Premiere von "Tschick" Kurzweilig und "cool"

Ein Theaterstück wie eine Torte: Den Tortenboden lieferte Wolfgang Herrndorf mit seiner 2010 erschienenen Romanvorlage. Darüber dann quasi als „Puddingschicht“ die Bühnenfassung vom Dramaturgen Robert Koall (2011). Farbe und „Geschmack“ durch Sonja Schroeder (Regie), Marc Mahn (Bühne und Kostüme) und Ella Anschein (Dramaturgie) und schließlich als „Sahnehaube“ die drei quirligen Schauspieler Fabian Lichottka als Maik, Philipp Keßel als Tschick und Pia Noll (Isa). Celler Schlosstheater setzt Jugendroman um: Was diese drei bei der Produktion des Celler Schlosstheaters auf die Bühne zauberten, war kurzweilig und sehr „cool“ in der Darstellung. Viel Text – und doch hatte man auch oft das Gefühl, die Schauspieler würden sich unterhalten und keinen vorgegebenen Text sprechen. Dazu der ständige Umbau des „farbenfrohen“ Bühnenbildes: Schaumstoffplatten, Dreiecke und riesige Quadrate in dezentem Grau, die ständig von den Darstellern für ihre jeweiligen Zwecke von ihnen selbst arrangiert wurden. So einfach wie genial. Alle Handlungen wurden von den Akteuren vorgenommen, die aber auch noch die Nebenrollen, etwa die Eltern von Maik oder die Lehrer, darstellten. Mit einem geklauten Auto auf Tour: Maik ist ein Langweiler, sein Leben ist langweilig, bis der neue Mitschüler in Form von Andrej Tschichatschow, kurz „Tschick“, in seiner Klasse auftaucht. Maik, eben noch am Pool im elterlichen Garten – „Ich hätte alles Mögliche machen können, aber ich machte nichts“ – geht mit seinem neuen Freund, der gleich klarstellt: „Wenn ich dich nerve, mach' Meldung“, und einem geklauten Auto auf Tour. Ziel unbekannt, Hauptsache, weg. Freundschaft ist unzerstörbar: Und obwohl sich natürlich Probleme einstellen wie auf einmal endende Wege, Gewitterschauer, Benzinmangel und ein sich ihnen aufdrängendes Mädchen, das sie abzuschütteln versuchen, sind die Probleme irgendwie keine großen Probleme für die beiden Jungs. Denn sie haben sich. Und ihre Freundschaft ist damit unzerstörbar. „Ich bin ein großer Langweiler und Feigling“, sagt Maik, als er anstelle des verletzten Tschick das Steuer übernehmen soll. „Seit ich dich kenne, ist mir noch keine Sekunde langweilig gewesen“, so sein Kumpel. Premiere von "Tschick" in Halle 19 mit Beifall honoriert: Das galt auch für diese Premiere: Man hätte die drei den ganzen Abend beobachten und ihnen zuhören können. Natürlich gibt es in Halle 19 keinen Vorhang, aber im übertragenen Sinn ist der Vorhang ein Maß für den Beifall des Publikums. Gut ein halbes Dutzend „Vorhänge“ gab es bei dieser Premiere – und das war mehr als verdient. Von Kirsten Pröve-May Weitere Vorstellungstermine sind der 7., 19., 22., 25., 28. und 29. Mai, jeweils ab 20 Uhr.