Schülerinnen und Schüler diskutieren mit Celler Lokalpolitikern

Welche Freizeitmöglichkeiten können in der Stadt entstehen? Wie will die Politik die technische Ausstattung von Schulen voranbringen? Und was bewegt Abgeordnete in Stadtrat und Kreistag, ihr Amt auszuüben? Im Rahmen der Podiumsdiskussion "Jugend trifft Politik" in der CD-Kaserne stellten sich Jörg Bode (FDP), Christoph Engelen (SPD), Carsten Lapusch (Afd), Stephan Ohl (Grüne), Philip Siebold (WG) und Alexander Wille (CDU) den Fragen von über 500 Celler Schülerinnen und Schülern. Zwischen allgemeinen Fragen zum Beispiel zur Vergütung für das Ehrenamt in der Lokalpolitik und zur Motivation, sich auf diese Weise zu engagieren, wurde schnell deutlich, dass die Jugendlichen die Veranstaltung vor allem für konkrete inhaltliche Kritik und Anregungen an die Politiker nutzen wollten. So wurde gleich zu Beginn die Frage eingebracht, welche neuen Angebote sie für junge Menschen in der Stadt schaffen würden. Neue Orte für junge Menschen schaffen: "Wir brauchen neue Plätze, wo sich Jugendliche in Celle aufhalten können", betonte Jörg Bode – zum Beispiel den Allerstrand, der in den vergangenen Wochen und Monaten Thema in der Politik war. Die Entscheidung, den Strand zu einem Naturschutzgebiet zu machen, hält Carsten Lapusch für falsch – er müsse für alle zugänglich bleiben. Schade sei es, dass einige Angebote aus Celle verschwinden wie das "Rio's", das bis zu seiner Schließung 2018 ein beliebter Anlaufpunkt für junge Menschen gewesen sei, oder der seit dem vergangenen Jahr geschlossene "Späti" auf der Allerinsel, meinte Philip Siebold. Digitale Ausstattung lässt zu wünschen übrig: Alexander Wille gab die Frage an die Zuhörer zurück: "Was wünscht ihr euch?" Die Politik sei auch auf Rückmeldungen und Anregungen angewiesen, sagte er. Und eine solche kam dann auch direkt von einer Schülerin: Die Politik müsse Räume schaffen, die es Einrichtungen wie dem "Rio's" oder dem "Späti" ermöglichten, sich in Celle niederzulassen. Zwar sei dies auch die Entscheidung von Unternehmern, gleichwohl appellierte die Schülerin an die Abgeordneten, solche Möglichkeiten in der Stadtplanung zu berücksichtigen. Deutliche Kritik an der Politik übten einige Jugendliche an der Verteilung finanzieller Mittel. Über 150.000 Euro aus dem Stadthaushalt würden zum Beispiel in Museen fließen, führte ein Schüler vom Hermann-Billung-Gymnasium an – "und wir sitzen in Klassenräumen mit Overhead-Projektoren von 1996". Die Resonanz der Zuhörer bewies: An anderen weiterführenden Schulen in der Stadt zeigen sich ähnliche Probleme – zum Beispiel fehlendes Internet für die Schüler und Beamer, für deren Nutzung ein Stapel Bücher und Klebeband nötig sind. "Das Thema wurde verschlafen": Die Stadt und damit der Stadtrat ist allerdings nur für die Grundschulen zuständig, über Gelder für weiterführende Schulen wird auf Kreisebene entschieden. "Es ist in der letzten Zeit einiges auf den Weg gebracht worden", sagte Alexander Wille, der die CDU in beiden Gremien vertritt. "Aber wir haben das Thema Digitalisierung an Schulen lange vernachlässigt." Das solle sich schnellstmöglich ändern: "Da müssen wir dringend im 21. Jahrhundert ankommen." "Das Thema Infrastruktur wurde verschlafen", räumte auch Christoph Engelen ein. Ein Vorschlag, wie sich die Politiker ein besseres Bild von der Situation machen können, kam von Stephan Ohl: "Es ist sinnvoll, dass sich die Politik die Schulen vor Ort anschaut." Insgesamt zeigten sich die Politiker offensichtlich überrascht von den Berichten der Jugendlichen. So ganz wollte eine Schülerin das allerdings dann doch nicht gelten lassen: Immerhin seien doch einige Lehrer, die die Situation vor Ort kennen, selbst in der Politik aktiv, betonte sie.