Seltener Gendefekt: Hunderte Celler wollen Milea helfen

Die, um die es geht, war auch da. Tim und Deborah Kreimer aus Nienhagen hatten am Samstag ihre vier Kinder in die Alte Exerzierhalle nach Celle mitgebracht: Emil (4), Oskar (4), Moritz (1) und natürlich Milea. Auf dem Arm ihrer Mutter schaute sich die Vierjährige den Trubel an. Für das Mädchen, das an einem seltenen Gendefekt leidet, wird dringend ein Stammzellspender gesucht. "Es gibt für sie keine andere Therapie", sagte ihr Vater Tim Kreimer. Aber, und das ist die gute Nachricht: Wenn der genetische Zwilling gefunden wird, kann Milea ein gesundes Mädchen werden. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Das Norddeutsche Knochenmark- und Stammzellspender-Register (NKR), das die Aktion begleitete, zählte bis zum späten Nachmittag insgesamt rund 800 Besucher, von kleinen Kindern bis Senioren. Wie viele sich von ihnen typisieren ließen, ist noch nicht klar. Bevor das NKR eine Zahl bekannt gibt, will man auch abwarten, wie groß der Rücklauf der online angeforderten Typisierungssets im Zusammenhang mit Milea ist. Typisieren ist ganz einfach: Wie einfach das Typisieren geht, schilderten am Samstag Christina und Tim Blums, die mit ihrem Sohn Mads in die Alte Exerzierhalle gekommen waren. "Das ist viel einfacher als Blut spenden. Man muss nur drei Stäbchen in den Mund nehmen. Ich wollte das schon ewig machen. Als ich von der Milea-Aktion gelesen habe, habe ich meinen Mann geschnappt und dann sind wir als Familie hergekommen", sagte Christina Blums. Unter den Registrierten ist ab sofort auch Alexander Wille. Der ehrenamtliche Bürgermeister vertrat den Schirmherrn der Aktion, Celles Oberbürgerbürgermeister Jörg Nigge. "Wenn ich schon mal hier bin, mache ich das auch", sagte Wille und ließ sich das Prozedere mit den Wattestäbchen erklären. Dann noch ein bisschen Papierkram, das war es. "Mit drei Wattestäbchen kann man in drei Minuten Leben retten", sagte Wille zufrieden. Die Veranstaltung für Milea sei "eine tolle Aktion" und "sehr gut vorbereitet". Wille: "Vielleicht haben wir ja Glück und es gibt einen Spender." Genetischer Zwilling gesucht: Es war schon die zweite Hilfsaktion für Milea. Bereits vor zwei Jahren hatte es eine Typisierungs-Veranstaltung in Celle gegeben, aber ein genetischer Zwilling für Milea wurde nicht gefunden. Inzwischen ist das Drillingsmädchen schon von der Krankheit gezeichnet – sie wiegt nur elf Kilogramm, ist anfällig für Infektionskrankheiten und stark gefährdet, an einer lebensbedrohlichen Leukämie zu erkranken. Regelmäßig erhält sie Infusionen und muss ihr Knochenmark untersuchen lassen. 50 Helfer, viele Sponsoren: Für die Typisierungsaktion hat die Familie selbst viele Helfer organisiert und mehr als 100 Firmen kontaktiert, die Preise für eine Tombola spendierten. Rund 50 Helfer –Familie, Freunde, Bekannte – waren vor Ort. Sie verkauften Kaffee und Kuchen, halfen bei der Tombola mit oder ließen sich von den NKR-Fachleuten einweisen, wie die Probenentnahme im Detail funktioniert. Letzteres machte zum Beispiel Arzthelferin Paulina Tews aus Eicklingen. "Ich war schon bei der ersten Aktion vor zwei Jahren dabei. Jetzt hat mich Mileas Mutter gefragt, ob ich wieder helfen kann", sagte sie. Ehrensache für Paulina Tews, wie für viele andere auch. "Solche Präsenzaktionen sind sehr wichtig. Wir hoffen bei jeder Aktion, dass ein Spender dabei ist, um an Blutkrebs erkrankte Menschen zu heilen", sagte NKR-Geschäftsführerin Marlena Robin-Winn. Das sieht Mileas Vater genauso. "Es geht darum, so viele Menschen wie möglich zu sensibilisieren. Wir hoffen, die Nadel im Heuhaufen zu finden", sagte Tim Kreimer.