Roller-Treffen : Easy Rider mit zwölf PS

Es ginge so viel bequemer. Doch Ralf Bartzke, Spitzname „Barry“, und seine Mitfahrer haben sich nun mal in den kultigen Vespa-Roller des italienischen Herstellers Piaggio verliebt. Die Zweiräder laufen mit rund zwölf Pferdestärken vom Band, Bastler kitzeln mehr heraus. So motorisiert, haben zehn Vespa-Fans aus Celle und Umgebung die Strecke zu den Vespa World Days im ungarischen Zanka auf sich genommen. Reisegeschwindigkeit: 80 bis 90 Kilometer pro Stunde. Streckenlänge: etwa 1200 Kilometer. Wie Bartzke die Erfahrung beschreibt? „Es war super!“, sagt der Celler. Pannen gehören dazu: „Wir hatten natürlich ein paar Pannen“, ergänzt „Barry“. „Das kann man bei so einer langen Tour mit zum Teil so alten Rollern auch nicht ausschließen“, meint der Vespa-Fahrer. Bis Dresden führte die erste Etappe, von dort ging es nach Prag. „Da hat es dann bei einer Mitfahrerin die Zündgrundplatte zerlegt“, sagt Bartzke. Und ohne die geben die Zündkerzen nun mal nicht ein Fünkchen von sich. Also wurde der Roller in eines der Begleitfahrzeuge geladen, Ersatz gab es erst auf dem Festival-Gelände in Ungarn. „Wir haben einen Bekannten angerufen aus München, der hatte noch eine Platte liegen und hat sie mitgebracht“, so Bartzke. Merke: Vespa-Fahrer sind gut vernetzt und hilfsbereit. 5000 Vespa-Fahrer unter sich: Sicher hätte auch einer der vielen Händler auf dem Festival Ersatz angeboten – oder aber einer der zahlreichen Besucher. Mit rund 5000 Gästen hatten die Veranstalter des „Vespa-Clubs Ungarn“ gerechnet und wurden nicht enttäuscht. Auf der Internetseite des Festivals zieht der Club Bilanz: „Es war ein großes Vergnügen, die vergangenen Tage mit euch zu verbringen“, schreiben die Organisatoren auf Englisch. Drei Jahre Vorarbeit stecken in dem Festival. Das Programm konnte sich sehen lassen. Geschlafen wurde im „Vespa Village“, einer Ansammlung von Gebäuden, die ähnlich wie Jugendherbergen ausgestattet sind. Im Vespa-Museum gab es etliche Klassiker des 1884 gegründeten italienischen Motorroller-Bauers zu bestaunen. Und auf den Bühnen des Festivals gaben sich Bands und DJs die Ehre. „Von der Organisation her war das wirklich bombastisch“, urteilt Bartzke. Früher war ein Anzug Pflicht: Zwei Rituale gehören traditionell zu den Höhepunkten jeder Vespa World Days. Bei der großen gemeinsamen Ausfahrt rollten mehrere tausend Roller gemeinsam durch die Region um die am Balaton-Ufer gelegene Stadt Zanka. Früher wurden zum Gala-Dinner durchaus Anzug und Abendkleid auf dem Gepäckträger mitgeführt, heute ist das gemeinsame Essen entspannter. „Vespa-Fahrer sind ohnehin sehr offen, da sitzt man sofort mit am Tisch und lernt neue Leute kennen.“ Auf dem Rückweg hatten die Tourer Pech – ab Magdeburg waren Kälte und Regen angesagt. Trotzdem bereut keiner der Fahrer aus Celle und Umgebung die Reise. Der Ort für die Vespa World Days 2020 steht schon fest: die indonesische Insel Bali. Besteht da nicht die Gefahr, dass die Insel zum Vespa-Treff ohne Vespas wird? „Manche verschiffen ihren Roller auch“, ist sich Bartzke sicher.

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