Rätselhaftes Bienensterben in Celle

Das wechselhafte April-Wetter macht den Bienen derzeit zu schaffen: Zwar haben in den vergangenen Tagen die Immen des Bieneninstitutes in Celle schon erste nennenswerte Nektarmengen und einiges an Pollen eingetragen, jedoch findet man in den „Einflugschneisen“ zum Institut vereinzelt verklammte, sterbende und auch tote Bienen auf dem Boden. Das ist auch Bürgern aufgefallen, die sich besorgt an das Institut gewandt haben. Bürger machen sich Sorgen: „Dass sich Celler Sorgen um die Bienen machen, ist ein gutes Zeichen für eine gewachsene Sensibilität der Menschen für die Umwelt, in der sie leben“, sagt Otto Boecking vom Bieneninstitut. Dieses Phänomen habe jedoch mit dem oft zitierten „Bienensterben“ nichts gemein. "Es lässt sich leicht erklären – und die Bienenvölker werden diese Situation meistern können." Honigbienen gehörten wie Amphibien und Reptilien zu den wechselwarmen Tieren. Ihr Wärmehaushalt hänge von den Außentemperaturen ab, und ihre Körpertemperatur entspricht stets nahezu der der Umgebung, so der Wissenschaftler: "Starten die Bienen jetzt in Sonnenscheinphasen zu ihren Sammelflügen in die Kirsch-, Apfel-, Löwenzahn- und Rapsblüten, sind sie von der warmen Stockwärme gut aufgewärmt. Landen sie dann jedoch auf kalten Flächen, sammeln an kalten und vielleicht sogar feuchten Blüten insbesondere in Bodennähe, verlieren sie womöglich so viel Wärme, dass sie nicht wieder starten können." Selbst Bienen, die auf dem Rückflug zum Stock schon fast ihr Ziel erreicht hätten, dann aber aufgrund kalter Winde auf dem kalten Boden oder im feuchten Gras „notlanden“ müssten, verklammten schnell und schafften nicht mehr die Rückkehr ins wärmende Volk. Bloß keinen Honig verfüttern: Häufig finde man dann kleine zusammengeklumpte Haufen von Bienen auch mit Pollen-Ladungen an den Beinen, so Boecking. "Den Bienen helfen zu wollen, macht keinen Sinn, denn diese Bienenverluste sind mengenmäßig äußert begrenzt und werden von den Völkern schnell wieder kompensiert." Geradezu kontraproduktiv und gefährlich wäre es, den geschwächten Bienen dann gar Honig anzubieten: "Dieser könnte theoretisch allein für die Bienen gefährliche Krankheitserreger enthalten und so die Völker, in die sie zurückfliegen, dann tatsächlich in ihrer Existenz bedrohen." Teilweise hohe Winterverluste: Längst nicht jedes Bienenvolk habe den Winter gut überstanden, sagt Boecking: "Winterverluste schwanken jährlich im Schnitt um die 16,5 Prozent. Demnach hat die Mehrheit der Imker in Deutschland kein Problem mit Winterverlusten. Gerade aber im letzten Winter 2021/22 sind diese Art der Verluste lokal extrem gewesen." Glücklicherweise könnten die entstandenen Lücken durch Völkervermehrung der anderen Imker wieder aufgefüllt werden. "Insgesamt steht die Imkerei derzeit gut dar", meint Boecking. Seit 2007 steige die Zahl der Imker in Deutschland an: "Laut den jüngsten statistischen Erhebungen halten derzeit rund 170.000 Menschen insgesamt fast eine Millionen Bienenvölker. Die Zahl der Imkereien in Deutschland ist erstmals wieder auf dem Niveau von vor 60 Jahren."