Ostumgehungs-Arbeiten : Auf Celles Fledermaus-Highway

Hunderte gefällter Bäume, von schweren Forstfahrzeugen zerwühlter Waldboden, von Baggern gerissene Wunden in der Landschaft – so garstig kann praktizierter Artenschutz aussehen: Die Arbeiten zur Herstellung von Flugschneisen für Fledermäuse entlang der zukünftigen Trasse des Mittelteils der B3-Ostumgehung laufen auf Hochtouren. Und ja: Wer ein geländegängiges Fahrzeug hat, der kann jetzt schon zumindest teilweise dort durch den gerodeten Wald und über planierte Äcker rumpeln, wo in ein paar Jahren Autos über die Schnellstraße rauschen sollen. "Keine halben Sachen": Die Schneisen sollen die gefährdeten Flugsäuger dorthin führen, wo in Zukunft eigens für sie errichtete Fledermaus-Brücken zwischen Altencelle und Altenhagen über die Ostumgehung führen sollen. Diese Schutzvorkehrungen für die Tiere hatte die Umweltschutzorganisation BUND unter anderem mit Gerichtsverfahren durchgesetzt. Jetzt klafft dort, wo die aus den Dünen des Finkenherds kommende Schneise im Norden auf das freie Feld trifft, eine Lücke von rund 50 Metern Breite. Dort, wo sie auf die K74 mündet, ist die Schneise sogar rund 200 Meter breit. Hier könnte man glatt eine Autobahn reinlegen – ist das wirklich nur für kleine Flattertiere? "So sieht das aus", nickt einer der Forstarbeiter und grinst: "Watt mutt datt mutt, und beim Naturschutz kennen wir Deutschen nun mal kein Pardon. Wir machen keine halben Sachen." Auto-Trasse kommt noch: Auch Sönke Zulauf, der bei der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr als Planungs-Fachbereichsleiter für die neue B3 zuständig ist, bestätigt, dass die Schneisen im Kiefernforst hauptsächlich als Leitstrukturen für die Fledermäuse angelegt werden: "Das sieht zugegebenermaßen sehr imposant aus, ist aber aus Sicht der Fachleute in dieser Dimension erforderlich." Es gebe bei den Tierschutz-Rodungen aber auch Überschneidungen mit der späteren Straßen-Trasse: "Die wird jetzt aber noch nicht komplett geräumt." Baustraße zum Matthieshagen: Zu den Vorbereitungen dafür gehöre auch das Spezialfahrzeug, das bereits elektromagnetische Prospektionen auf der zukünftigen Trasse vornehme, so Zulauf. Auf dem Maisacker an der Wittinger Straße in Lachtehausen entsteht derzeit eine Baustraße Richtung Norden, wo am Wäldchen Mattieshagen der Freitagsbach überquert werden soll. Auch diese Baustraße orientiere sich am späteren Verlauf der neuen B3, stelle aber noch nicht ganz genau deren Trasse da, so Zulauf: "So in etwa kann man schon sehen, wo die Ortsumgehung hinkommt." Neuanpflanzungen geplant: Beim Fällen von Kiefern soll es in Sachen Fledermaus-Leitstrukturen allerdings nicht bleiben. Das "Schlachtfeld", auf dem sich derzeit die Rodungs-High-Tech-Maschinerie austobt, wird mit neuem, anderen Pflanzenbewuchs revitalisiert. Auch deshalb würden hier derzeit Baustraßen angelegt, um später zu neuen Pflanzflächen gelangen zu können. "Im Bereich Finkenherd ist von Mitte März bis Ende April die Anpflanzung von Laubwald und Extensivgrünland geplant", so der Sprecher des Niedersächsischen Verkehrsministeriums, Eike Frenzel. Im Bereich Matthieshagen sollten Neuanpflanzungen von Ende Februar bis Ende April realisiert werden.

Ostumgehungs-Arbeiten - Auf Celles Fledermaus-Highway