Nach Pause geöffnet: So läuft es bei der Celler Tafel in Coronakrise

Selbst hinter der Plexiglasscheibe und unter Mundschutz hat die ehrenamtliche Helferin Petra Mahmood ihren Frohsinn nicht verloren. "Sie sind meine Rettung", sagt ein älterer Tafelkunde. Dafür reicht sie ihm ein abgepacktes Fertigessen herüber. "Ist alles okay?", erkundigt sie sich. "Hauptsache wir bleiben gesund", sagt er, bedankt sich dreimal und wünscht ein schönes Wochenende. Seit einem Jahr engagiert Mahmood sich ehrenamtlich bei der Celler Tafel. "Nach zwölf Monaten weiß ich, wer was braucht", sagt sie und schiebt einer Mutter von sechs Kinder einen Fünf-Kilo-Eimer Quark herüber. Von Mitte März bis Anfang Mai mussten die Bedürftigen wegen der Coronakrise auf die Celler Tafel verzichten. "Mir hat am meisten der Kontakt zu den Leuten gefehlt", berichtet Petra Mahmood. "Nach sechs Wochen Pause war es ungewohnt, wieder in den Rhythmus zu kommen. Die Tafel-Kunden freuen sich, wenn sie uns wieder etwas erzählen können." Auch wenn die Zeit für einen längeren Plausch meistens fehle. Wie sehr jeder Einzelne unter Corona leide, würden die meisten aber nicht sagen. "Viele schämen sich, arm zu sein", weiß Mahmood. Vor allem Seniorinnen mit kleiner Rente trauten sich überhaupt nicht zur Celler Tafel. "Sie sollen ruhig herkommen. Es ist genug für alle da und es wird hier niemandem der Kopf abgerissen", sagt sie scherzhaft. Mit Beginn der Corona-Pandemie hatten die Tafel-Ausgabestellen schließen müssen – zu groß war das Risiko für die ehrenamtlichen Helfer, die häufig schon das Rentenalter erreicht haben. Die einzige Hilfe im Landkreis Celle war in dieser Situation das Projekt „Wir halten zusammen – und sind für Sie da“, das die Cellesche Zeitung mit ihrer Aktion „Mitmenschen in Not“, Serviceclubs sowie der Kirchenkreis gemeinsam auf die Beine gestellt hatten. Dabei wurden 4000 Tafelkunden mit Einkaufsgutscheinen unterstützt, die bis zum Wochenende bei Edeka-Märkten eingetauscht werden konnten. Tafel-Kunden auf Gutscheine angewiesen: "Teilweise haben wir an eine Familie zehn oder elf Gutscheine im Wert von 20 oder 40 Euro verteilt, das war schon eine große Hilfe", erzählt Bärbel Geiger vom Tafel-Vorstand. "Eltern mit sechs oder acht Kindern sind bei uns nicht ungewöhnlich." Eine Mutter berichtet: "Mit sechs Kindern zu Hause war die Pause schon eine schwierige Zeit." Von den Gutscheinen im Wert von rund 200 Euro habe sie vor allem Toastbrot und Butter für die Kinder gekauft. "Es hat für drei oder vier Mal Einkaufen gereicht." Ein älterer Herr hat sich davon Waschpulver, Fleisch und "alles, was man so braucht" gekauft. Eine junge alleinstehende Frau betont: "Ich war auf die Gutscheine angewiesen, um an die Lebensmittel zu kommen, die ich sonst bei der Celler Tafel erhalte. Ohne diese Unterstützung hätte mein Geld nicht über die Zeit gereicht." Seit 4. Mai ist die Celler Tafel in der Uferstraße wieder geöffnet. "Inzwischen sind alle Ehrenamtlichen wieder dabei und der Betrieb ist voll angelaufen", sagt Heidemarie Hitz vom Tafel-Vorstand. Das Aufkommen der Lebensmittelspenden habe sich wieder normalisiert, nachdem es zu Zeiten der Hamsterkäufe eng geworden war. "Auch unsere Lieferanten sind froh, dass wir wieder Lebensmittel abholen." Sogar Toilettenpapier sei wieder zwischen den Spenden. Die ganze Zeit mit Maske und Spuckschutz zu arbeiten sei "lästig, aber erträglich". Es können nur drei statt fünf Tafelkunden gleichzeitig mit Abstand versorgt werden. "Dadurch dauert es ein bisschen länger mit der Ausgabe", stellen die Ehrenamtlichen fest.. Draußen bilden sich lange Kinderwagenschlangen. "Das wird noch einige Zeit so bleiben, doch damit haben gerade alle zu kämpfen." Suppenausgabe im Juni wieder? Hitz hofft, dass die Suppenausgabe im Laufe des Junis wieder am Sonntag angeboten werden kann. "Wir haben hier viel Platz, sodass wir die Tische weit auseinanderziehen können." Normalerweise kämen 20 bis 30 Bedürftige, die sich gerne miteinander austauschen.