutlich nie präsenter. Was macht das mit uns? Wie verändert sich unsere Sicht auf den Tod? Müssen wir unsere Sterbekultur neu überdenken? Dazu äußern sich zwei Celler, die sich beruflich mit dem Sterben und dem Tod beschäftigen.
Celler Theologe Peter Kuhlmann: Rückblick aufs Leben wichtig
Peter Kuhlmann, Theologe und Autor aus Celle: "Bei meinem Kontakt mit dem Tod geht es meistens um das Leben. Eine gute Trauerrede ist für mich auch eine Form der Lebensbilanz. Dieser halbstündige Rückblick auf die Jahrzehnte ist ganz wichtig im Trauerprozess. Nicht nur, dass die Angehörigen möchten, dass der Verstorbene positiv dargestellt wird, es dient auch der Vermittlung zwischen denen, die bleiben, und der Person, die gegangen ist. Wie oft habe ich das schon gehört: Ich wusste ja gar nicht, dass Oma/Opa das gemacht haben? Der Tod ist eine Lehrstelle. Über das Leben sprechen, kann diesen leeren Raum füllen.
Tod eines geliebten Menschen belastet Angehörige
Ich möchte dabei helfen, dass der Verstorbene einen schönen Abschied bekommt. Der Tod berührt mich dabei nicht. Viel mehr die, die zurückbleiben. Die Situation von Angehörigen, für die durch den Tod des Lebenspartners auch der Lebensinhalt wegbricht, macht mir zu schaffen. In solchen Momenten erreicht der Tod eine besondere Härte. Umso schöner ist es, wenn ich bei meinen Vorgesprächen auf eine intakte Familie treffe. Da weiß ich, dass das soziale Netz gut gespannt ist.
Einsamer Tod in Zeiten der Corona-Pandemie
Die Pandemie hat den Tod einsamer werden lassen. Wenn Menschen nicht richtig voneinander Abschied nehmen können und wenn sie daran gehindert werden, sich durch sozialen Kontakt in ihrer Trauer begleiten oder ablenken zu lassen, dann ist das einfach schlimm. Bei einer Beerdigung konnte ich eine junge Frau beobachten, die zunächst die eineinhalb Meter Abstand zu ihrer trauernden Mutter einzuhalten versuchte, aber irgendwann nicht mehr anders konnte, als zu ihr rüber zu rutschen und in den Arm zu nehmen. Ich konnte sie sehr gut verstehen.