Selbst-entkeimende Oberflächen sollen Celler vor Infektionen schützen

Während die meisten Firmen unter der Coronakrise leiden, hat das Virus dem bayerischen Start-up TriOptoTec einen kräftigen Schub verpasst. Die kleine Regensburger Firma ist durch ihre antimikrobielle Oberflächenbeschichtung "Dyphox" schnell in ganz Deutschland bekannt geworden, nachdem mehrere Verkehrsunternehmen den Klarlack in ihren Bussen und Bahnen einsetzten. Auch in Celle kommt die neue Technologie bereits zur Anwendung. Sauerstoff zerstört Viren und Bakterien: Dyphox ist eigentlich als Mittel gegen multiresistente Krankenhauskeime entwickelt worden und funktioniert wie folgt: Ein spezieller Farbstoff gibt die Energie des Lichts an den Sauerstoff in der Beschichtung weiter. Der so aktivierte gasförmige Sauerstoff zerstört dann die Krankheitserreger auf der Oberfläche. "Das ist ein Prozess, der innerhalb von wenigen Sekunden abläuft", erläutert Lennart Fenselau von der Petroline Holding GmbH aus Westercelle, die die Hightech-Beschichtung in der Region vertreibt. Der Klarlack habe nicht nur eine Erfolgsquote von 99,99 Prozent, sondern auch eine einjährige Wirkungsgarantie. Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Doch das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) hat die Wirkung geprüft und bestätigt. „Mit dem Ergebnis der ersten klinischen Tests in der Notaufnahme des UKR sind wir mehr als zufrieden“, sagt UKR-Professor Wulf Schneider. Bayerns erster Universitätsprofessor für Krankenhaushygiene stellt fest: "Die antimikrobielle Oberflächenbeschichtung auf Basis der Photodynamik hat die Keimlast auf den behandelten Flächen drastisch reduziert." NDVG bucht Komplettpaket gegen Covid-19: Der Celler Vermögensverwalter und Finanzdienstleister NDVG ist einer der ersten Kunden in der Residenzstadt, die ihre Geschäftsräume komplett mit Dyphox beschichten lassen. „Wir wollen unsere Kunden, unsere Eltern und auch uns selbst schützen", sagt Geschäftsführer Hans-Martin Schneider, der einmal das Komplettpaket gebucht hat. "Das zieht sich durch das gesamte Gebäude durch – vom Haupteingang über den Handlauf im Treppenhaus und die Büros bis zur Spültaste und Klobrille." Die Beratungsgespräche finden bei NDVG wegen Corona zwar fast nur noch am Telefon oder per Videochat statt. "Die Kreditverträge unterschreiben wir aber immer noch persönlich", sagt Schneider. Auf Masken und Plexiglasscheiben allein will er sich dabei nicht verlassen. Auch Türgriffe, Tische, Stühle oder Kugelschreiber sollen keimfrei sein. Die Kosten dafür belaufen sich auf "ein paar Tausend Euro". Schneider: "Das investieren wir gerne, wenn wir dadurch alle Fläche geschützt haben und gut aufgestellt sind." Damit der Lack auch wirkt, muss er gründlich aufgetragen werden. "Das Ganze besteht aus drei Schritten", erläutert Vertriebsleiter Fenselau: "Zuerst werden die Flächen gereinigt, um sicherzustellen, dass keine Fette oder Verunreinigungen vorhanden sin. Im zweiten Schritt kommt eine Grundierung drauf, die die Grundlage dafür legt, dass im dritten Schritt der eigentliche Wirkstoff auch tatsächlich hält." Kontaktinfektionen bei Corona eher selten: Ob die selbst-entkeimenden Oberflächen speziell im Kampf gegen Corona viel nützen, ist allerdings offen. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es "für eine Übertragung des Virus durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen oder über kontaminierte Oberflächen derzeit keine belastbaren Belege". Dass Coronaviren über das Berühren übertragen werden, sei aber nicht auszuschließen. Das BfR sagt dazu: "Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheint dann möglich, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute der Nase oder der Augen übertragen wird."